Unterbringung von FlüchtlingenStadt Köln schlug günstigen Mietvertrag aus

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Im Haus in der Rubensstraße lebten bis Ende des vorigen Jahres 30 Flüchtlinge, die Stadt ließ den Mietvertrag auslaufen.

Im Haus in der Rubensstraße lebten bis Ende des vorigen Jahres 30 Flüchtlinge, die Stadt ließ den Mietvertrag auslaufen.

Köln – Die Stadt Köln hat stets betont, Flüchtlinge in Wohnungen unterbringen zu wollen: „Oberstes Ziel ist die Versorgung der Menschen mit normalem Wohnraum, denn nur so kann Integration bestmöglich erfolgen“, teilte die Verwaltung kürzlich mit.

Herman Haver von der Kölner Immobiliengesellschaft Prowo ist „höchst erstaunt“ über diese Worte. Seit Anfang 2015 lebten bis zu 30 Flüchtlinge in neun Wohnungen eines Gebäudes in der Rubensstraße. Eigentümer des Gebäudes ist die Prowo GmbH. Monatlich zahlte die Stadt 3200 Euro Kaltmiete – günstige 5,88 Euro pro Quadratmeter. Der Vertrag zwischen Prowo und der Verwaltung lief zunächst bis Mai 2016. Mehrmals wurde er verlängert, letztmalig im vorigen Sommer bis Ende 2017. Prowo bot der Stadt schließlich an, das Mietverhältnis bis Ende 2018 zu verlängern. Die aber lehnte ab, es bestehe „kein Interesse an der Verlängerung des Mietverhältnisses“.

Verwaltung zahlt jedes Jahr 23 Millionen Euro für Hotels

Gut ein Fünftel der 9653 in Köln lebenden Flüchtlinge wohnen zwar in Wohnungen, viele andere sind jedoch weiterhin in Notunterkünften untergebracht. Rund 2250 Flüchtlinge wohnen zudem in Hotels, die Stadt kostet das mindestens 23 Millionen Euro jährlich.

Auch im Dellbrücker Hotel der CDU-Politikerin Andrea Horitzky leben seit Oktober 2017 Flüchtlinge. Derzeit sind dort 26 Personen untergebracht, Horitzky erhält jeden Monat 27 300 Euro von der Verwaltung, ein Vielfaches der Kosten für das Haus in der Rubensstraße. „Dass weiterhin Großunterkünfte und auch Beherbergungsbetriebe genutzt werden müssen, ist der Not geschuldet und ein nur vorübergehender Zustand“, hieß es weiter von der Stadt. Aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes sei „davon auszugehen, dass in nächster Zeit nur noch wenige angemietete Wohnungen hinzukommen werden“, teilte das Sozialdezernat mit.

Stadt begründete Absage nicht

Angesichts der Herausforderung, „normalen“ Wohnraum für Flüchtlinge finden zu müssen, ist es schwer verständlich, warum die Verwaltung im Dezember 2017 einen seit Jahren bestehenden Vertrag über die Unterbringung von Flüchtlingen in einem Mehrfamilienhaus in der Innenstadt auslaufen ließ. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ begründete die Verwaltung die Absage nicht. Haver zufolge soll sie in der Vergangenheit bloß fehlende Waschmaschinenanschlüsse bemängelt haben, sonst habe es keine Probleme gegeben.

„Das Objekt war in einem schlechten baulichen Allgemeinzustand“, heißt es auf Anfrage aus dem Sozialdezernat. Heizungen seien defekt, Waschmöglichkeiten hätten gefehlt, die Bäder seien stark sanierungsbedürftig und die Statik der Balkone unklar. Die Bewohner seien daher in einem anderen Objekt in der Innenstadt untergebracht worden.

Eigentümer widerspricht

Haver widerspricht: „Die Badezimmer sind aus den 60er-Jahren, aber alles funktioniert. Und die Statik der Balkone war bei der Stadt vorher nie ein Thema.“ Nur in einer der Wohnungen müsse wegen einer fehlenden Heizung elektrisch oder mit Kohle geheizt werden. In den vergangenen Jahren habe es zwei Wasserschäden gegeben, die aber umgehend behoben worden seien. Waschmaschinenanschlüsse hätten darüber hinaus problemlos geschaffen werden können. Wurden sie inzwischen auch für wenige Hundert Euro, denn die Wohnungen sind nun zurück auf dem normalen Wohnungsmarkt.

„Nach einem einzigen Besichtigungstermin waren alle vergeben“, sagt Haver, für rund acht Euro pro Quadratmeter. Bis Ende 2019 sind die Wohnungen vermietet, dann soll das Haus umgebaut werden. Solange hätte es auch von der Stadt gemietet werden können. Doch trotz des angespannten Wohnungsmarkts entschied sie sich dagegen.

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