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Pilotprojekt in RodenkirchenDen Schadstoff-Partikeln auf der Spur

Lesezeit 3 Minuten
In der Kläranlage in Rodenkirchen am Unterer Weißer Weg startet schon bald das Pilotprojekt Adox zur Klärung von Mikroschadstoffen.

In der Kläranlage in Rodenkirchen am Unterer Weißer Weg startet schon bald das Pilotprojekt Adox zur Klärung von Mikroschadstoffen.

Rodenkirchen – Mikroschadstoffe gelangen bislang ungehindert in den Rhein. Mit einem neuen technischen Verfahren soll es künftig möglich sein, solche Spurenstoffe aus dem Abwasser zu entfernen. Seit 2012 laufen in der Kläranlage in Rodenkirchen am Unterer Weißer Weg die Vorbereitungen für ein entsprechendes Pilotprojekt. Eine neue Filteranlage soll gebaut werden und Anfang 2016 in Betrieb gehen, sagte Manuel Hartenberger, Projektleiter bei den Stadtentwässerungsbetrieben (Steb).

Adox nennt sich das Spurenstoffprojekt, das die Steb in Zusammenarbeit mit dem Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen durchführt. Spurenstoffe oder Mikroschadstoffe sind Rückstände von Pflegeprodukten, chemischen Haushaltsreinigern, Industriechemikalien und besonders von Medikamenten – vom Schmerzmittel über Hormonpräparate bis hin zum Antibiotikum und Röntgenkontrastmittel.

Diese Stoffe landen gewollt oder ungewollt in den Toiletten und Abwasserkanälen. Von dort fließen sie in die Gewässer. In den herkömmlichen Kläranlagen werden sie nicht herausgefiltert.

Auswirkungen noch unbekannt

Für Menschen seien die Spurenstoffe in den Gewässern nicht giftig, sagt Manuel Hartenberger. Aber es sei noch nicht erforscht, wie schädlich diese Stoffe für Fische und andere Wasserlebewesen und für die Ökosysteme seien. Vor allem wisse man noch zu wenig über die Auswirkungen von Spurenstoff-Gemischen.

Bislang gibt es lediglich Umwelt-Qualitätsnormen für Spurenstoffe in Gewässern. Diese Höchstmengenregelungen (0,1 Mikrogramm pro Liter) seien aber gesetzlich nicht bindend, könnten es in Zukunft aber werden. „Für diesen Fall wollen wir vorbereitet sein“, sagte Manuel Hartenberger. Deshalb wird geforscht und sozusagen präventiv eine neue Filteranlage im Rodenkirchener Klärwerk gebaut. Die ermittelten Ergebnisse werden dann auf die Großkläranlage in Stammheim hochgerechnet. Die Planungen und Voruntersuchungen kosten rund 450 000 Euro, der Bau der Versuchsanlage liegt bei rund 2,4 Millionen Euro. Zu 80 Prozent fördert das Umweltministerium des Landes das Modellprojekt, den Rest übernimmt die Steb. Köln und NRW sind Vorreiter beim Filtern von Spurenstoffen. Es gibt jedoch schon Anlagen in der Schweiz und in Baden-Württemberg.

Der Name Adox setzt sich zusammen aus Adsorption an Aktivkohle und Oxidation mit Ozon. Beim Forschungsprojekt wollen die Steb und die Wissenschaftler der RWTH herausfinden, welches der beiden Verfahren die optimale Filtermethode für das Kölner Abwasser ist. Getestet werden die Wirksamkeit, die Kosten und die Betriebstauglichkeit.

Noch werden die Versuche im Labor durchgeführt, aber die fünf Meter hohen Rohre sind schon aufgebaut. Darin sollen ab August die ersten praktischen Tests mit Aktivkohlefiltern durchgeführt werden. „Trinkwasser wird ja schon lang mit Aktivkohle gereinigt, aber für Abwässer ist das Verfahren neu“, erklärte Manuel Hartenberger. Für die Ozonung ist kein größerer Versuchsaufbau notwendig. Etwa zeitgleich wird die bisherige, nicht mehr zeitgemäße und überflüssige Flockungsfiltrationsanlage stillgelegt und umgebaut für die neue 2,4 Millionen Euro teure Adox-Anlage.

Pilotprojekt vorgestellt

In der Bezirksvertretung Rodenkirchen stellte Heinz Brandenburg das Pilotprojekt vor. Die Stadtteilpolitiker interessierten sich vor allem für die technischen Verfahren und dafür, ob auch der Stoff PFT aus dem Abwasser entfernt werde. Das konnte Brandenburg bestätigen. Allerdings sprach er von einer unproblematischen PFT-Belastung in Kölner Abwässern. Er warb dafür, Medikamente nicht in die Toiletten zu werfen und sparsam mit chemischen Reinigungsmitteln umzugehen. Am besten seien Essigreiniger. Auch ein ganz neues Problem wurde angesprochen: Die Mikro-Kunststoffe, die seit neuestem vermehrt in Kosmetika vorkommen. Diese Stoffe könnten auch mit den Adox-Verfahren nicht entfernt werden, betonte Brandenburg auf Nachfrage der Bezirksvertreter.

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