Badefreuden vor 100 JahrenKölner zog es in die neuen neuen Strand- und Freibäder

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Freibad im 20. Jahrhundert

Aufnahme des „Licht-, Luft, und Sonnenbads“, das sich seit 1909 unmittelbar   am Riehler Rheinufer befand.

Riehl/Rodenkirchen/Langel – Die Hitzewelle der vergangenen Wochen hat die Kölner massenweise ins „kühle Nass“ getrieben: Ob in die Freibäder, die Badeseen von Esch, Fühlingen und Vingst oder ans Rheinufer zum Sonnen und ganz vorsichtigen „Die-Füße-ins-Wasser-Halten“ – wer konnte, verschaffte sich etwas Abkühlung im Stadtgebiet. Und der Sommer ist ja noch längst nicht vorbei...

Doch schon im frühen 20. Jahrhundert nahm die heutige Badekultur langsam Formen an. Als Reaktion auf das aufkommende „wilde“ Baden im Rhein entschloss sich die Stadt Köln, gemeinsam mit dem damaligen Vorort Rodenkirchen dort das erste Strandbad zu eröffnen.

1912 nahm das Bad seinen Betrieb auf

Im Juni 1912 nahm das rund 250 000 Goldmark teure Bad nahe des heutigen Minigolfplatzes den Betrieb auf, die Kölner Badefreunde reisten in großer Zahl per Rheinuferbahn an. Zum amüsanten Eklat kam es bereits im August gleichen Jahres, als Badefreunde die „Britz“, den Trennzaun zwischen Frauen- und Männerstrand, einrissen. Erst 1919 wurde die Geschlechter-Trennung am Strandabschnitt offiziell aufgegeben.

Bis zum Zweiten Weltkrieg sei Rodenkirchen „das kölsche Ostende“ gewesen, hat es der Kulturwissenschaftler Cornelius Steckner von der „Geschichtswerkstatt Rodenkirchen“ umschrieben. Das Strandbad wurde nach Kriegsbeginn 1939 geschlossen; bis in die Sechziger wurde im Rhein wieder wild gebadet, bis das damals infolge der Industrialisierung immer schmutziger werdende Flusswasser den Spaß verleidete.

Freibad in Riehl musste Brücken-Bau weichen

Auch in Riehl durfte ab 1909 in einem eigenen Freibad geschwommen werden, das zunächst in der Nähe einer Schiffbrücke am Strom lag, wie aus den Aufzeichnungen und Fotos des Riehler Veedels-Chronisten Joachim Brokmeier hervorgeht. Als diese 1929 dem Bau der modernen Mülheimer Brücke – einer Hängebrücke – weichen musste und gleichzeitig ein Vorflutgelände geschaffen wurde, wurde auch das Bad verlegt, an die Ecke Riehler Straße/An der Schanz.

1934 pachtete der Bad-Betreiber das einstige Empfangsgebäude der Rheinuferbahn und richtete dort weitere Räume fürs Bad und ein Restaurant ein. Anfang der 1960er Jahre übernahm die Stadt Köln den Betrieb des Freibades. „In den 1970er Jahren gingen jedoch die Besucherzahlen deutlich zurück, so dass eine wirtschaftliche Führung des Schwimmbades nicht mehr möglich erschien und die städtischen Zuschüsse nicht mehr aufgebracht werden konnten“, so Brokmeier.

Endgültig geschlossen wurde es 1985. In den Umkleiden sind heute Gruppen- und Trainingsräume des Zirkus- und Artistikzentrums (Zak) untergebracht; die alte Bad-Gastronomie am Rhein ist heute das Biergarten-Restaurant „Schwimmbad“.

Am Rheinstrand von Porz-Langel hatte 1911 ebenfalls ein Familienbad eröffnet, damals als eleganter, 200 Meter langer Steinbau mit Freitreppe, die zum Ufer führte. 

Nachdem ein Feuer nur drei Jahre später die Anlage zerstörte, wurde das Bad erst 1931 in wesentlich kleineren Dimensionen wieder aufgebaut. In den 1940er Jahren spülte der Rhein im Langeler Bogen jedoch große Mengen Sand an. So ist es für die Öffentlichkeit schon lange nicht mehr möglich, dort schwimmen zu gehen. Das „Strandbad“ am Langeler Lido gibt es trotzdem noch – als Lokal gleichen Namens fast 200 Meter vom Strom entfernt, mit Lokalterrasse und Blick ins Grüne.

In die Vergangenheit

Zu einer „Spurensuche“ rund um das ehemalige Strandbad – unter Begleitung von Zeitzeugen – lädt die Geschichtswerkstatt „Rodenkirchen erinnert sich“ am Freitag, 28. September, 15 Uhr, ein. Treffpunkt ist beim Verein Wassersportfreunde 31, Uferstraße 49. Dabei geht es um die heute noch erkennbaren Hinweise auf die frühere Anlage. (PRe)

www.rodenkirchen-erinnert-sich.de

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