Kölsche MusikGemeinsamer Rücktritt oder Verjüngungskur für die Bläck Fööss?

Lesezeit 4 Minuten
Die derzetige Stamm-Besetzung der Bläck Fööss.

Die derzetige Stamm-Besetzung der Bläck Fööss.

Köln – Verjüngungskur bei den Bläck Fööss – jetzt scheint auch bei der Mutter aller kölschen Bands Bewegung ins Band-Gefüge zu kommen: Bei der Rocholomäus-Sitzung im Sartory schmachtete Mirko Bäumer (47) zwischen Erry Stoklosa und Peter Schütten als Solosänger den Klassiker von der „Katrin“: „Ich well niemols em Lääve / ohne dich mieh sin, / denn nur met dir / hät ming Lääve / wirklich Sinn.“ Neben ihm spielte Gino Trovatello (54) die Gitarre.

Die beiden Aushilfen, die der Band – so war man sich anschließend im Foyer einig – „durchaus gut taten“, sind eher aus der Not geboren: als Ersatz für Bömmel Lückerath (fällt nach einem Skiunfall die ganze Session aus) und Kafi Biermann (leidet unter einer starken Grippe und Lungenentzündung und fällt wohl auch länger aus).

Aber vielleicht sind sie ein Signal für die Zukunft?

Höhner und Paveier haben es vorgemacht

Erry Stoklosa zuckt mit den Schultern. „Mal gucken was sich ergibt. Zuerst ist wichtig, das die erkrankten Kollegen gesund werden und zurück kommen.“

Die Höhner und die Paveier haben es bereits vorgemacht, wie man nicht nur ohne Qualitätsverlust, sondern sogar mit musikalischer Verbesserung das eine oder andere Bandmitglied austauschen kann.

Viele Fööss-Fans fragen sich schon seit Jahren, wie es mit der Band auf Dauer weiter gehen soll. Das durchaus selbstironische Lied „He deit et wieh un do deit et wieh“ holt die Truppe langsam ein: Band-Senior Hartmut Priess ist inzwischen 73 Jahre alt, Peter Schütten 72, Erry Stoklosa 68, Bömmel Lückerath zählt 66 Jahre.

Noch weist Lückerath alle Überlegungen über mögliche Veränderungen in der Band weit von sich. „Solche Gerüchte existieren doch schon seit Jahren. Das ist alles Spekulatius.“

Die bandinternen Diskussionen seien noch nicht abgeschlossen, ob man sich gemeinsam und komplett von der Bühne verabschieden wolle – oder versuchen solle, die Gruppe mit jüngeren Leuten aufzufrischen und so durch das fünfte und ins sechste Jahrzehnt zu führen.

Stimmen aus dem Umfeld

Glaubt man Stimmen aus dem Umfeld der Band, geht der gegenwärtige Trend eher in die letzte Richtung. „Ein oder mehrere Wechsel stehen zwar nicht aktuell auf der Tagesordnung, aber in ein, zwei Jahren“, sagt einer, der es wissen könnte – Musikproduzent Reiner Hömig, der am aktuellen Sessionstitel „Ävver Fastelovend sin mer widder do“ beteiligt war, und in dieser Woche einen ganzen Tag im Bandbus mitgefahren ist, die Fööss von Saal zu Saal begleitet hat.

„Bei verschiedenen Gelegenheiten will man schon mal Kandidaten testen. Ob es musikalisch funktioniert – und auch, ob die Chemie hinter den Kulissen stimmt.“

Außerdem werde diskutiert, wie für einzelne Musiker der Termin- und Konzertmarathon reduziert werden könne. So könne man sich auch eine Art Rotation vorstellen – wie bei Bayern München, wo auch die Stars mal auf der Bank sitzen. Ein Modell, für das man gute Ersatzspieler braucht: Mit Trovatello ist in diesen Wochen ein erfahrener Gitarrist dabei, der einige Jahren bei den Räubern war und zudem schon bei mehreren Silvesterkonzerten in der Lanxess-Arena als Verstärkung mitgespielt hat.

Mirko Bäumer, der beim Sartory-Auftritt optisch und stimmlich überzeugte, stand auf Empfehlung von Stocklosa und Keyboarder Andreas Wegener am Mikrofon. Bäumer ist Sänger der Queen-Coverband Queenkings (früher: Mayqueen).

Er zählte vor 20 Jahren zusammen mit Wolfgang Petrrys Sohn Achim Remling zum Boygroup-Trio „Trademark“, das fünfmal in Asien auf Tour war (einmal sogar im Vorprogramm von Westlife) und hierzulande bei einer Tournee von Wolfgang Petry als Vorgruppe antrat.

Aktuell hat der wie Petry in Hennef lebende Bäumer noch das Spaß-Projekt „Die Lustigen Musikanten“ am Start, bei dem das Repertoire von Billy Idol und John Miles bis Billy Joel, von Karel Gott und David Hasselhoff bis zu den Fööss reicht. Trovatello, der eigentlich in diesem Jahr noch mit Talentproben-Moderator Linus eine neue Band gründen wollte, und Bäumer (Hömig: „Der steht mit oben auf der Liste“) sind nicht sie einzigen Musiker, die im Umkreis der Bläck Fööss gehandelt werden.

So soll Gitarrist Jörg P. Weber angefragt worden sein, aber abgesagt haben. Auch Wolfgang Seyffert aus der Band des Hänneschen-Theaters und Pit Hupperten, der derzeit unter anderem in der Band von Tommy Engel mitspielt, sollen mögliche Optionen sein.

Doch offiziell werden solche Gedankenspiele von den Fööss noch ins Reich der Spekulationen geschoben. Lückerath: „Wir würden doch die Fragen nach möglichen künftigen Fööss-Musikern erst einmal intern klären und nicht öffentlich auf der Bühne. Das kann man doch nicht machen.“

KStA abonnieren