Armut in KölnStadt rechnet mit weiteren Obdachlosen

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Ein wohnungsloser Mensch auf der Kölner Schildergasse.

Köln – Die Stadt rechnet damit, dass auch 2020 mehr Menschen in Köln obdachlos wurden. Auch im laufenden Jahr müsse man mit einem leichten Anstieg rechnen, antwortete die Sozialverwaltung auf eine Anfrage der SPD im Hauptausschuss. Genaue Zahlen lägen allerdings noch nicht vor. Im Jahr 2019 waren knapp 6000 Menschen wohnungslos gemeldet. Die Mehrzahl lebt nicht auf der Straße, sondern zum Beispiel bei Freunden. Schätzungen zufolge müssen etwa 200 Menschen auf der Straßen leben.

Derzeit reichten die Unterkunftskapazitäten aus, teilte die Stadt weiter mit. „In Köln wurde noch nie ein Mensch abgewiesen, weil es keinen freien Schlafplatz gab.“ Die Stadt sei zudem ständig in Kontakt mit Streetworkern, die über einen möglichen neuen Bedarf informierten. Wer keine städtische Unterkunft annehme, könne auf die Winterhilfe zurückgreifen. Zudem hätten die Kontakt- und Beratungsstellen, etwa von Gulliver, Sozialdienst katholischer Männer und des Vereins Vision, ihr Angebot ausgeweitet. Seit Dezember können Wohnungslose auch das Wärmezelt am Bürgerhaus Stollwerck nutzen, um sich aufzuwärmen, eine Mittagsmahlzeit zu essen, und mit dem Shuttle-Bus in die Notschlafstelle in Merheim zu fahren.

Wärmezelt am Stollwerck

Die Stadt teilte weiter mit, dass sie die 238 Plätze, die im Rahmen der Corona-Pandemie für Wohnungslose in Hotels eingerichtet wurden, auch langfristig zur Verfügung stellen werde. Diese Plätze sollen genutzt werden, um weniger Obdachlose in Mehrbettzimmern, sondern in Einzelzimmern unterzubringen. Dagegen könnten voraussichtlich die im Rahmen der Winterhilfe geschaffenen 60 Schlafplätze für Männer an der Ostmerheimer Straße und die 14 Plätze für Frauen an der Regentenstraße in Mülheim langfristig nicht genutzt werden.

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Das sogenannte Clearingwohnen für gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder soll nach Vorstellung der Verwaltung „beibehalten und verstetigt werden, da es eine sinnvolle Ergänzung zu den Kölner Frauenhäusern darstellt“. Hier wird mit Hilfe einer Beratung durch den Sozialdienst katholischer Frauen und der Diakonie der Hilfebedarf festgestellt. Frauen und Kinder, die akut bedroht sind, würden innerhalb von 14 Tagen in ein autonomes Frauenhaus außerhalb Kölns, im Einzelfall auch in Köln, untergebracht.

Den Kauf von sogenannten Shelter Suits, wasserabweisenden Schlafsäcken mit integrierten Ärmeln und Schals, lehnt die Stadt dagegen ab. Es sei besser, dass wohnungslose Menschen in einer wetterfesten Unterkunft statt in einem Schlafsack übernachteten. Eingeräumt wird allerdings, dass die Zahl der öffentlichen Toiletten, die auch von wohnungslosen Menschen genutzt werden könnten, derzeit nicht ausreiche.

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