Veedels-CheckDer Retter der Tiere von Dellbrück

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Bernd Schinzel mit einem vierbeinigen Bewohner des Tierheims.

Bernd Schinzel mit einem vierbeinigen Bewohner des Tierheims.

  • Bernd Schinzel ist Leiter des Tierheims und fühlt sich mittlerweile sehr wohl in seinem Veedel

Köln-Dellbrück – Seit 50 Jahren setzt sich das Team im Tierheim Dellbrück für in Not geratene Tiere ein. Jedes Jahr finden dort Tausende Vier- und Zweibeiner vorübergehend eine Unterkunft. Sie alle werden betreut, medizinisch versorgt und in ein neues Zuhause vermittelt. 23 Angestellte kümmern sich mit vollem Einsatz, viel Engagement und vor allem Herzblut um die Tiere - oft weit über den Feierabend hinaus. So ist es auch bei Bernd Schinzel, der das Tierheim seit 1997 leitet.

Woher kommt Ihre Begeisterung für Tiere?

Ich bin eigentlich gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann und dann mit 19 Jahren vom Sauerland nach Köln gezogen. Freitags hatte ich immer recht früh Feierabend und wollte irgendwas mit meiner Zeit machen. Da habe ich gehört, dass man im Tierheim in Zollstock Hunde ausführen kann. So hat das angefangen. Ich gehe heute noch nach Feierabend mit einigen Tieren raus. Aber schon als Kind hatte ich eine sehr enge Bindung zu ihnen und wollte sie alle retten und pflegen. Ich habe zu Hause ständig irgendwelche Freigänger-Katzen angeschleppt.

Welche Tiere haben Sie privat?

Im Moment sind es drei Hunde. Bis vor eineinhalb Jahren hatte ich fünf, zwei sind gestorben. Das variiert immer, da ich stets kranke und alte Hunde nehme. Ich habe auch immer Katzen zu Hause - im Moment sind es zwei. Es sind aber keine Freigänger. Da habe ich zu viel Angst, dass ihnen was passiert. Außerdem habe ich schon mein Leben lang ein Aquarium.

Welche Tiere gibt es im Dellbrücker Tierheim?

Wir haben viele Hunde und Katzen, aber die machen nur einen kleinen Teil aus. Vor allem Kleintiere wie Meerschweinchen, Kaninchen, aber auch Ziervögel wie Kanarienvögel machen den Großteil aus. Im Moment haben wir zudem drei Hähne: Jürgen, Thomas und Dustin - für sie suchen wir ein neues Zuhause. Das wäre wirklich toll, wenn das klappt.

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Erhalten Sie Unterstützung von den Bürgern?

Ohne die vielen Ehrenamtler wäre das hier kaum zu wuppen. Sie gehen mit den Tieren raus und sorgen dafür, dass sie wenigstens einen schönen Moment am Tag haben. Wir haben Leute, die kommen seit 30 Jahren zu uns, um sich um die Tiere zu kümmern. Ein Mann aus Nippes beispielsweise kommt jeden Tag im dichtesten Feierabendverkehr, um mit den Hunden eine Runde zu drehen.

Passt das Tierheim ins Veedel?

Ich habe das Gefühl, dass die Leute es gut annehmen. Das merke ich, wenn ich mit ihnen beim Einkaufen oder in der Nachbarschaft spreche. Auch die Spendenbereitschaft ist groß bei den Dellbrückern. Ich habe zum Beispiel Nachbarn, die haben zuletzt einen runden Geburtstag gefeiert und sich Geld schenken lassen, dass sie komplett dem Tierheim gespendet haben. Natürlich müssen wir auch Rücksicht nehmen und sorgen zum Beispiel dafür, dass es nach 22 Uhr nicht mehr so laut ist. Aber das sind eben Tiere, da ist es nie ganz ruhig. Die Lage ist optimal, wir sind hier direkt von Wald umgeben und können mit den Tieren jederzeit raus.

Welche Beziehung haben Sie heute zum Veedel?

Mein Mann und ich hatten damals die Möglichkeit, ein Haus in Dellbrück zu kaufen, da habe ich schon hier gearbeitet. Anfangs wollte ich nie weg aus der Innenstadt - ich dachte, das passt doch gar nicht zu mir. Heute ist es mir egal, auf welcher Seite des Rheins ich lebe. Entweder ich schwinge mich aufs Rad oder nehme die Bahn und bin ruckzuck in der Innenstadt. Ich kann in Dellbrück gut einkaufen, und gerade auf der Hauptstraße hat sich viel getan. Das Viertel hat in den letzten Jahren immer mehr Flair bekommen.

Zur Person

Bernd Schinzel wurde 1958 im Sauerland geboren und zog nach seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann mit 19 Jahren nach Köln. Später begann er eine Lehre zum Tierpfleger und bildete sich weiter. Seit 30 Jahren arbeitet er im Dellbrücker Tierheim, 1997 übernahm er die Leitung.

STECKBRIEF

Das mag ich an Dellbrück: Ich finde es einfach schön, immer mal wieder ein paar Leute zu grüßen - das würde mir in der Innenstadt fehlen. Es ist alles so vertraut und konzentriert. Das ist verbesserungswürdig in Dellbrück: Es ist wahrscheinlich kein spezifisches Problem von Dellbrück, aber der achtlos weggeworfene Müll geht mir echt gegen den Strich. Mein Lieblingsort in Dellbrück: Ich bin unheimlich gerne im Tierheim und mache meine Arbeit aus Leidenschaft. Selbst nach Feierabend gehe ich oft mit ein paar Hunden hier im Wald spazieren.

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