Gleicher Lohn, weniger ArbeitWegen Fachkräftemangel – Autohaus in Köln-Raderthal startet Vier-Tage-Woche

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Ein Mechaniker arbeitet an einem Auto.

Das Linea-Autohaus am Raderberggürtel will die 4-Tage-Woche für Mechaniker einführen.

Um dem Fachkräfte- und Nachwuchsmangel entgegenzuwirken, startet ein Kölner Autohaus die 4-Tage-Woche für seine Mechaniker. 

Vier Tage arbeiten und ein langes Wochenende – ein Traum für viele Arbeitnehmer. Die Kfz-Mechaniker in der Werkstatt des „La Linea“-Autohauses am Raderberggürtel können das bald haben – wenn sie wollen. Im Juli soll hier die Vier-Tage-Woche eingeführt werden.

„Wir haben Nachwuchsmangel und Fachkräftemangel. Die jungen Leute studieren lieber als eine Lehre zu machen. Außerdem ist schwer, die Leute zu halten, die man hat. Schon seit längerem wandern Automechaniker oft in andere Branchen ab, nicht nur bei uns, sondern generell“, erklärt Dionysius Steingass, Geschäftsführer und einer der drei Inhaber des Volvo-Autohauses in Raderthal und sieben weiteren Autohäusern im Rheinland.

Nachwuchs- und Fachkräftemangel in der Automobilbranche

An den acht Standorten fehlen insgesamt 15 Mechaniker, am Raderberggürtel sind derzeit drei von zehn Mechanikerstellen unbesetzt. „Um neue Mitarbeiter zu finden und unsere alten zu halten, müssen wir den Arbeitsplatz und uns als Arbeitgeber attraktiver machen. So entstand bei uns die Idee, eine Vier-Tage-Woche bei gleichem Lohn anzubieten“, sagt Steingass.

Die Vier-Tage-Woche probieren derzeit eine Reihe von Firmen aus, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. In der Regel handelt es sich dabei um Büros und Agenturen, wo dieselbe Arbeit an vier statt an fünf Tagen geleistet werden soll. „Das geht in einer Werkstatt nicht. Wir verkaufen unseren Kunden Arbeitsstunden und können nicht mehr Arbeit in eine Stunde packen. Auch wollten wir die Werkstatt nicht an einem Tag schließen, das hieße weniger Service für die Kunden“, erläutert der Geschäftsführer.

Mitarbeiter können zwischen zwei Modellen wählen

So entwickelten er und die leitenden Angestellten des Unternehmens ein ganz eigenes Konzept: Die Werkstatt-Mitarbeiter – die jetzigen und die zukünftigen – können wählen: Vier Tage Arbeit bei gleichem Lohn für 33 Stunden wie bisher für 40 Stunden. Oder 40 Stunden an fünf Tagen arbeiten und dafür 21 Prozent mehr Lohn. Der freie Tag ist festgelegt. „Entweder ein Montag oder ein Freitag. So kommt jeder mit einer Vier-Tage-Woche in den Genuss eines langen Wochenendes“, so Steingass.

Es soll zwei Gruppen geben, die eine hat den Montag frei, die andere den Freitag, alle vier Monaten solle die Gruppen wechseln. „Dadurch wird vermieden, dass es Ungerechtigkeiten bei den Feiertagen gibt“, erläutert der Autohändler. Ein Wechsel im Vier-Monatsrhythmus sei gut planbar für die Angestellten und deren Familien. „Es soll schließlich einen Mehrwert für sie geben.“

Deswegen wollte Steingass auch keinen Schichtdienst einführen, die täglichen Arbeitszeiten bleiben wie bisher. Wer eine Vier-Tage-Woche wählt, wird künftig 24 Urlaubstage haben, bei der Fünf-Tage-Woche bleibt es bei 30 Tagen. „So oder so – jeder Arbeitnehmer kommt bei uns weiterhin auf sechs Wochen Urlaub“, so der Geschäftsführer. Den um 21 Prozent erhöhten Lohn erhalten die Mechaniker bereits seit März.

Investition sei teuer, aber notwendig

Ende April sollen sie entscheiden, ob sie dabei bleiben oder vier Tage für das alte Gehalt arbeiten wollen. „Denn je nachdem, wie unsere Angestellten arbeiten wollen, benötigen wir drei oder fünf neue Mitarbeiter in unserer Raderthaler Werkstatt“, sagt Steingass.

Eine Stellenanzeige mit dem neuen Angebot ist auf der Website des Autohauses bereits geschaltet. Auch an den anderen Standorten wird das neue Modell eingeführt.

„Das kostet uns viel, an allen Standorten zusammen schon eine Summe im siebenstelligen Bereich. Aber es ist notwendig und wenn wir wieder mehr Mitarbeiter haben, können wir mehr Werkstattstunden verkaufen, was zu mehr Einnahmen führt“, erklärt er.

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