Zum Studium nach KölnWohnen im Camper als die perfekte Zwischenlösung

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Köln – Mit einem breiten Grinsen läuft Louis Wegmann über den grünen Rasen des Campingplatzes Berger in Köln-Rodenkirchen. Der Grund: Vor dem 20-Jährigen stehen zwei große, weiße Wohnmobile und in einen davon wird er in den kommenden Tagen einziehen. „Das ist schon ziemlich geil“, sagt er.

Die Angst, nicht rechtzeitig zum Semesterstart eine Wohnung oder ein Zimmer zu bekommen, verfliegt in derselben Sekunde. Denn schon lange hat sich Wegmann auf sein Sportjournalismus-Studium an der Kölner Sporthochschule (Spoho) gefreut, aber auch auf Köln als sein neues Zuhause. „Ich war schon oft hier, da hat sich die Liebe zu Köln schnell rauskristallisiert“, sagt der FC-Fan.

„Wir wissen, wie schwierig es ist, schnell eine Wohnung in Köln zu finden“

Er wählt den linken Camper mit einem großen Bett, einer kleinen Küchenzeile, einer Sitzecke und einem Fernseher. Das war Anfang Oktober. Die Zeit bis heute hat er größtenteils sehr genossen: „Zwar ist der Weg zur Spoho immer sehr lang, aber das Leben im Camper war die perfekte Lösung und eine coole Erfahrung“, sagt Wegmann. Und mit rund 15 Quadratmetern Wohnfläche hat er sogar mehr Platz als viele seiner Kölner Kommilitonen. Zahlen muss er dafür nichts.

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Denn die Kosten von 3350 Euro für die Wohnmobil-Miete, Stellplatz und Strom zahlt der Wohnmobile-Vermittler Camper Days. „Aus unserer eigenen Studienzeit wissen wir, wie schwierig es ist, schnell eine Wohnung zu finden, besonders wenn man nicht aus Köln kommt“, sagt Raphael Meese von Camper Days. Deswegen kam die Idee, zwei Wohnmobile für einen Monat an zwei Studierende zu verlosen. Denn manchmal bräuchten Studierende nur für eine kurze Übergangszeit einen Schlafplatz.

Wohnungslage in Köln: Steigende Mietpreise und hohe Nachfrage

So war es auch bei Lara Weber, der zweiten Gewinnerin. Die 25-Jährige aus dem saarländischen Homburg hat zwar relativ schnell eine Wohnung ab November gefunden, „mir hat aber genau noch dieser Monat gefehlt“, sagt sie. „Ich hätte sonst abwechselnd bei Freunden schlafen müssen.“

In Zeiten von steigenden Mietpreisen und einer hohen Nachfrage von Studierenden nach Zimmern oder Wohnungen kam das Gewinnspiel also für beide genau zur richtigen Zeit, denn so mussten sie einen Monat lang auch nichts für Strom und Gas zahlen. „Es ist schon schockierend, wenn man sieht, wie stark die Preise ansteigen“, sagt Louis Wegmann. Für einen jungen Studenten sei die Situation schon belastend, vor allem wegen des knappen Budgets.

Junge Paare haben Vorteile bei der Kölner Wohnungssuche

Die höheren Energiepreise berechnen daher auch Svenja Schlicht und Robert Laubach bei ihrer Suche nach ihrer ersten gemeinsamen Wohnung mit ein. Das Limit des Paares sei eigentlich 950 Euro, sagt Laubach. Aber viele Vermieter hätten bei ihren Anzeigen die höheren Nebenkosten noch nicht angegeben. „Deswegen müssen wir bei vielen Wohnungen davon ausgehen, dass sich der Preis ab Januar nochmal erhöht“, sagt der 23-Jährige.

Ein Vorteil sei es aber, dass die beiden als Paar suchen. Viele Vermieter, so sind ihre Erfahrungen, wollen nicht mehr an WGs vermieten, zudem können sie sich alle Kosten teilen. „Als Student ist es trotzdem viel Geld“, sagt Robert Laubach. 

Ein weiterer Vorteil: Beide wohnen bereits in Köln oder im Umland. Denn der Schlüssel bei der Wohnungssuche sei es, keinen Zeitdruck zu haben und flexibel zu sein. „Man muss eigentlich jederzeit in die Apps schauen und sofort zu den Besichtigungen gehen“, sagt Laubach. „Außerdem muss man mittlerweile bereit sein, sofort einzuziehen“, sagt Svenja Schlicht, die sich gerade als Berufseinsteigerin selbstständig macht. Die Doppelmiete müsse man dann als junger Mensch irgendwie stemmen.

Noch hat das Paar aber keine passende Wohnung gefunden und auch für Lara Weber heißt es in ihrem ersten Semester als Studentin: weitersuchen. Denn ihre Wohnung in der Nähe des Mediaparks ist nur eine Zwischenmiete für sechs Monate. Ebenfalls keine Seltenheit auf dem Kölner Wohnungsmarkt.


Zur Serie „Junges Köln“

Studieren, arbeiten, feiern und lieben: Köln ist ein Magnet für Menschen zwischen 20 und 35 Jahren, die das und mehr hier erleben wollen. Jedes Jahr ziehen Tausende in die Stadt, auf der Suche nach Abenteuer – und einem neuen Zuhause. Aber: Wie sieht ihre Lebensrealität wirklich aus? In unserer neuen Serie „Junges Köln“ wollen wir den Blick auf junge Kölnerinnen und Kölner lenken und davon erzählen, was sie bewegt. So sind wir etwa in der Technoszene unterwegs, versuchen zu erkunden, was die Faszination ausmacht. Oder begleiten Singles beim Dating auf der Suche nach der wahren Liebe.

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