Neue WohnungenEmpörung über Kahlschlag am Kölner Raderthalgürtel

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Auf diesem Gelände sollen 200 Wohnungen entstehen. 

Zollstock/Raderthal – Seit Jahren klafft ein großes Loch am Raderthalgürtel zwischen Leichweg und der Straße Marienhof. Vor rund zehn Jahren war dort einmal eine „Automeile“ vorgesehen. Aber im Dezember 2017 hat der Rat beschlossen, 200 Wohnungen statt Autohäuser zu errichten. Der vorherige Bebauungsplan wurde entsprechend geändert und soll demnächst umgesetzt werden.

25 Meter hohe Platanen sollen fallen

Diese Änderung sorgt nun allerdings für einige Empörung bei den Bezirksvertretern im Bezirk Rodenkirchen. In der Sitzung begrüßten sie zwar erneut und ausdrücklich, dass dort Wohnungen entstehen; den Entwurfsplänen hatten sie damals bereits zugestimmt. Aber sie kritisierten, dass jetzt die neuen Grenzen des Baugrundstückes so verlaufen, dass alle Gehölze an der Böschung entlang des Raderthalgürtels gefällt werden müssen, darunter auch mindestens vier gesunde und bis zu 25 Meter hohe Platanen.

Insgesamt kommen 37 Bäume weg. Nur ein Exemplar an der Ecke Raderthalgürtel, Leichweg bleibt erhalten. Darüber sei das Stadtteilparlament zuvor nicht informiert worden, hieß es. „Die Art und Weise, wie die Plangrenzen festgelegt worden sind, ist sehr ärgerlich“, sagte Frank Theilen von Wrochem von den Grünen. Nachträglich sei das nun leider nicht mehr zu ändern. Die grüne Fraktion rügte das Vorgehen der Verwaltung. Die Zuständigen im Stadtplanungsamt hätten eine „Irreführung der Bezirksvertretung in Kauf genommen“, gaben sie zu Protokoll. Darüber hinaus sei der Prüfprozess zeitlich verschleppt und falsch umgesetzt worden.

Mit einem gemeinsamen Antrag von Grünen, CDU und SPD beschloss die Bezirksvertretung einstimmig, dass erhaltenswerte Bäume an öffentlichen Grundstücksgrenzen „umgehend“ besser geschützt werden sollen, etwa durch interne verbindliche Richtlinien.

Ersatzpflanzung vorgesehen

Frühzeitig müsse die Verträglichkeit von Bebauung und Baumbestand berücksichtigt werden und alle Vorgaben zum Baumschutz müssten eingehalten werden. Bei Konflikten seien Umplanungen erforderlich. Ähnliche Fehler dürften sich ab sofort nicht wiederholen. Die FDP nahm nicht an der Abstimmung teil.

Edmund Makrutzky von der Stadtplanung wies in der Bezirksvertretung darauf hin, dass laut einem Gutachten die Bäume an der Böschung die Bauvorbereitung nicht überstehen würden und deshalb gefällt werden müssten. Außerdem seien umfangreiche Ersatzpflanzungen vorgesehen. Und schließlich seien die Unterlagen mit den neuen Plangrenzen damals den Bezirksvertretern vorgelegt worden; eine Beanstandung habe es aber nicht gegeben.

Den Vorwurf ließ Frank Theilen von Wrochem nicht gelten. Bei früheren gemeinsamen Ortsterminen hätten die Grünen gefordert, dass die größtmögliche Anzahl von Bäumen erhalten werden müsse. Das sei aber nicht berücksichtigt worden.

Hintergrund: Wohnbauprojekt

Vier Kölner Wohnungsgenossenschaften wollen auf dem Gelände nach den Plänen des Kölner Architektenbüros Lorber und Paul insgesamt 200 Mietwohnungen errichten, davon 35 Prozent mit öffentlicher Förderung. Geplant sind auch allgemein zugängliche Spielplätze.

Das Niveau der Erdgeschosswohnungen wird sich auf Höhe des Gehweges am Raderthalgürtel befinden, ebenso die Hauseingänge. Bauanträge wurden gestellt. Dafür muss die Grube aufgeschüttet werden.

Die 37 Bäume sollen im Winter gefällt werden. Die Neuanpflanzungen erfolgen nach und nach im Lauf der Bebauung. Die Lackfabrik DuPont war früher dort angesiedelt. Wegen der Altlasten wurde der Bereich ab 2008 ausgekoffert und saniert. Inzwischen haben sich Böschung und Grube von selbst begrünt.

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