Ehrenamtler erhalten RuhestätteDer Friedhof in Köln-Immendorf ist eine echte Rarität

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Die Gräber gruppieren sich um St. Servatius herum. Damit ist sie die einzige Kirche in Köln, die solch einen Kirchhof besitzt. 

Immendorf – Kirchhöfe sind selten in Köln. In Immendorf allerdings gibt es noch einen Friedhof, der lange vor der Industrialisierung um die Kirche Sankt Servatius herum gewachsen ist. Und darauf ist die Gemeinde stolz. Wer zum Gottesdienst will, geht zwischen den Gräbern hindurch. Die letzten Ruhestätten gehören zum Gemeindeleben, das sich auch im angrenzenden Pfarrheim abspielt, dazu. Das soll auch künftig so bleiben, dafür setzt sich zumindest eine Handvoll Ehrenamtler ein, die im vorigen Jahr die Verwaltung des kleinen Friedhofs übernommen haben.

Friedhof muss sich finanziell tragen

Pia Odenhausen, im Hauptberuf Gemeindereferentin des katholischen Sprengels im Kölner Süden, zeigt vor Ort, wie sie den Friedhof zukunftssicher machen wollen. „Er muss sich ja finanziell tragen“, sagt die 58-Jährige. Ihre Kirche auf dem Heidenberg, der schon in vorchristlicher Zeit eine Kultstätte gewesen sein könnte, wurde im zehnten Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt. Heute machen sich die Gemeindemitglieder Gedanken über alternative Bestattungsformen. Sie müssen eben mit der Zeit gehen. „Wir bieten inzwischen auch pflegefreie Urnengräber an“, sagt Stefan Haß, der sich ebenfalls ehrenamtlich in der Gemeinde engagiert.

Erste Urne wurde beigesetzt

Eine erste Urne haben sie bereits beigesetzt, in einem Grünstreifen nahe der Mauer, die den Friedhof umgibt. Ein schlichtes Holzkreuz nennt den Namen der Verstorbenen. 250 Gräber finden sich auf dem denkmalgeschützten Friedhof heute. Rund zehn Beisetzungen im Jahr zählt die Gemeinde. Eine Zeitlang, sagt Haß, hätten recht viele Menschen aus dem Kölner Süden hier bestattet werden wollen: „Er war unheimlich voll.“

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Pia Odenhausen und Stefan Haß kümmern sich um den Kirchhof. 

Die Gemeinde habe schließlich beschlossen, Grabstellen nur noch an ortsansässige Katholiken zu verpachten. Mittlerweile haben sie die Regel wieder etwas gelockert und den Friedhof auch geöffnet für Mitglieder der Verbundgemeinde aus Rondorf, Meschenich, Godorf und Immendorf.

Wenig Pflege ist wichtiges Kriterium

Mit den neuen Bestattungsformen wollen sie den veränderten Bedürfnissen der Menschen Rechnung tragen. Wenig oder kein Pflegeaufwand oder der Preis seien Kriterien, die vielen heute wichtig seien. Neben dem Platz an der Mauer wollen die Ehrenamtler bald auch Bestattungen unter den Bäumen auf dem Friedhof anbieten. Anonyme Gräber wollen sie allerdings nicht zulassen. Jede Urne wird mit einem Stein gekennzeichnet, auf dem der Name, Geburts- und Sterbedatum zu lesen ist.

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Gemeinsam gejätet

Odenhausen, Haß und die anderen kümmern sich zusammen mit einem Gärtner auch um die Instandhaltung. „Er war ein bisschen verwahrlost“, sagt Haß. Also haben sie Bäume beschnitten und Unkraut gejätet. Helfer hatten sie genug. Sie freuen sich ohnehin über das rege Gemeindeleben. Ein Seniorenkreis, ein Café für Flüchtlingsfrauen, eine Handarbeitsrunde, ein Filmdinner, das Maifest und die Prozession – auch für die Lebenden bieten die Immendorfer Katholiken einiges an.

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