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Grundschule in Köln-MeschenichDie letzte Schule ohne Internet-Anschluss

3 min

Uralte Computer, kein Internetanschluss: Das ist nicht nur für die Kinder, sondern auch fürs Sekretariat ein Problem.

Meschenich – Ein paar „alte Hündchen“ stehen nutzlos in den Ecken herum. So nennt Claudia Klein, Vorsitzende der Schulpflegschaft, die veralteten und entsprechend selten genutzten Computer ohne Anschluss ans Internet in der GGS Kettelerstraße.

Die rund 300 Grundschüler, 280 mit Migrationshintergrund, können nicht ins Netz. Nicht einmal das Sekretariat ist verkabelt. Nur der Schulleiter Ulrich Becker verfügt über einen eigenen, sehr langsamen Anschluss, aber auch sein PC ist uralt. Die Grundschule im Kölner Süden ist die einzige ohne Internet im ganzen Bezirk Rodenkirchen.

Fünf Jahre warten

Seit fünf Jahren wartet die Schule schon ganz konkret auf die Verkabelung. Für diesen Herbst sei sie nun versprochen worden, sagt Ulrich Becker. Als daraus aber wieder nichts wurde, platzte der Schulpflegschaft der Kragen. „Jetzt reicht es“, beschloss Claudia Klein und wandte sich an die Öffentlichkeit.

Nun scheint allmählich Bewegung in die festgefahrene Aktion zu kommen. In den kommenden Osterferien soll nun die Grundschule ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Die Gebäudewirtschaft will die Kabel in allen 14 Klassenzimmern, in den Förderräumen, selbst in der Turnhalle verlegen lassen. Das sagte Sven Brüggemann, Sprecher der Gebäudewirtschaft, zu.

Voraussetzung ist, dass das Amt für Schulentwicklung das Projekt finanziert und die nötigen 200.000 Euro zur Verfügung stellt. Ulrike Heuer, die Amtsleiterin, signalisierte der Schule bereits, dass das Geld kurzfristig freigegeben werde.

Halbherziger Vorstoß

Bereits im Jahr 2009 hatte sich der Schulleiter um die Teilnahme am stadtweiten Computer- und Datennetz-Projekt „Cologne Area Schoolnet“ (CAS) beworben. 2010 wurde der Antrag offiziell genehmigt. Normalerweise hätte das bedeutet, dass die Stadt an der Meschenicher Schule umgehend neue Computer mit Internet-Anschluss einrichtet, was sie aber nicht tat.

Einen halbherzigen Vorstoß gab es in diesem Frühjahr. Die Stadt wollte 20 neue Computer liefern, die die Schule aber nicht annehmen konnte. „Ohne Kabelanschluss wären sie nutzlos gewesen“, sagt der Schulleiter.

Kosten explodiert

Inzwischen sind die Kosten nach Ansicht der Schulleitung explodiert. Vor fünf Jahren sollte das Projekt noch rund 50.000 Euro statt jetzt 200.000 Euro kosten, wie sich Ulrich Becker erinnert. Als Hauptgrund für die hohe Steigerung führt Sven Brüggemann an, dass sich heute die Qualität des Netzes und das Datenvolumen wesentlich verbessert hätten.

Die ursprünglich genannten 50.000 Euro seien zudem keine belastbare Größenordnung gewesen. Die aktuellen Berechnungen und Planungen habe die Gebäudewirtschaft dem Amt für Schulentwicklung vor kurzem vorgelegt. Die Kosten würden „nicht aus dem Rahmen fallen“, betont der Sprecher der Gebäudewirtschaft. In den rund 200.000 Euro sind auch die 20 neuen Computer enthalten.

In den Jahren 2012 bis 2015 seien in Köln mehr als 40 Schulen im Rahmen von „CAS“ ans Netz angeschlossen worden, sagt Sven Brüggemann. Dass Meschenich so lang warten musste, verantworte nicht allein die Gebäudewirtschaft. Die Verkabelung sei immer eine Abstimmungssache mit den beteiligten Ämtern für Schulentwicklung und Informationsverarbeitung und anderen.

Ein externer Architekt hat inzwischen Pläne von der Schule angefertigt, um festzulegen, wo die Kabel verlegt werden. In den Osterferien sollen Wände aufgestemmt, Böden aufgebrochen und die Kabel in Schächten verlegt werden. Die besonders lauten Arbeiten sollen nach den Ferien abgeschlossen sein. Spätestens Ende August, zu Beginn des Schuljahres 2016/17 soll das Netz an der GGS Kettelerstraße komplett funktionieren.

Claudia Klein, die die Meschenicher Grundschule seit sechs Jahren in der Schulpflegschaft begleitet, hat ein Kind in der zweiten Klasse, das erste lernt inzwischen an einer weiterführenden Schule. „Der PC ist heute ein alltägliches Werkzeug“, sagt sie.

Die Kinder müssten den vernünftigen Umgang mit dem Internet frühzeitig lernen. Sie sollten ja nicht nur spielen, sondern die Computer sinnvoll nutzen für Recherche und Aufgaben. „Die Kinder tun dies ja auch total gerne“, betont sie. Sie zeigt sich zuversichtlich, dass die Versprechungen der Stadt nun eingehalten werden.