Tennishalle in ImmendorfBeim Sepp trifft sich das Dorf

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Josef Krattenmacher, genannt Sepp, kocht und spielt Tennis mit Leidenschaft.

Josef Krattenmacher, genannt Sepp, kocht und spielt Tennis mit Leidenschaft.

Immendorf – Steffi Graf und Boris Becker kämpften in der Immendorfer Tennishalle schon um Spiel, Satz und Sieg. Während eines Nachwuchsturniers in Brühl vor etlichen Jahren wählten die späteren Weltstars die Immendorfer Halle als Trainingsdomizil. So erzählt es Josef Krattenmacher. Der heute 74-Jährige ist Metzger, Tennislehrer und Gastronom. Für seine Gäste ist er Sepp.

Er betreibt die Halle an der Berzdorfer Straße seit 37 Jahren. Sie ist eine Institution im Kölner Süden. Seine Liebe zum Tennissport und zu gutem Essen beschert den Immendorfern zudem einen der wenigen verbliebenen Treffpunkte. Sein Restaurant „Matchball“ ist für viele eine wichtige Anlaufstelle. Und sie wird immer wichtiger. In Immendorf haben in den vergangenen Jahren die einzige Kneipe, das Restaurant Bitzerhof und andere Geschäfte dicht gemacht. Mangelnder Geschäftssinn, steigende Preise und Konkurrenz in den umliegenden Dörfern können Gründe dafür sein. Krattenmacher hingegen denkt nicht ans Aufhören. Aber auch er hat beobachtet, dass sich die Damen des Bridge-Clubs nicht mehr regelmäßig bei ihm treffen: eine Frage des Alters, vermutet er. Die natürlich nicht nur seine Gäste betrifft.

Eingespieltes Team

„Beide Knie und die Hüfte sind kaputt“, sagt er und schiebt hinterher, dass er deshalb nur noch Doppel spielt. In seiner Altherrenmannschaft – Altersklasse Ü65 – ist der Jüngste vielleicht 70, der Älteste 84. Auch in der Küche tritt Krattenmacher im Doppel an. Seit 1987 steht er mit Sohn Pierre an Töpfen und Pfannen – einem ausgebildeten Koch. Sie sind ein eingespieltes Team: „Wir verstehen uns gut. Wir müssen nicht viel reden“, sagt Vater Sepp, der während seiner Metzgerlehre im Allgäu auf die Bauernhöfe zum Schlachten fuhr. Vegetarier werden in seinem Restaurant sicher nicht glücklich.

Leberkäs mit Spiegelei und Kartoffelsalat, Nürnberger Würstchen, Hirschragout mit Spätzle, Zander, Gambas, Tafelspitz und Lammfilets stehen auf der Karte. Berühmt ist Krattenmacher für die Gänse, die er seinen Gästen im November kredenzt. 128 waren es im vorigen Jahr. Gewicht: je sechs Kilogramm.

Gekocht hat er von Anfang an selber. Essen und Tennis gehören für ihn zusammen. „Das Restaurant ist die Service-Station für die Spieler“, sagt er. Oft kommen Gruppen, die sich zunächst in der Halle sportlich messen und anschließend gemütlich im Restaurant zusammensitzen. Im Sommer nutzen viele dafür gerne die Terrasse hinter der Halle. Dann stehen die Krattenmachers am Grill.

Wenn im Winter die Verbände ihre Turniere ausspielen, dienen die Plätze mit Fenster zur Halle schon mal als Tribüne. Geselligkeit ist Krattenmacher wichtig. Beinahe jeden Gast grüßt er mit Namen und hält ein kurzes Pläuschchen, wenn er nicht gerade am Herd steht. Er weiß natürlich auch, wer von ihnen früher im Davis-Cup oder in der Bundesliga gespielt hat. „Hast du ihn fertig gemacht?“ fragt er im Vorbeigehen. Seinem Grinsen nach zu urteilen, weiß er sehr genau, wer der stärkere Spieler in der Begegnung war. Die Halle ist ein Familienbetrieb. Die Krattenmachers wohnen im Haus an der Halle. „Ich bin gerne hier, das ist mein Kind“, sagt Sepp. So lange er lebe, werde er sich um die Halle kümmern, sagt er.

www.tennis-centrum-immendorf.de

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