Roller in Köln mit neuer FunktionE-Scooter-Anbieter will betrunkene Fahrer schützen

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Seit April 2021 operiert der E-Scooter-Anbieter Voi in Köln.

Köln – App öffnen, Code scannen, entsperren, losfahren – wer in Köln mit den E-Scootern von „Voi“ schnell mal irgendwo hin will, muss seit Kurzem etwas mehr Zeit zum Entsperren einplanen. Mit einem Reaktionstest will der E-Scooter-Verleiher „Voi“ angetrunkene Fahrer in Köln vor Unglücken schützen. Ziel des Politprojekts soll es sein, ausführliche Daten zum Nutzerverhalten zu bekommen und den Test daraufhin anzupassen.

Dieser ploppt vor dem Entsperren auf und muss dann erst einmal bestanden werden. Hintergrund ist die „Vision Zero“ des Unternehmens, Unfälle mit den Elektrorollern bis 2030 komplett zu vermeiden, sagt Caspar Spinnen, Sprecher von „Voi“.

Ein Viertel der Unfälle mit E-Scooter unter Alkoholeinfluss

Alkoholisierte Fahrer seien in Köln besonders gefährdet, sagt eine Sprecherin der Polizei Köln. Im vergangenen Jahr war bei jedem vierten der insgesamt 400 Unfälle mit Beteiligung eines E-Scooters ein Fahrer beteiligt, der zuvor Alkohol getrunken hatte.

Zwar hat sich die Zahl der Vorfälle mit den Rollern im Vergleich zu 2020 sogar verdoppelt, dies sei nach Einschätzung von Spinnen aber auch auf die höhere Nutzerzahl der Scooter zurückzuführen. „In Relation gesehen sind es demnach weniger Unfälle geworden, die Menschen gewöhnen sich an die Roller.“

„20 Prozent lassen den Roller stehen“

Anbieter „Voi“, der seit Mai 2021 in Köln operiert, will die Unfallzahlen am liebsten komplett auf Null setzen. Ansetzen will das Unternehmen dabei eben bei den Betrunkenen. Bei dem Test müssen die Nutzer mit dem Finger auf schnell verblassende Symbole tippen. Der Reaktionstest ist bereits seit einigen Monaten in München aktiv, die Zwischenbilanz: „Wir stellen fest, dass 20 Prozent den Roller stehen lassen“, sagt Spinnen. Für das Unternehmen sind das positive Zahlen.

Der Reaktionstest soll nämlich nicht nur „Voi“ dazu verhelfen, die Unternehmensvision zu erreichen, sondern auch vor allem die Menschen schützen. Nicht nur vor möglichen Verletzungen, sondern auch vor hohen Bußgeldern oder dem Verlust der Führerscheins. Denn für E-Scooter-Fahrer gelten die gleichen Regelungen wie für Autofahrer.

Bei Fahrt mit E-Rollern droht Führerscheinentzug

Konkret heißt das: Schon ab 0,5 Promille drohen Sanktionen, ab 1,1 Promille kann der Führerschein direkt vor Ort entzogen werden. „Bei jungen Fahrern, die noch in der Probezeit sind, gilt bei den E-Scootern deswegen auch die Null-Promillegrenze“, sagt die Sprecherin der Polizei. Die Nutzung der Roller stellt also keine gute Alternative zum Auto da, wenn abends in der Kneipe mal ein paar Bier mehr getrunken wurden.

Genau deswegen ist der Reaktionstest auch nur von Donnerstag bis Sonntag in den Zeiten zwischen 22 und 5 Uhr aktiviert. Ein großes Manko gibt es aber doch: Nach dem Nicht-Bestehen des Tests erscheint zwar eine Warnung auf dem Bildschirm, entsperren und losfahren können die Nutzer aber trotzdem.

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„Da es ein Pilotprojekt ist, fehlen uns noch viele Seitenfaktoren, die eine Sperrung rechtfertigen“, sagt Spinnen. Derzeit wisse das System noch nicht, ob der Nutzer wirklich betrunken oder einfach nur überfordert mit der App ist. „Die Frage, mit der wir uns jetzt beschäftigen ist, wie wir das Ganze personenbezogen machen.“

Dies soll in den kommenden Monaten analysiert und angepasst werden. „Wir wollen damit einen Anreiz für die ganze Branche schaffen“, sagt Spinnen. Einige Konkurrenten würden bereits über eine ähnliche Funktion nachdenken. 

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