Probleme für TierheimSo können Kölner den Tieren von Ukraine-Geflüchteten helfen

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Alexandra Sagach

Alexandra Sagach mit ihrem Cocker Viola 

Köln – Gerade jetzt, wo immer mehr Menschen – wie Alexandra Sagach mit ihrer Hündin Viola – aus der Ukraine nach Deutschland flüchten, wirkt sich insbesondere für die, die für sich und ihr Tier eine Unterkunft benötigen, eine andere Entwicklung äußerst negativ aus: die bevorstehende Aufhebung der Corona-Schutzmaßnahmen und das Ende der Homeoffice-Pflicht. Die Konsequenz daraus ist im Tierheim Zollstock deutlich zu spüren, wo jetzt praktisch zwei Probleme aufeinander treffen.

Da werden einerseits Quartiere für Hunde und Katzen aus dem Kriegsgebiet gebraucht, und zum anderen müssen die Vierbeiner aufgefangen werden, deren Halter jetzt erkennen, dass sie vor der Anschaffung nicht genügend nachgedacht haben. So jedenfalls formuliert es Elke Sams, die stellvertretende Leiterin des Tierheims im Kölner Süden, das längst an seinen Kapazitätsgrenzen angelangt ist. Das Telefon stehe schon im Normalbetrieb kaum still, „inzwischen läutet es fast ununterbrochen“, sagt Sams. 

Aber es gibt bei aller Schwierigkeit eine gute Nachricht: Anders, als das Kölner Veterinäramt, das sich zunächst um die Organisation von Hundepatenschaften für Tiere aus der Ukraine kümmern wollte, dann aber signalisiert hatte, dass „eine direkte Koordination und Vermittlung von Privatunterkünften seitens des Veterinäramtes der Stadt Köln nicht zielführend und nicht praktikabel sei“, hat der Verein Tasso eine Vermittlungsplattform für Menschen und Tiere eingerichtet. 

„Tasso.Help wurde förmlich aus dem Boden gestampft“

Tasso.help ist nach Worten von Pressereferentin Sonja Slezacek am 14. März förmlich „aus dem Boden gestampft“ worden. Seit dem Start der Plattform sind deutschlandweit 3150 Meldungen eingegangen von Menschen, die Geflüchteten mit Tieren eine Unterkunft bieten oder nur deren Tiere aufnehmen wollten. Über gesonderte Zahlen aus dem Raum Köln verfügt der im Taunus ansässige, bundesweit agierende Verein laut Slezanec nicht. Tasso vermittelt nicht nur zwischen Unterkunft-Suchenden und -Bietenden, sondern steht überdies in Kontakt zu Tierschutzorganisationen und Tierschützern, die vor Ort und in den Nachbarländern Polen und Rumänien helfen, soweit sie können.

Kölnerinnen und Kölner, die Geflüchtete mit Tier aufnehmen möchten oder einen Unterschlupf für einen Hund oder eine Katze anbieten wollen, können sich ganz unkompliziert auf help.tasso.net eintragen. Da die Website auch auf Englisch und Ukrainisch gestaltet wurde, ist es auch für die Geflüchteten leicht zu erkennen, in welcher Region noch Plätze angeboten werden.

Das Tierheim Zollstock unterstützt beim Impfen

„Das ist eine wirklich kompetente Hilfe“, lobt Elke Sams die Arbeit von Tasso. Auch beim Tierheim Zollstock melden sich ihren Worten nach nicht nur Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, sondern auch Unterstützungswillige. In diesem Zusammenhang bremst Elke Sams jedoch ein wenig diejenigen, „die zu freudestrahlend helfen möchten“.

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Jeder Gastgeber, der selber ein Tier habe, benötige für dieses unbedingt auch einen Tollwutschutz. Andernfalls laufe er im schlimmsten Fall Gefahr, sein eigenes Tier einschläfern lassen zu müssen. Für einen vollständigen Schutz müsse eine Tollwutimpfung drei bis vier Wochen zurückliegen, betont Sams und gibt zu bedenken, dass die Krankheit auch „auf den Menschen übertragbar“ sei.

Kölner Tierärzte behandeln unentgeltlich

Geflüchtete können nach Terminabsprache zum Impfen und Chippen ihrer Tiere nach Zollstock kommen. Voraussetzung ist die Vorlage eines Passes. Das Tierheim hat eine Kooperation mit der Tierarztpraxis von Ralf Unna. Auch andere Kölner Tierarztpraxen bieten Geflüchteten unentgeltlich Leistungen an. Nach Auskunft der Tierärztekammer Nordrhein gibt es zwar keine Listen über Ärzte, die kostenlos helfen. Tierärztin Elisabeth Kellerwessel kann sich jedoch nicht vorstellen, „dass es jemand nicht macht“. Ihre Praxis helfe „im Notfall und weit darüber hinaus“. Eine Kollegin aus dem Rechtsrheinischen, Annette Huhn, bestätigt das. Auch sie berechnet für  Notfallbehandlungen nichts. Etwas anderes seien Routine-Operationen.

Unterkünfte und medizinische Hilfe ist das eine, was die geflüchteten Menschen benötigen. Viele brauchen nach Worten von Elke Sams aber auch eine Leine, ein Körbchen oder Futter für ihre Tiere. Das Tierheim versucht auch in der Hinsicht zu helfen; ist jedoch, um diese weiterhin gewährleisten zu können, selber auf Spenden angewiesen. Dazu gehören auch gebrauchte Halsbänder, Geschirre oder Liegeplätze, die nicht mehr benötigt werden.

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