Kritik an neuer Schranke in Köln-ZollstockRettungsdienst muss größeren Umweg fahren

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Eine Schranke versperrt die Durchfahrt am Zollstocker Weg, um Kröten zu schützen.

Eine Schranke versperrt die Durchfahrt am Zollstocker Weg, um Kröten zu schützen.

Köln-Zollstock – Dass die Steinbud von Detlef Hansen seit dem Frühjahr nicht mehr wie gewohnt zu erreichen ist, damit kann er mittlerweile leben. Der Gastronom sorgt in den Kleingartenanlagen zwischen Kalscheurer Weiher, Autobahn und Eifeltor für das leibliche Wohl der Ausflügler und Laubenpieper. Und seit der Zollstocker Weg, der am Kalscheurer Weiher entlangführt, durch eine weiß-rote Metallschranke für Autos gesperrt ist, müssen seine Gäste über die Brühler Landstraße fahren und in die Jägerstraße abbiegen, um zu ihm zu gelangen. Ein großes Plakat, das Hansen an der Schranke befestigt hat, erläutert den neuen Weg zum Biergarten. Und im Großen und Ganzen scheint es zu funktionieren. „Ich will nicht klagen“, sagt Hansen. Unwohl fühlt er sich allerdings bei dem Gedanken, dass wieder ein Rettungswagen vor der verschlossenen Schranke stehen könnte.

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Dass der gar nicht so weit hergeholt ist, zeigt das, was sich laut Hansen vor etwa acht Wochen zugetragen hat. Eine Besucherin der Steinbud war nach einer ausgiebigen Wanderung bei warmen Temperaturen kollabiert. Hansen wählte den Notruf, schilderte den Fall und war überrascht, als sich wenige Minuten später die Notärztin bei ihm meldete. Zwei Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr, Notarzt- und Rettungswagen standen vor eben jener Schranke am Zollstocker Weg. Hansens Frau lotste sie per Telefon schließlich in die Kleingartenanlage. Der Umweg hat die Rettungskräfte Zeit gekostet – zum Glück ohne größere Folgen. „Gott sei Dank ging es der Frau am nächsten Tag wieder gut“, berichtet Hansen.

Kleingärtner haben Befürchtungen

Die Feuerwehr bestätigt zwei Einsätze im Frühjahr, die „länger als gewöhnlich gedauert“ hätten. Die Ursache sei in den Einsatzprotokollen nicht vermerkt, wohl aber der Hinweis an die Besatzungen auf die geänderte Anfahrt.

Hansens Erlebnis bestätigt auf jeden Fall die Befürchtungen, die viele in den Kleingärten nach der Sperrung des Zollstocker Wegs geäußert hatten. Sie war eingerichtet worden nach einem Beschluss der zuständigen Bezirksvertreter in Rodenkirchen. So sollten die Kröten geschützt werden, die sich im Frühjahr auf den Weg zum Weiher machen und massenhaft überfahren wurden. Später wurde die Sperrung auf das gesamte Jahr ausgedehnt. Die Kröten seien schließlich auch auf dem Rückweg gefährdet, den sie mit den Jungtieren bis in den Spätherbst antreten. Uneinsichtige Autofahrer beschädigten darauf die Schranken.

Die Stadt reagierte mit einem Schloss, für den zunächst zwar die Mitarbeiter der Stadt, aber offenbar nicht die Feuerwehr die passenden Schlüssel hatte. „Die Schranke hat für große Unruhe gesorgt“, sagt Ines Dettmann vom Kleingartenverein Am Schiffhof. Viele ihrer Vereinskollegen könnten die Sperrung an sich nachvollziehen. Auf Kosten der Sicherheit dürfe das aber nicht gehen.

Weitere Hindernisse für Rettungsdienste

Sie sieht weitere Hindernisse für Rettungsdienste: Die Zufahrt sei oft zugeparkt, die Unterführung unter der Autobahn schon nach leichten Regenfällen überschwemmt und die als Alternative ausgebaute Jägerstraße in Navigationsgeräten und Kartendiensten nicht verzeichnet. Ihr Vorstandskollege hat sie kurzerhand selbst bei einem der großen Kartendienste eintragen und benennen lassen. „Vor allem ältere Mitglieder machen sich Sorgen, dass die Gärten schwer zu erreichen sind“, sagt sie.

Die Stadtverwaltung verweist auf ihre Kampagne gegen zugeparkte Rettungswege (siehe „Hindernisse melden“). Da bislang für die Jägerstraße keine Beschwerden vorlägen, gebe es auch keine Kontrollen, teilt das Presseamt auf Anfrage mit. Des weiteren verweist die Stadt auf das Durchfahrverbot für die Straße, die den Kleingärtnern als Alternative versprochen war. „Dies bedeutet, hier darf kein Fahrzeugverkehr stattfinden“, heißt es. Ein kleines Zusatzschild erlaubt jedoch Anliegern die Zufahrt.

Die Feuerwehr teilt mit, mehrfach Probefahrten zu den Kleingärten unternommen zu haben, zuletzt am 11. Juli durch die Besatzung der Feuerwache Marienburg: „Dabei gab es keine Probleme“, so das Ergebnis. Die neue Zufahrt sei zudem im „Einsatzrechner eingetragen“ worden. Damit sei sichergestellt, dass die Einsatzkräfte und auch private Rettungsdienste die notwendigen Information erhielten. Zwar heißt es, „Straßensperrungen dieser Art“ seien Routine und würden „entsprechend in der Leitstelle verarbeitet“. Zusätzlich soll aber auch ein Aushang in der zuständigen Feuerwache für Aufklärung sorgen. Unklar blieb, ob der Vorfall vor einigen Wochen der Anlass dafür war.

Hindernisse melden

Die Stadt bittet Bürger um Hinweise, sollten ihnen versperrte Rettungswege auffallen. Sie können sich in akuten Fällen an die Rufnummer 0221/221-32000 wenden oder eine E-Mail schreiben. Das Postfach wird zu den üblichen Dienstzeiten betreut. (phh) Ruecksicht-rettet-leben@stadt-koeln.de

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