Tierschützer wollen die freilebenden Katzen vom Großmarkt in Raderberg retten und umsiedeln. Sie suchen dafür dringend ein Gebäude für die Quarantänezeit.
Großmarkt-KatzenTierschützer suchen weiter nach Gebäude für Quarantäne

Bruno Spatola und Mania Leveringhaus füttern täglich die Katzen auf dem Kölner Großmarkt. Das Ziel der Tierschützer ist, die Katzen umzusiedeln.
Copyright: Stephanie Broch
„Uns läuft die Zeit davon“, sagt Mania Leveringhaus. Sie leitet ein gemeinsames Projekt der Katzenrettung Köln und vom Katzenschutzbund Köln, mit dem die Tiere auf dem Großmarktgelände in Raderberg gerettet werden sollen. Der Betrieb dort läuft Ende des Jahres aus, dann sind die Tiere komplett sich selbst überlassen – ohne Futter, ohne Versorgung. „Die meisten der Katzen sind nicht kastriert, so werden es immer mehr und das Projekt dadurch immer schwieriger“, so Leveringhaus. Die Tiere waren zum Teil von Händlern gezielt angesiedelt worden, um Ratten und Mäuse zu fangen. Die Tierschützer gehen derzeit von mindestens 150 Katzen aus.
Leveringhaus hatte der Stadt vor einigen Wochen ein Lösungskonzept vorgelegt, das vorsieht, die Tiere einzufangen, medizinisch zu versorgen und kastrieren zu lassen und sie anschließend umzusiedeln. Dafür brauchen sie für rund sechs Monate ein leerstehendes Gebäude, wo sie die Katzen unterbringen können. „Wir können die Katzen nur nach und nach einfangen. Viele von ihnen sind heute schon krank und in einem schlecht Zustand und müssen in Quarantäne, bevor sie umgesiedelt werden können“, so die Projektleiterin.
Stadt Köln stellt kein Gebäude bereit
Während die Tierschützer zunächst den Eindruck hatten, ihr Konzept käme beim Veterinäramt der Stadt gut an, zeigen sie sich nach ihrem jüngsten Gespräch mit dem Amt enttäuscht. Sie hatten der Stadt ein leerstehendes Gebäude auf dem Großmarkt als Quarantäne-Station vorschlagen. „Eine Unterbringung der Katzen in einem leerstehenden städtischen Gebäude wird seitens der Stadt aus Tierschutzgründen abgelehnt“, teilt diese jedoch mit. Stattdessen erklärt sie, man suche derzeit noch nach alternativen Lösungen wie beispielsweise Pflegeplätzen oder Räumlichkeiten in Tierheimen oder Tierarztpraxen. „Das ist vollkommen unrealistisch, dafür sind es viel zu viele Katzen und die Tierheime sind ohnehin überlegt“, sagt Leveringhaus.

Eine der laut Schätzungen der Tierschützer mindestens 150 Katzen, die auf dem Großmarktgelände in Raderberg leben.
Copyright: Stephanie Broch
Elke Sans, stellvertretende Leiterin des Konrad-Adenauer-Tierheims in Zollstock, bestätigt ihre Annahme. „Wir sehen uns nicht in der Lage dem Projekt groß zu helfen, da wir seit über einem Jahr durchgehend voll sind und Fund- und Sicherstellungstiere nur nach Anfrage oder Abklärung aufnehmen können, trotz guter Vermittlung. Unsere Kapazität lässt es deswegen nicht zu, Tiere vom Großmarkt zu versorgen“, erklärt sie. So ergehe es den meisten Tierheimen. „Auch eine Tierarztpraxis wird Schwierigkeiten haben, so viele Tiere auf Dauer aufzunehmen, da wir nicht nur von zehn Katzen reden, sondern von mindestens 150, von denen einige auch noch schwanger sein werden und so mindestens drei bis vier Monate versorgt werden müssen“, sagt Sans.
PETA unterstützt Kölner Katzenretter
Die Tierrechtsorganisation PETA unterstützt die Kölner Katzenretter mit einem offenen Brief an die Stadt. „Den Katzen steht großes Leid bevor, wenn hier nicht dringend unterstützt wird. Ohne konkrete Hilfe droht vielen Katzen der Tod. Die Bereitstellung einer Immobilie, in welcher die Katzen medizinisch versorgt werden und die erste Zeit in geschützter Quarantäne verbringen können, ist jetzt der erste, wichtige Schritt“, sagt Jana Hoger, Tierpsychologin und Fachreferentin bei PETA.

Den Katzen droht großes Leid, wenn der Betrieb auf dem Großmarkt eingestellt wird.
Copyright: Stephanie Broch
Leveringhaus und ihre Mitstreiter, die vor Ende Mai eine Online-Petition zur Rettung der Großmarktkatzen starteten, suchen nun nach einer privaten Immobilie, die als Quarantäne-Gebäude dienen kann. „Wer Hinweise hat zu Räumlichkeiten ab 300 Quadratmetern, mit Fenstern und Strom- und Wasseranschluss, soll sich bitte bei uns melden“, sagt sie.
Sie und ihre Mitstreiter gehen bereits seit Wochen täglich auf den Großmarkt, um die Katzen zu füttern. Einmal, weil die meisten der Händler, die noch auf dem Großmarkt sind, sich jetzt schon nicht mehr kümmern, zum anderen, um die Futterstellen zu etablieren, an denen die Katzen später eingefangen werden sollen. „Wir würden lieber heute als morgen damit starten, um die Katzen zu retten, aber dafür brauchen wir zunächst ein Übergangsgebäude“, so Leveringhaus. Wichtig ist ihr auch klarzustellen, dass sie keine Jagd auf die Katzen machen, wie es in Überschriften einiger lokaler Zeitungen hieß. „Wir wollen die Katzen nicht jagen, sondern sie retten“, betont sie.
Die Kosten für die Kastration und - falls notwendig - die medizinische Versorgung werde die Stadt tragen, teilt eine Stadtsprecherin auf Anfrage mit. Die Versorgung solcher Tiere ist eine kommunale Aufgabe. Die Tierschützer sind ehrenamtlich im Einsatz. Sie haben auch schon geeigneten Umsiedlungsorten wie Pferdehöfe, Bauernhöfe und ähnliches gefunden. In Wohnungen lassen sich die freilebenden, menschenscheuen Katzen – außer den Kitten - nicht vermitteln.
www.change.org/p/rettet-die-vergessenen-katzen-vom-kölner-großmarkt-bevor-es-zu-spät-ist