VertrauensbruchSchließung des „Brennerschen Hofes" wohl schon länger sicher

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Das Hotel war eine Institution in Junkersdorf. Der 1. FC Köln mietete Zimmer, wenn die Mannschaft abends spielte.

Das Hotel war eine Institution in Junkersdorf. Der 1. FC Köln mietete Zimmer, wenn die Mannschaft abends spielte.

Junkersdorf – Manche Hochzeitsgesellschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten in Junkersdorf gefeiert, im Restaurant des Brenner’schen Hofs an festlich gedeckten Tischen gespeist und in seinen Hotelbetten übernachtet. Firmen haben dort Tagungen veranstaltet. Fußballfans haben nach Spielen ihrer Teams gegen den 1. FC Köln ihre müden Häupter im Brenner’schen Hof gebettet. Touristen von dort aus die Stadt erkundet.

Das Viersternehotel an der Wilhelm-von-Capitaine-Straße ist eine Institution im Viertel. Am Samstag, 15. Dezember, hat es nun seine Pforten geschlossen. Die beiden Restaurants, das Anno Pomm und das Fischermanns’, bleiben geöffnet, der Hotelbetrieb wird eingestellt – für die Mitarbeiter und die Restaurantinhaber völlig unerwartet. Laut Aussage der Angestellten erhielten sie Anfang November die betriebsbedingte Kündigung und erfuhren dabei, dass das Hotel bereits sechs Wochen später schließt.

Nutzungsänderung im Oktober eingereicht

Das Gebäude, das 40 Hotelzimmer aufweist, wird zu einem Wohngebäude mit ebenso vielen Studentenwohnungen umgebaut. Der Bauantrag für die Nutzungsänderung wurde laut Auskunft des Bauverwaltungsamts im Oktober eingereicht. „Die Stadt Köln stellt derzeit das örtliche Bau- und Planungsrecht zusammen, damit eine Grundlage für die Prüfung besteht“, sagt Amtsleiter Rainer Straub. Inhaltlich sei das Vorhaben noch nicht geprüft worden.

Obwohl es sich um eine alte Hofanlage handelt, steht Denkmalschutz dem Umbau laut Stadtverwaltung nicht entgegen – da nur das ehemalige Wohngebäude des Hofs, in dem das Anno Pomm untergebracht ist, unter Denkmalschutz steht. Genaueres ist über die Umbaupläne nicht bekannt. Die Eigentümer des Hotels, Dagmar und Rolf Siegrist, schweigen auf Nachfragen zu dem Projekt.

Personal sukzessive abgebaut 

Die Mitarbeiter beklagen, dass die Hoteleigentümer ihre Pläne nicht früher kommuniziert hätten. „Sie haben uns zum letztmöglichen Zeitpunkt, mit dem sie noch die gesetzliche Frist einhalten konnten, gekündigt“, sagt ein Hotelangestellter, der nicht genannt werden möchte. „Ich habe glücklicherweise bereits einen Job gefunden, aber alle anderen haben noch nichts.“

Das Hotel habe vielleicht noch sechs Angestellte, schätzt der Mitarbeiter. Vor einem Jahr seien es noch doppelt so viele gewesen. Die Eigentümer hätten das Personal sukzessive abgebaut und bereits vor einiger Zeit angewiesen, keine Buchungen mehr anzunehmen, die nach dem 15. Dezember lagen. Die Gründe hätten die Betreiber trotz Nachfrage verschwiegen.

Enttäuschung nach Zusammenarbeit

Auch Michael Kuhn, Inhaber des Restaurants Anno Pomm, ist von dem abrupten Ende des Hotelbetriebs geschockt. „Natürlich ist jeder Unternehmer frei, seinen Betrieb zu schließen oder umzugestalten wie er sich das wünscht“, sagt er. „Aber kurz vor Weihnachten den Menschen hier zu sagen, dass der Laden in sechs Wochen schließt, ist schon ziemlich hart.“ Er sei ebenfalls erst Anfang November informiert worden. Nach jahrzehntelanger vertrauensvoller Zusammenarbeit findet er das enttäuschend.

Nur das ehemalige Wohngebäude im Hof, in dem das Restaurant Anno Pomm untergebracht ist, steht unter Denkmalschutz.

Nur das ehemalige Wohngebäude im Hof, in dem das Restaurant Anno Pomm untergebracht ist, steht unter Denkmalschutz.

Seit 17 Jahren gibt es das Anno Pomm im Brenner’schen Hof. Das Restaurant sei untrennbar mit dem Hotelbetrieb verbunden. „Wenn Firmen hier Tagungen abhalten, was oft geschieht, essen die Hotelgäste dann bei uns. Der FC bucht bei Spielen am Abend tagsüber Zimmer für seine Spieler, damit sie sich zwischen dem Training und dem Einsatz ausruhen können. Fans kommen regelmäßig ins Hotel, um sich Autogramme zu holen und essen im Restaurant.“ Für viele Stammgäste seien die Übernachtung im Brenner’schen Hof und das Essen im Anno Pomm ein Gesamtpaket. „Wir sehen, wie viele Gäste hier einen Hotelschlüssel auf dem Tisch liegen haben“, so Kuhn.

Zwei Jahre Zeit verloren

Der Restaurantchef und seine Mitarbeiter machen sich Sorgen um ihre Zukunft. „Die Miete für das Restaurant beträgt monatlich über 8000 Euro. Das muss ja erst einmal erwirtschaftet werden“, gibt er zu bedenken. Er habe 17 Angestellte. Wenn der Umsatz nun dadurch einbräche, dass die Hotelgäste fehlen, müsse er Leute entlassen, sagt Kuhn. „Hier arbeiten auch Familienväter.“ Erst vor drei Jahren habe er, weil er sich Planungssicherheit wünschte, mit den Eigentümern seinen Vertrag, der ursprünglich bis 2017 laufen sollte, um zehn Jahre verlängert. „Grundlage der Gespräche war immer, dass der Hotelbetrieb weiterbesteht“, so Kuhn. „Im Fall einer Absage hätte ich zwei Jahre Zeit gehabt, mich neu zu orientieren.“

Jetzt habe er sogar angeboten, selbst den Hotelbetrieb zu übernehmen, sei aber abgewiesen worden. Es sei absurd, einen gut laufenden Hotelbetrieb in ein Studentenwohnheim zu verwandeln. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie so etwas etwas in die relativ enge Hofanlage integriert werden kann“, sagt der Restaurantchef. „Die jungen Leute wollen sich ja auch dort aufhalten und feiern, umgekehrt müssten sie für Klausuren lernen, während der Restaurantbetrieb läuft und die Gäste draußen im Hof an den Tischen sitzen.“

Auf Stammgäste vertrauen

Robert Fischermann, Betreiber des Restaurants Fischermanns' sieht das ganz ähnlich. „Das ist wirklich suboptimal gelaufen“, kommentiert er. „Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu den Hoteleigentümern. Und wenn man so lange zusammenarbeitet, ist es schon traurig, wenn man dann der letzte ist, der davon erfährt, dass das Hotel schließt.“ Sie hätten bei Abschluss des Pachtvertrages ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Hotelgäste abends in den Restaurants des Brenner’schen Hofs essen würden. „Das macht vielleicht ein Gast, der für 300 Euro pro Nacht ein Zimmer bucht“, so Fischermann, „aber sicherlich kein Student, der hier zuhause ist.“

Den Restaurants Anno Pomm und Fischermanns’ werden die Hotelgäste künftig fehlen. Die Betreiber fühlen sich schlecht informiert.

Den Restaurants Anno Pomm und Fischermanns’ werden die Hotelgäste künftig fehlen. Die Betreiber fühlen sich schlecht informiert.

Es bliebe ihnen nur, auf die Stammgäste zu vertrauen. Die bedauern ebenfalls die Veränderung. „Ich habe Angst, dass der Charme dieser wunderschönen Oase und ihr Charakter verloren geht“, kommentiert Stammgast Wolfgang Heinen. Er hofft mit den Restaurantbesitzern, dass die Eigentümer ihre Pläne noch ändern und das Hotel vielleicht verpachten statt es zu schließen.

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