Bezirksvertretung RodenkirchenDas Stadtteilparlament verjüngt sich

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Rodenkirchen – Die Bezirksvertretung Rodenkirchen wird in der neuen Legislaturperiode nach dem 13. September kaum wiederzuerkennen sein. Von den 19 Vertreterinnen und Vertretern scheiden neun endgültig aus. Davon verlassen sieben aus gesundheitlichen und anderen privaten Gründen das Stadtteilparlament; zwei haben nicht mehr für die Bezirksvertretung kandidiert, weil sie ausschließlich einen Platz im Rat anstreben – darunter auch der bisherige Bezirksbürgermeister Mike Homann.

Politisches Urgestein sagt Adieu

Die Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD und Grünen stellen sich weiter zur Verfügung, streben aber gleichzeitig auch ein Ratsmandat an – mit mehr oder weniger guten Chancen. Das Bezirksgremium wird sich zudem verjüngen. Die SPD schickt zum Beispiel den Studenten Timon Marland ins Rennen, die FDP will mit dem Studenten Niklas Schmickler punkten. Und der älteste Bezirksvertreter verlässt die Runde: Karl-Heinz Daniel. Der 86-jährige FDP-Mann gilt als politisches „Urgestein“. Seit 1997 gehört er zur Bezirksvertretung Rodenkirchen, 16 Jahre war er Fraktionschef. Mit seinen detailreichen Kenntnissen und seiner sorgfältigen Sitzungsvorbereitung beeindruckte er seine Kolleginnen und Kollegen stets aufs Neue. Und mit humorvollen Einwürfen sorgte er für heitere Unterbrechungen.

Den Fraktionsvorsitz wird nun voraussichtlich Karl Wolters übernehmen, der bislang an der Seite von Karl-Heinz Daniel saß. „Ich hoffe, dass ich nicht alleine bleibe und dass wir wieder Fraktionsstärke erreichen“, sagt Wolters. In der Bezirksvertretung wird bereits ab zwei Vertretern von einer Fraktion gesprochen – im Rat ab drei.

Früherer AFDler wechselt zu den Freien Wählern

Seit den Wahlen 2014 war die CDU mit sechs Mandatsträgerinnen und –trägern die größte Fraktion im Stadtteilparlament, gefolgt von der SPD mit fünf und den Grünen mit vier. Die Linke war mit Berthold Bronisz vertreten, der jetzt aufhört.  Einzelmandatsträger war Torsten Ilg von den Freien Wählern Köln (FWK), der sich früher bei der FDP, anschließend bei der AfD engagiert hatte, bevor er zu den Freien Wählern wechselte. Vor kurzem erhielt er Verstärkung durch Josef Küpper, der sich nach innerfraktionellen Zwistigkeiten von der CDU verabschiedete und zu Ilg gesellte.

Überhaupt lief es in der CDU nicht immer glatt in den vergangenen sechs Jahren. Ärger gab es schon 2014, als die komplette CDU-Fraktion bei der Festlegung auf einen Bezirksbürgermeister ihre Stimmen dem SPD-Kollegen Mike Homann zusagte – unter der Voraussetzung, dass dieser sein Amt 2017 an die CDU weitergibt. Nicht alle CDU-Leute hielten sich an die Vorgabe, für Homann reichte es trotzdem. Aber man warf sich gegenseitig Vertrauensbruch vor und aus dem „Jobsharing“ wurde nichts.

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Vertrauensbruch und Jobsharing

Mike Homann gab das Amt nicht ab, in der CDU brodelte es. Letztlich sah die CDU jedoch davon ab, parteigerichtlich dagegen vorzugehen. Auf keinen Fall würde er sich aber wieder auf eine solche Absprache einlassen, sagt CDU-Fraktionschef Christoph Schykowski, der ansonsten zufrieden auf die vergangenen sechs Jahre zurückblickt. Viele Anträge seien gemeinsam verabschiedet worden, und das Klima habe sich zuletzt deutlich gebessert. Sollte es mit Schykowskis Ratskandidatur in Zollstock nicht klappen, bleibt er als Spitzenkandidat in der Bezirksvertretung. Und es wäre gut möglich, dass er der zukünftige Bezirksbürgermeister wird, vor allem dann, wenn die CDU wieder stärkste Fraktion werden sollte.

Mike Homann verlässt Bezirksrathaus

Der bisherige Bezirksbürgermeister Mike Homann von der SPD hatte schon früh angekündigt, dass er ebenfalls nicht mehr für das Stadtteilparlament zur Verfügung steht, sondern nur noch für den Rat. Als Bezirksbürgermeister im CDU-dominierten Stadtteil Rodenkirchen hatte er es nicht immer leicht. Aber er zeigte sich bürgernah und umgänglich, originell waren auch seine Auftritte im Karneval – wo er gern auch mal politische Neuigkeiten verbreitete. Die Bezirkssitzungen leitete er souverän und legte insgesamt Wert auf einen weitest möglichen Konsens. Tatsächlich zogen die Stadtteilpolitiker bei wichtigen Entscheidungen meist an einem Strang, oftmals erst nach ausufernden Diskussionen. Immerhin gelang es Homann zuletzt, die Sitzungsdauer auf rund drei Stunden zu beschränken. 

Komischer Deal ist Vergangenheit

Fraktionschef der SPD war bislang Jörg Klusemann. Er kandidiert im Wahlkreis sieben, wäre aber auch bereit, die Bezirksfraktion weiterhin zu führen. Es habe viel Gemeinsames gegeben mit den Grünen, auch mit der CDU und der FDP, sagt er. Die Zusammenarbeit mit der Linken sei reibungslos verlaufen. Aber die Zwistigkeiten mit der CDU und das misslungene Jobsharing hat auch er noch nicht vergessen. „So ein komischer Deal kam für uns nie in Betracht“, betont Manfred Giesen, bisheriger Grünen-Fraktionsvorsitzender und Direktkandidat im Wahlkreis neun. Falls er ihn nicht gewinnt, wäre er auch weiterhin der Fraktionschef. „Ich habe die meiste Erfahrung“, sagt er, wenngleich Traude Castor-Cursiefen die Kandidatenliste vor Giesen anführt. Das resultiert daraus, dass die Frauen bei den Grünen auf den ungeraden Zahlenpositionen angesiedelt werden.

Manfred Giesen rechnet im neuen Stadtteilparlament mit mindestens vier Mandaten – wie bisher. „Alles darunter wäre enttäuschend“, sagt er. Ein solches Ergebnis würde er dann persönlich verantworten und womöglich Konsequenzen daraus ziehen.

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