Stempel von Kölner Arzt nachgemachtGefälschte Covid-Impfpässe im Umlauf

Lesezeit 3 Minuten
Nolte_1

Der Arztstempel von Dr. Nolte wurde gefälscht, Betrüger erstellen damit gefälschte Impfpässe.

Köln – Er sei aus allen Wolken gefallen, als er davon erfahren habe, sagt der Kölner Hausarzt Johannes Nolte. „Ich war schockiert.“ Sein erster Gedanke sei gewesen: „Das kann ich gerade jetzt überhaupt nicht gebrauchen.“ Nolte würde sich gerne auf die Corona-Schutzimpfungen in seiner Praxis in Porz-Zündorf konzentrieren. Aber Kriminelle machen ihm das im Moment nicht einfach. Denn im Internet werden gefälschte Impfpässe zum Kauf angeboten – mit seinem Namen drauf.

Illegaler Handel

Recherchen des ARD-Magazins „Report Mainz“ hatten unlängst ein Schlaglicht auf den illegalen Handel mit gefälschten Impfpässen geworfen. Die Bescheinigungen, die es demnach zu teils horrenden Preisen im Internet zu kaufen gibt, enthalten dem Bericht zufolge Einträge über Covid-19-Impfungen inklusive vermeintlich echter Aufkleber mit Chargennummer, Stempel und Unterschriften.

Das könnte Sie auch interessieren:

Laut Stempel stammen die Impfpässe aus großen deutschen Impfzentren wie zum Beispiel Frankfurt, Augsburg oder Frankenthal. Aber auch Impfpässe aus München oder eben vom Kölner Arzt Nolte werden im Internet zum Kauf angeboten.

 Stempel wurde nachgemacht

„Wobei mein Stempel wohl mit den billigsten Methoden nachgemacht wurde“, berichtet der Mediziner, der Anzeige bei der Polizei erstattet hat. Weder Schriftart noch die optische Gestaltung stimmen überein.

„Um Originalstempel, gestohlen in meiner Praxis, handelt es sich definitiv nicht“, sagt Nolte, der derzeit wöchentlich bis zu 150 Personen gegen Corona impft. „Damit bin ich, neben der Versorgung der anderen Patienten, von morgens bis abends beschäftigt. Gedanken über Abwehrstrategien gegen die missbräuchliche Verwendung meines Namens will ich mir da eigentlich nicht mehr machen.“

Mit manipulierten Covid-Test ins Flugzeug

Im Großraum Köln sind nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bisher nur einige wenige Betrugsfälle mit gefälschten Impfpässen und Covid19-Testergebnissen aktenkundig geworden. Die Kölner Polizei spricht von Ermittlungen „im unteren einstelligen Bereich“.

Neuer Inhalt (2)

Was im eigenen Impfausweis steht, sollte man nicht öffentlich teilen.

In Düsseldorf sieht es ähnlich aus. Es gebe zwei Anzeigen vom Flughafen, weil Passagiere mit gefälschten Covid-Tests in einen Flieger wollten, berichtet Polizeisprecher Andre Hartwich. Und zusätzlich noch eine Ermittlung wegen des Verdachts des Handels mit gefälschten Papieren. „Das könnte auch im größeren Umfang geschehen sein, aber wir sind da erst am Anfang.“

Frei verkäufliche Druckvorlagen für Bestätigungen

Die Bescheinigungen lassen sich auch deshalb leicht nachmachen, weil die Druckvorlagen frei verkäuflich sind. Der internationale Impfpass wird auf Internetplattformen für 3,50 Euro pro Stück angeboten. Zur Urkunde werden die Papiere erst, sobald ein Arzt unterschreibt und der entsprechende Aufkleber eingeklebt wird. Schon der Erwerb eines manipulierten Impfausweises sei Betrug und damit eine Straftat, warnte die Stadt Frankfurt zuletzt.

Dass der in Deutschland verbreitete gelbe WHO-Impfausweis in Papierform Schwächen hinsichtlich der Fälschungssicherheit aufweist, räumt auch das Bundesgesundheitsministerium ein. Ab 2022 sei deshalb vorgesehen, den Ausweis in digitaler Form zu etablieren.

Neue Funktionen in Corona-Warn-App

Zudem soll die Corona-Warn-App des Bundes um eine neue Funktion erweitert werden. In künftigen Versionen soll - noch vor Beginn der Sommerferien - auch ein digitales Impfzertifikat angezeigt werden können. Anwender könnten damit nachweisen, dass sie vollständig geimpft worden sind. Außerdem sollen in der App die Ergebnisse von Schnelltests angezeigt werden können.

KStA abonnieren