Emotionales Training beim FCUkrainische Fußballerinnen erzählen von Flucht nach Köln

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Die ukrainische Frauenmannschaft des FC Krywbas Krywyj Rih und die Spieler des 1. FC Köln setzten ein deutliches Zeichen gegen den Krieg.

Köln – Locker laufen Kapitänin Anna Ivanova und ihre Mannschaftskolleginnen über einen grünen Trainingsplatz am Geißbockheim. Es ist das erste Training der Frauenmannschaft des FC Krywbas Krywyj Rih seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine, ihrem Heimatland. Nach einer rund 17-stündigen Busfahrt von der polnisch-ukrainischen Grenze sind die jungen Spielerinnen am späten Dienstagabend in Köln angekommen.

28 Stunden später stehen sie wieder auf dem grünen Rasen. „Die Emotionen nach dem Training sind die Besten“, sagt Kapitänin Anna Ivanova. Für einen sehr kurzen Moment konnte die 22-Jährige die Gedanken an den Krieg in den Hintergrund schieben, sich einfach mal wieder über ein Tor freuen oder über einen Fehlschuss ärgern. „Für uns war es sehr wichtig wieder auf dem Platz zu stehen.“

Eigentlich sollte die Mannschaft, die in der Ukraine derzeit den dritten Platz in der 1. Liga belegt, gerade aber nicht in Deutschland trainieren, sondern in der Türkei. Am Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine waren die Frauen und das gesamte Team auf dem Weg zum Trainingslager in die Türkei.

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Kapitänin Anna Ivanova, Dolmetscher Artur Podkopayev und Sportdirektor Yevhenii Arbuzov.

Bei den Erinnerungen an das, was im Bus zum Flughafen passiert ist, zittert die Stimme der 22-Jährigen Fußballerin. „Wir haben einen Anruf bekommen und uns wurde gesagt, dass der Flughafen zerstört ist.“ Zu diesem Zeitpunkt sei es an keinem Ort in ihrer Heimat, der südukrainischen Stadt Krywyj Rih mehr sicher gewesen. „Wir haben uns entschieden, uns in einem Keller eines Hotels vor den Bomben zu schützen.“ Dort blieben sie bis zur Flucht nach Köln.

Hilfe von FC Köln, Karnevals-Verein Goldene Jungs und Blau-Gelbes Kreuz

Dass die insgesamt 40 Ukrainer, mit einigen Kleinkindern und Hunden, jetzt in der Domstadt in Sicherheit sind, haben sie Artur Podkopayev zu verdanken. Der in Hamburg lebende Ukrainer spielte selbst mal in dem Verein FC Krywbas, bot seine Hilfe an und kontaktierte den 1. FC Köln, der sofort Unterstützung zusagte. „Wir waren froh, als wir von dieser Nachricht hörten. Die Lage in der Ukraine wurde immer schlimmer, es wurde auf alles geschossen“, sagt Anna Ivanova.

Die Stiftung des FC organisierte in Kooperation mit dem Karnevals-Verein Goldene Jungs und dem Verein Blau-Gelbes Kreuz die Flucht nach Deutschland. „Für uns ist die Hilfe eine gesellschaftliche Verantwortung, die der FC trägt“, sagt Charlotte Fischermanns, Kommunikationschefin der FC-Stiftung. Fußball sei nicht immer nur ein Wettkampf, sondern vor allem auch  Fair Play und Teamgeist. „Auf dem Fußballplatz ist es eben auch egal, welche Sprache man spricht. Wir freuen uns, wenn die Spielerinnen hier mal für 90 Minuten den Kopf ausschalten können.“

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Eine Ablenkung von einem Alltag, in dem der Krieg allgegenwärtig ist, man sich um die Familien sorgt. Denn viele Mitglieder des Teams mussten Eltern, Geschwister oder Partner in der Ukraine lassen. „Es ist sehr schwierig für mich, dass meine Eltern nicht bei jedem Bombenalarm in den Keller gehen können, das schaffen sie einfach nicht mehr“, sagt Yevhenii Arbuzov.

Ukrainische Sportler blicken optimistisch in die Zukunft

Der 46-Jährige Sportdirektor war der Kontaktmann von Artur Podkopayev. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ macht er seine Meinung zum Krieg deutlich. „Wir sind uns alle einig, dass Putin Schuld an dem Krieg ist. Aber wir werden durchhalten“ sagt er.

Yevhenii Arbuzov und Anna Ivanova sind dankbar, dass sie in Köln Schutz gefunden haben und „wir freuen uns, den FC schon bald bei uns in der Ukraine begrüßen zu können - unter anderen Umständen“, sagt Yevhenii Arbuzov abschließend mit einem optimistischen Blick in die Zukunft.

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