Die Bauarbeiten für die Neugestaltung der Fläche sollen 2030 beginnen. Zunächst soll die Politik aber eine neue Verkehrsführung beschließen.
„Denken Verkehr heute anders“Stadt Köln schlägt neues Konzept für Ebertplatz vor – Bald in Teilen autofrei?

Die Nordseite am Ebertplatz soll autofrei werden.
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Der Ebertplatz in der Innenstadt gehört zu den bekannten Drogenumschlagplätzen in Köln. Und es handelt sich um ein Musterbeispiel für die autogerechte Stadt der 1960er Jahre. Während Fußgänger in dunkle und verwinkelte Katakomben heruntersteigen sollen, um den Platz zu überqueren, dominiert oben der Autoverkehr, der die Fläche umtost.
Stadt Köln will eine Vorgabe für die Architektenbüros
Das soll sich in den kommenden fünf Jahren ändern. Die Stadt Köln will den Ebertplatz neu gestalten lassen, laut Baudezernent Markus Greitemann sollen die Bauarbeiten im Jahr 2030 beginnen. Damit würde die Idee einer Neugestaltung Realität werden, die erstmals im Jahr 2002 aufkam.
Architekten sollen bis Anfang 2026 prüfen, ob der Ebertplatz auf das Niveau der umliegenden Straßen angehoben werden oder inklusive der Fußgängerpassagen aus Beton erhalten bleiben soll. Um die Arbeit der Stadtplaner zu erleichtern, soll die Politik im Stadtrat zunächst jedoch schon einmal beschließen, wie der Autoverkehr in Zukunft fließen soll. Dann können sich die Architektenbüros bei der Entwicklung ihrer Konzepte an dieser Vorgabe orientieren. „Wir denken Verkehr heute anders. Der Fuß- und Radverkehr nimmt zu, der Autoverkehr nimmt ab“, sagte Verkehrsdezernent Ascan Egerer am Donnerstag.
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Bau- und Verkehrsdezernat haben die Planungen gemeinsam vorgenommen und sind zu dem Schluß gekommen, dass es auf der nördlichen Seite zwischen dem Currywurst-Imbiss und der Parteizentrale der Grünen keinen Autoverkehr mehr geben soll. Gleichzeitig soll die Neusser Straße ab der Agneskirche in südlicher Fahrtrichtung zur Einbahnstraße werden. In die Weißenburgstraße soll eine neue Linksabbiegespur führen. An der Kreuzung Neusser Straße/Krefelder Wall/Neusser Wall will die Stadtverwaltung einen Kreisverkehr einrichten. Die Sudermanstraße würde zum Ebertplatz hin eine Sackgasse werden.
KVB soll Buslinien 127 und 140 bis zum Kölner Hauptbahnhof verlängern
Bislang befindet sich parallel zu den beiden bisherigen Fahrspuren auf der Nordseite des Platzes eine Endhaltestelle für die KVB-Buslinien 127 und 140. Die Stadt schlägt vor, dass beide Linien in Zukunft bis zum Breslauer Platz als neue Endhaltestelle weiterfahren sollen. Es würde eine neue Verbindung zum Hauptbahnhof entstehen. Außerdem könnte dann die bisherige Haltestelle am Ebertplatz wegfallen. In der Vergangenheit hatten sich Busfahrer darüber beschwert, sich bei den Pausen an der Endhaltestelle von der Drogenszene bedroht zu fühlen. Die jährlichen Betriebskosten für die beiden Buslinien würden sich aufgrund der Verlängerung bis zum Breslauer Platz um 600.000 Euro erhöhen.
Eine Wegnahme der Fahrspuren auf der Südseite des Platzes, wie es der Bürgerverein Eigelstein fordert, um Ebertplatz und Eigelstein unmittelbar miteinander zu verbinden, sei nicht möglich. Eine Prüfung habe ergeben, dass dann massiv viele Fahrspuren auf der Nordseite hinzukommen müssten, sagt die Stadt. Ebenso hat das Verkehrsdezernat die Überlegung verworfen, die Neusser Straße auf Höhe der Agneskirche zu sperren. Das hätte zu einer deutlichen Erhöhung des Verkehrs in den Nebenstraßen geführt.
Diesen Effekt würde zwar auch die Umwandlung in eine Einbahnstraße nach sich ziehen, aber in geringerem Maße. Dennoch: Die Stadt rechnet damit, dass am Konrad-Adenauer-Ufer täglich 1800 Fahrzeuge mehr unterwegs wären als jetzt. Auf der Inneren Kanalstraße wären es 1100 Fahrzeuge. Besonders betroffen wären die Krefelder Straße und die Weißenburgstraße mit jeweils 1400 Fahrzeugen, die jeden Tag zusätzlich dort entlangfahren würden. In der Weißenburgstraße will die Stadt wie berichtet zudem 97 Parkplätze am Straßenrand entfernen, weil die Rettungswege derzeit zu schmal sind.
Kölner Stadtrat soll am 3. Juli 2025 eine Entscheidung treffen
Als Grundlage für die Berechnung der Verkehrsströme diente der Stadt die Annahme, dass der Autoverkehr im Jahr 2040 nur noch einen Anteil von 24 Prozent am gesamten Verkehrsaufkommen haben wird. „Ziel der Verkehrsuntersuchung war es, die Verkehrsflächen des Kfz-Verkehrs auf ein notwendiges Mindestmaß zu reduzieren, welches jedoch weiterhin eine ausreichende Leistungsfähigkeit und Funktionalität sicherstellt“, heißt es in der Beschlussvorlage.
Bau- und Verkehrsdezernat präsentierten die Pläne am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung im Bürgerzentrum Alte Feuerwache den Anwohnerinnen und Anwohnern. Der Stadtrat soll in seiner nächsten Sitzung am 3. Juli entscheiden, ob das Verkehrsdezernat die Umwandlung der Neusser Straße in eine Einbahnstraße und die Wegnahme der Autospuren im Norden des Ebertplatzes weiterplanen soll.
Grundsätzlich sei geplant, die Verkehrsführung im Jahr 2030 zu ändern, wenn auch die Neugestaltung der Platzfläche beginnen soll. Verkehrsdezernent Ascan Egerer sagte, dass es allerdings auch möglich wäre, die Einbahnstraßenregelung zeitlich vorzuziehen. „Wir müssen sehen, ob dann eher eine provisorische Lösung wie auf der Venloer Straße gewünscht ist oder ob wir die Neusser Straße direkt dauerhaft umbauen“, sagte er am Donnerstag. Es sei noch zu früh, um das zu entscheiden.