Die Journalistin Petra Pluwatsch recherchiert seit Jahren über die Geschichten von Verfolgten der NS-Diktatur in Köln. Nun hat sie ein neues Buch mit elf Erinnerungswegen geschrieben.
„Talk mit K“ zu Stolpersteinen„Es ist wichtig, die Erinnerung wachzuhalten“

Im Juni dieses Jahres verlegte Gunter Demning 61 neue Stolpersteine zur Erinnerung an deportierte Jüdinnen und Juden in Köln.
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Frau Pluwatsch, seit sechs Jahren recherchieren Sie im NS-Dokumentationszentrum die Lebensgeschichten von Opfern der NS-Diktatur in Köln, an die mit Stolpersteinen erinnert wird. Nun haben Sie ein neues Buch geschrieben, in dem Sie auf elf Wegen durch die Stadt auf Spurensuche gehen. Wie kam es dazu?
Das Buch hat eine Doppelfunktion. Es soll natürlich die Menschen vorstellen, die hier gelebt haben und die verfolgt wurden, deportiert wurden oder fliehen konnten. Und gleichzeitig soll es auch einiges über diese Stadt erzählen. Es sind elf Viertel, durch die man wandern kann. Und es wird auch die Geschichte dieser Viertel erzählt. Man kann also Menschen kennenlernen, die damals gelebt haben. Und man kann diese Stadt kennenlernen in all ihren Facetten.

Für ihr Engagement wurde Petra Pluwatsch mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln ausgezeichnet.
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Wie haben Sie die Geschichten, die Sie erzählen, ausgewählt?
Wir haben mittlerweile knapp 3000 Stolpersteine in Köln und jedes einzelne Schicksal verdient eigentlich ein Kapitel in einem Buch. Aber einige Geschichten musste ich einfach erzählen, zum Beispiel die von Maria Herz, einer jüdischen Komponistin, die weitgehend vergessen ist, oder die von Johnny Herz, der mit der Komponistin übrigens nicht verwandt war. Das war ein kleiner Junge, der in einem sogenannten Ghettohaus in der St.-Apern-Straße geboren worden ist. Sein Leben hatte nie eine Chance. Er ist in Auschwitz ermordet worden, als er gerade mal laufen konnte.
Wie wichtig ist ein solches Buch in einer Zeit, in der es fast niemanden mehr gibt, der sich noch gut daran erinnern kann, wie das damals war?
Allein deswegen, weil die Zeitzeugen weniger werden, sind Bücher wie dieses wichtig, um die Erinnerung wachzuhalten. Einmal, um zu zeigen, was in der Vergangenheit passiert ist und als Warnung für die Gegenwart, was passieren könnte, wenn Antisemitismus zunimmt, was ja momentan leider der Fall ist. Ich glaube nicht, dass sich die Menschen genügend mit der Vergangenheit auseinandersetzen, sonst hätten sie ja einige Lehren daraus gezogen. Ich finde es aber wichtig, sich mit dem zu beschäftigen, worauf unsere Gegenwart aufbaut. Und darüber möchte ich mehr denn je aufklären.
Petra Pluwatsch, die Chefreporterin des „Kölner Stadt-Anzeiger“ war, stellt ihr Buch „Auf der Spur der Stolpersteine – Elf Wege der Erinnerung durch Köln“ (Metropol Verlag, 315 Seiten, 24 Euro) am Donnerstag, 16. Oktober, 18 Uhr, im NS-Dokumentationszentrum am Appellhofplatz im Gespräch mit Birte Klarzyk vor. Tickets kosten 4,50 Euro, ermäßigt 2 Euro. Infos finden Sie auf der Homepage des NS-Dok.
Ein ausführliches Gespräch mit Petra Pluwatsch zu ihrem Buch hören Sie in „Talk mit K“, dem Talk-Podcast des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie können ihn auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören und kostenfrei abonnieren. Zudem finden Sie alle Folgen unter ksta.de/podcast