Seine Stimme kennt jeder Bundesliga-Fan„Der FC wird aufsteigen“

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Fußball-Experte Sven Pistor veröffentlichte das Buch „50 Dinge, die man über den Fußball-Westen wissen muss“.

Fußball-Experte Sven Pistor veröffentlichte das Buch „50 Dinge, die man über den Fußball-Westen wissen muss“.

  • Seine Stimme kennt jeder Fußball-Fan aus dem Fußball-Westen: Allwöchentlich begleitet Sven Pistor die Bundesliga-Anhänger durch den samstäglichen Fußball-Nachmittag.
  • Nun hat der WDR-Moderator ein Buch geschrieben. Im Interview verrät er, warum es mit der eigenen Fußball-Karriere nicht geklappt hat und an welchem Verein sein Herz hängt.

Traditionsclubs, Fußball-Derbys, Helden des Fußballs und jede Menge Geschichten jenseits des Platzes bietet der Fußball-Experte Sven Pistor in seinem Buch „50 Dinge, die man über den Fußball-Westen wissen muss“.

Herr Pistor, was ist am Fußball-Westen so faszinierend?

Hier ist die Herzkammer des deutschen Fußballs. Womöglich brennen nirgendwo in Deutschland die Menschen so für den Fußball wie in Nordrhein-Westfalen. Das ging nicht erst mit der Gründung der Bundesliga los. Schon vorher gab es in der Oberliga viele packende Duelle. In einem dicht besiedelten Land wie NRW kommt es häufig zu einem Derby. Hier geben Städte wie Dortmund, Schalke, Leverkusen, Düsseldorf, Gladbach und Köln den Ton an.

Köln setzt derzeit in der ersten Liga aus. Wo sehen wir den 1. FC Köln in der kommenden Spielzeit?

Der FC wird aufsteigen. Das Team hat offensiv vieles zu bieten, gleichwohl gibt es auch ein paar Baustellen. Es wäre schön, wenn es dem Verein gelänge, sich in der 1. Liga zu stabilisieren. Bisweilen drängt sich der Eindruck auf, es ginge nur Vollgas oder Vollbremsung. Ich hoffe, dass die Mannschaft das Gaspedal bis zum Bodenblech durchdrückt.

Als Moderator der Bundesligasendung „WDR2 Liga Live“ müssen Sie neutral sein. Jenseits des Studios darf jeder wissen, dass Ihr Herz für den 1. FC Köln schlägt. War das schon immer so?

Ja. Ich bin in Köln geboren und fußballerisch in den 80er/90ern sozialisiert worden. Da orientierte man sich als fußballbegeisterter Junge am FC. Das war die Zeit, als der Club Meister und Pokalsieger wurde, im UEFA-Cup spielte und im oberen Tabellendrittel rangierte. Mein ewiges Idol ist Harald „Toni“ Schumacher.

Wie sah es mit der eigenen Fußballkarriere aus?

Welche Karriere? Ich war gnadenlos untalentiert. Ich spielte als Knirps beim TSV 06 Rodenkirchen, später beim TSV Weiß.

Welche Position?

Nun ja. Wenn du nix kannst, dann setzt dich der Trainer aus Verzweiflung überall ein. Wahrscheinlich getragen von dem Wunsch, vielleicht fluppt es ja auf der neuen Position. Das passierte aber nicht. Mir wäre lediglich der Fair-Play-Pokal sicher gewesen. Ich stand mal mit Ball völlig frei vor dem gegnerischen Tor und hätte nur noch einschieben müssen. Aber ich habe nicht geschossen, weil der Torhüter rief: „Moment, ich habe was im Auge“. Da habe ich mich nicht getraut zu schießen. Kam bei meinen Mitspielern nicht so gut an.

Sie widmen Toni Schumacher im Buch ein eigenes Kapitel. Ebenso Willi „Ente“ Lippens, Klaus Ulonska, Günter Netzer, Reinhard „Stan“ Libuda und Silvia Neid. Nach welchen Kriterien haben Sie ausgewählt?

Es ging mir darum, interessante Geschichten von interessanten Menschen zu erzählen. Von Typen, die auf und neben dem Platz etwas zu sagen hatten. Die Auswahl ist höchst subjektiv. Und selbstverständlich ist es nur ein kleiner Querschnitt. Es hätten leicht etliche mehr drin sein können. Aber wie auf dem Platz ist auch in einem Buch irgendwann die Nachspielzeit zu Ende.

Seit einigen Jahren sind Sie mit Ihrer Bühnenshow „Pistors Fußballschule“ unterwegs. Was steckt dahinter?

Ich simuliere so etwas wie eine Unterrichtsstunde. Das Publikum ist die Klasse. Es geht um lustige, überraschende und skurrile Geschichten rund um den Fußball. Die Show ist etwas für Leute, die den Fußball mögen und Spaß haben möchten. Den habe ich auch selber. Im aktuellen Programm „Alles Vollpfosten“ amüsiert mich ein Bericht über ein Fußballspiel nachhaltig. Da war als Überschrift zu lesen: „0:43 – Torhüter verhinderte Schlimmeres“.

Zu den 50 Dingen, die man wissen muss, gehören nicht nur lustige Sachen. Es kommt auch ein heimtückischer Mord vor, der bis zum heutigen Tag nicht aufgeklärt wurde. Wer wurde gemeuchelt?

Niemand Geringeres als das Maskottchen des 1. FC Köln, Hennes II. Sein Betreuer fand den Geißbock eines Morgens, man schrieb das Jahr 1970, tot im Stall. Das Tier war eindeutig keines natürlichen Todes gestorben. Als Täter geriet ein Schäferhund in Verdacht. Der leugnete aber beharrlich, so dass die Ermittlungen eingestellt wurden.

Der Fußball-Westen scheint tatsächlich reich an Anekdoten, Kuriositäten, Dramen und Herzschlagmomenten zu sein. Manche Geschichten haben Patina angesetzt, manche sind noch taufrisch. Haben Sie einen Fußballwunsch?

Ich würde es Schalke 04 gönnen, dass der Verein noch einmal Deutscher Meister wird.

Och, waren die das schon mal?

Haha! In der Tat. Ist aber schon 60 Jahre her – 1958.

Sven Pistor, „50 Dinge, die man über den Fußball-Westen wissen muss“, Verlag Becker, Joest, Volk, 14,95 Euro

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