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Bismarcksäule bis ZwischenwerkKulturpfad zeigt Marienburgs Vergangenheit und Gegenwart

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Bismarcksäule am Ende des Bayenthalgürtel. Die Säule zeigt den ehemaligen Reichskanzler Otto von Bismarck.

Am Ende des Bayenthalgürtel wacht der ehemalige Reichskanzler Otto von Bismarck grimmig über den Rhein.

Zehn Stationen des Kulturpfads Rodenkirchen liegen in Marienburg. Die rund 3 Kilometer lange Strecke führt einmal quer durch das noble Villenviertel.

Erste Station ist die Bismarcksäule am Ende des Bayenthalgürtel. Hier wacht der ehemalige Reichskanzler Otto von Bismarck als Roland in Rüstung und mit Adlerschild grimmig über den Rein. Die imposante, 27 Meter hohe Säule wurde 1902/1903 errichtet, fünf Jahre nach Bismarcks Tod. Die Idee hinter der Bauform war eine Feuersäule, auf welcher jedes Jahr zur Sommersonnenwende Feuer lodern sollte. Finanziert wurde das Bauwerk maßgeblich durch den Schokoladenproduzenten Heinrich Stollwerck.

Von der Bismarcksäule führt der Kulturpfad Richtung Westen über den Bayenthalgürtel in die Straße „Unter den Ulmen“. Hier wird die zweite Station mit „Villenviertel“ angegeben. Seit jeher wohnt in Marienburg der „Kölsche Adel“. Den Startschuss für das Viertel gab der Unternehmer Ernst Leybold, der das Potenzial des unbebauten Gebietes erkannte. Seine Idee: Es sollte ein Villenviertel nach britischem Vorbild entstehen. Der größte Teil Marienburgs wurde zwischen 1885 und 1914 und zwischen 1918 und 1939 gebaut.

Villen in Marienburg

Marienburg wurde als Villenviertel nach britischem Vorbild errichtet.

Marienburger Straße 11 und die „Marienburg“

Die dritte Station führt an die Marienburger Straße 11 und die Parkstraße 55. In der Marienburger Straße 11 findet sich ein neugotisches Backsteinhaus, erbaut um 1904, und in der Parkstraße die „Villa Marienburg“, Namensgeberin und Ausgangspunkt für den Stadtteil. Sie wurde um 1845 als klassizistisches Herrenhaus im Auftrag des Kölner Bodenspekulanten Paul Hagen erbaut. Im Laufe der Jahre wechselte die Villa auf dem mehr als 50.000 Quadratmeter großen Grundstück mehrfach die Besitzer. Hier lebte unter anderen Ernst Leybold. Heute befindet sich hier die Hauptverwaltung der Hit-Lebensmittelmärkte. Die Villa steht auf einer Anhöhe, von allen Seiten blickdicht von Bäumen geschützt.

Von der Parkstraße biegt man rechts in die Straße „Unter den Ulmen“ und trifft an der Hausnummer 148 auf die vierte Station: die Villa Vorster. Sie wurde 1893 für den Bauherrn Fritz Vorster, Mitbegründer der Chemischen Fabrik Kalk, im englischen Landhausstil erbaut, als eines der ersten Wohnhäuser dieser Art auf deutschem Boden. Ab 1953 wurde sie für das belgische Militärgericht umgebaut und bis 2003 für diesen Zweck genutzt. Heute befinden sich sechs Wohnungen in dem Gebäude, das durch hohe Mauern von der Straße abgeschottet ist.

Das Zwischenwerk VIII b am Militärring.

Das Zwischenwerk VIII b am Militärring wurde 1876 von den Preußen als Schutz gegen die Franzosen gebaut.

Zwischenwerk VIII b

Richtung Süden geht es über die Tiberiusstraße und Leyboldstraße zum Militärring. Wenn man diesen überquert, liegt Richtung Rhein die fünfte Station: das Zwischenwerk VIII b. Das ehemalige Fort wurde 1876 von den Preußen als Schutz gegen die Franzosen errichtet. Nach dem 1. Weltkrieg mussten alle Festungsanlagen gesprengt werden. Dass beim Marienburger Fort mehr als üblich erhalten blieb – wie unter anderem der umlaufende Graben, die ehemaligen Schlaf- und Wohnräume der Soldaten, die Wache und eine Klappbrücke – ist dem damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer zu verdanken. Er ließ die Anlage 1925/26 in ein grünes Fort mit einem Schmuckgarten auf dem Dach umwandeln.

Über die Leyboldstraße Richtung Westen geht es zur Allerheiligenkirche – der All Saints Church. Das Gebäude nahe dem Verteilerkreis stammt aus dem Jahr 1951. Viele Jahre wurde es von der Bundeswehr für Gottesdienste genutzt und nur zu besonderen Anlässen von den Anglikanern. 1988 ging die Kirche aber ganz in ihre Nutzung über. Jeden Sonntag wird hier eine Messe in englischer Sprache abgehalten und freitags abends ein „Evening Prayer“.

Südpark

Von hier biegt man rechts in die Lindenallee und geht am Schillingsrotter Weg links zum Südpark, der siebten Station des Kulturpfads in Marienburg.

Die Kölnische Immobiliengesellschaft, die das Gelände des Villenviertels vermarktete, schenkte der Stadt 1896 das knapp fünf Hektar große Grundstück mit der Bedingung, daraus einen adretten Stadtpark zu machen. Der sollte für eine Wertsteigerung des Stadtteils und weitere Bautätigkeiten sorgen. Die halbkreisförmige Grünanlage wurde um 1900 angelegt. Mit ihrem kleinen Kieferwäldchen, vielen Rhododendren und immergrünen Sträuchern war sie bis zum Zweiten Weltkrieg ein beliebtes Ausflugsziel der Kölner. Bemerkenswert im Park ist die Skulptur eines Panthers, der lebensgroß aus den grünen Büschen heraus pirscht.

Durchquert man den Südpark, erreicht man Station Nummer acht, die Goethestraße – eine breite Allee mit Villen und hohen Bäumen. Hier wohnte unter anderen der Bankier Iwan Herrstatt. Gleich neben dem Südpark finden sich in einer erhöhten Grünanlage das ehemalige Afrikahaus und die Kirche St. Maria Königin. Sie wurde von 1952 bis 1954 vom renommierten Architekten Dominikus Böhm erbaut und gilt als eines der bedeutenden Bauten der Nachkriegszeit.

Blick auf eine Reformationskirche, die in ihrer Bauform einer englischen Pfarrkirche nachempfunden ist.

Die Reformationskirche – hier die Sicht von der Goethestraße – ist in ihrer Bauform einer englischen Pfarrkirche nachempfunden.

Reformationskirche und Pferdemengesstraße

Weiter auf der Goethestraße Richtung Bayenthalgürtel kommt man an der Reformationskirche vorbei. Die offizielle Adresse ist Mehlemer Straße 29, aber von der Goethestraße aus ist die Kirche besser zu sehen. Sie wurde von 1903 bis 1905 erbaut und ist mit einem tiefgezogenen Satteldach, Giebelfassaden und einem markanten Vierkantturm englischen Pfarrkirchen nachempfunden. Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt und 1958 bis 1961 wieder aufgebaut. Eine Besonderheit ist das 15 Meter hohe Betonglasfenster, das die nach Christus strebende Schöpfung zeigt. Auch verfügt die Kirche über eine bemerkenswerte Orgel. Die Kirche ist von einem Park umgeben und bildet mit dem Pfarrhaus im englischen Landhausstil ein Ensemble, das sich stilvoll in die Villenumgebung einfügt.

Weiter geht’s zum Gürtel, dort rechts und wieder rechts in die nächste Straße, wo man die letzte Station des Kulturpfads in Marienburg erreicht: die Pferdemengesstraße. Benannt ist sie nach Robert Pferdmenges (1880 bis 1962), einem erfolgreichen Banker und CDU-Politiker. Von 1950 bis zu seinem Tod war er Mitglied des Deutschen Bundestages und vor allem ein enger Freund und Berater Adenauers. Historikern gilt er als „die graue Eminenz“ des Kanzlers.

Von der Pferdemengesstraße führt der Kulturpfad über die Marienburger Straße, die Straßen „Unter den Ulmen“, „Auf dem Römerberg“ und „An der Alteburger Mühle“ zurück zum Ausgangspunkt an der Bismarcksäule.