Rizin-Bomber-ProzessAnwalt von Sief Allah H. verlässt den Gerichtssaal

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Der Angeklagte Sief Allah H. hält sich im Oberlandesgericht Düsseldorf einen Aktenordner vor das Gesicht. 

Düsseldorf – Als der 6. Strafsenat am Freitag nach einer Verhandlungspause in den Saal im Hochsicherheitsgebäude des Düsseldorfer Oberlandesgerichts zurückkehrte, war der Rechtsanwalt, der im „Rizinbomber-Prozess“ mit Serkan Alkan den Angeklagten Sief Allah H. vertritt, verschwunden. Vor der Pause hatte er angekündigt, er wolle zwei Beweisanträge stellen, und dafür um eine Verlängerung der Frist gebeten, deren Ende der Senat für den 24. Januar festgesetzt hatte.

Dalla Fini erklärte, ein „Notfall“ sei ihm bei der Vorbereitung der Anträge dazwischengekommen: eine aufwendige Zahnbehandlung. Noch immer sei er davon benommen. Nun sagte Verteidiger Alkan zum Verschwinden seines Kollegen: „Ihm geht’s grundsätzlich nicht gut.“ Worum es in den Anträgen gehe, wisse er nicht. Jan van Lessen, Vorsitzender des Senats, reagierte ungehalten.

Die Verstimmung ist symptomatisch dafür, dass die Richter mit Ungeduld zum Ende der Beweisaufnahme kommen wollen. Dies durchkreuzen die Verteidiger mit Beweisanträgen. Am vorigen Verhandlungstag hatte Seda Basay-Yıldız, die die mitangeklagte Ehefrau Yasmin H. verteidigt, elf Anträge gestellt, um zu beweisen, dass Yasmin H. (44) nicht gewusst habe, dass ihr Ehemann (31) an einer Bombe baute und dafür das giftige Rizin herstellte; Sief Allah H. habe sie und die Kinder verlassen, um alleine nach Syrien in den Kampf für den Islam ziehen zu wollen. Beiden Eheleuten wird vorgeworfen, sie hätten in Chorweiler einen islamistisch motivierten Sprengstoffanschlag vorbereitet.

Anträge werden abgelehnt

Am Freitag lehnte die Vertreterin der Bundesanwaltschaft einen Antrag nach dem anderen als unbegründet ab. Vor den Beschlüssen des Senats dazu stellte Anwältin Basay-Yıldız weitere Anträge. Sie beziehen sich unter anderem darauf, dass die Familie 2018 wegen eines Wasserschadens aus ihrer Wohnung in der Osloer Straße in eine Ersatzwohnung auf derselben Etage umzog. Nach Darstellung der Verteidigung baute Sief Allah H. unbemerkt von seiner Frau in der alten Wohnung, für die allein er einen Schlüssel besessen habe, an der Bombe. Die Ermittler haben aber sowohl an Handschuhen als auch an einem Mundschutz mit Rizin-Spuren nicht nur DNA-Teile des Mannes, sondern auch seiner Frau entdeckt.

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Mit ihren Anträgen will die Verteidigung den Beweis erbringen, dass Yasmin H. Handschuhe und Mundschutz „kurzzeitig“ nur benutzt habe, um sich und die Kinder vor einer Kontamination zu schützen, als sie aus der mit Abwässern verschmutzten früheren Wohnung Haushaltsgegenstände herausgeholt habe.

Anwältin Basay-Yıldız beantragte auch, die Frist, in der die Verteidigung Stellung dazu nehmen kann, dass die Bundesanwaltschaft ihre vorherigen Anträge abgelehnt hat, bis zum nächsten Prozesstag (am Donnerstag) zu verlängern.

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