Tücher im Kölner Dom verschwundenKeine Chance auf Eintritt im Bikini

Lesezeit 2 Minuten
Die blauen Schultertücher sind allesamt verschwunden.

Die blauen Schultertücher sind allesamt verschwunden.

Köln – Bei Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius sind auch Touristen häufig leicht bekleidet in Köln unterwegs – für den Einlass in den Dom sind manche Outfits aber deutlich zu freizügig. Domschweizer Fabian Frerich traute seinen Augen kaum, als er jüngst eine Gruppen von Frauen im Bikini sah, die in die Kirche wollten. Das verstößt gegen die Kleiderordnung – und Frerich sprach die Frauen an. Die zeigten sich überrascht – sie kamen von einem Footballspiel, bei dem sie ihre Männer angefeuert hatten. Jetzt wollten sie zur Messe und hatten ganz vergessen, wie leicht sie immer noch bekleidet waren. In den Dom kamen sie an diesem Tag nicht herein.

Um nicht zu viele leicht bekleidete Menschen abweisen zu müssen, wurden vor einigen Wochen 700 Tücher zur Verhüllung angeschafft. Sie wurden von den Domschweizern bei Bedarf ausgegeben. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete, waren die Tücher aber innerhalb kurzer Zeit schon wieder alle weg – die Besucher hatten die Tücher womöglich als Geschenk empfunden oder nahmen sie als Souvenir mit nach Hause.

In „zwei bis drei Wochen“, so Matthias Deml von der Dombauhütte, soll es neue Tücher geben. In der Zwischenzeit müssen sich Besucher darauf einstellen, im Zweifelsfall nicht in den Dom gelassen zu werden. „Sie werden dann gebeten, sich ein Tuch oder ein Jäckchen zu besorgen“, sagt Deml. Bis zur kürzlichen Anschaffung der Tücher sei das auch schon das Vorgehen gewesen. Es handle sich keineswegs um große Massen, die nun die Kathedrale nicht mehr betreten dürfen. „Die Schweizer schauen auch nicht allzu streng hin“, sagt Deml. Und wenn mal jemandem der Eintritt verwehrt werde, machten die Abgewiesenen selten großes Aufheben darum: „Die meisten haben Verständnis, weil es nicht ungewöhnlich ist, sich in Kirchen zu bedecken“, so Deml. Dass die erste Charge Tücher verschwunden ist, ist für Deml kein großes Problem. Erstens, weil der Schwund bei 20000 bis 30000 Besuchern täglich verkraftbar sei. Und zweitens, weil der Blickdicht-Effekt bei den verschwundenen Tüchern wohl nicht allzu groß war: „Die Tücher waren sehr durchscheinend.“ Der nächste Schwung soll nun deutlich blickdichter sein – und länger vorhalten.

Indes gibt es noch keine Strategie, wie künftig verhindert werden soll, dass die Tücher einfach mitgenommen werden, zum Beispiel mit Hinweisschildern oder Kontrollen. Deml: „Wir machen uns Gedanken, haben aber noch keine konkreten Vorschläge“. (mit kna)

KStA abonnieren