Von Mäusen und Menschen

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Erma Herman und Manfred Heitzer zeigten ihre Werke im Baui am Römerpark.

Erma Herman und Manfred Heitzer zeigten ihre Werke im Baui am Römerpark.

Südstadt – Hohe Standgebühren, wenig Abwechslung und fehlende Innovationen. Das störte Organisatorin Sonja Thakuri bei den üblichen Kunstmärkten in und um Köln. Daher rief sie zusammen mit anderen Künstlern Ende 2016 das Format „Stand.art-Kunstmarkt“ ins Leben. „Uns war es schon länger ein Dorn im Auge, dass sich alternative Kunstformen nicht ohne teure Standgebühr präsentieren konnten“, so Thakuri. „Also haben wir nach einer Location gesucht, in der wir eine Vielzahl an Kunststilen ausstellen können. Mit dem Baui hier im Kölner Süden sind wir direkt fündig geworden.“

Bei der siebten Auflage des alternativen Kunstmarkts präsentierten nun knapp 20 Künstler neben surrealistischer und psychedelischer Kunst auch knallig bunte Porträtbilder oder Photoshop-Arbeiten.

Begleitet wurde der Markt von einer Live-Show mit Musik, Lesungen und einem Vortrag über Generative Kunst. Manfred Heitzer, der den Besuchern im Baui seine gesellschaftskritische Comic-Kunst präsentierte, nahm zum ersten Mal teil. Auf die Kunst gekommen ist der 66-jährige Frühpensionär erst durch seine Frau: „Zum Geburtstag hatte sie mir vor dreieinhalb Jahren ein Gemälde geschenkt, das mich überhaupt erst auf die Kunst aufmerksam gemacht hat“, erinnert sich der Hobbykünstler.

Erma Herman und Manfred Heitzer zeigten ihre Werke im Baui am Römerpark.

Erma Herman und Manfred Heitzer zeigten ihre Werke im Baui am Römerpark.

„Noch in der Galerie habe ich mich damals in ein weiteres Kunstwerk verliebt – doch der Preis lag bei knapp 10 000 Euro“, so Heitzer. „In diesem Moment war klar: Ich mache jetzt einfach meine eigene Kunst!“ Seitdem werkelt der Kölner in seiner Garage an Installationen und Malereien, die durch Werke des bekannten Streetart-Künstlers Banksy inspiriert und mit Disney-Figuren bevölkert sind. Mit seinen „Dingern“, wie Heitzer seine Kunstwerke liebevoll nennt, möchte er auf gesellschaftliche Missstände hinweisen. Der Humor soll dabei in seinen Werken aber trotzdem nicht zu kurz kommen.

Eine andere Kunstform präsentierte Erma Herman. Die gebürtige Bulgarin lebt seit sieben Jahren in Köln und setzt sich in ihren surrealistischen Porträts mit ihrer Vergangenheit und ihren Mitmenschen auseinander. „Sozial fühlte ich mich in meinem Leben immer sehr unter Druck gesetzt. Auch meine Kindheit ist schwierig gewesen“, so Herman. „In der Kunst kann ich mich mit diesen Erlebnissen auseinandersetzen.“

Dazu verfremdet sie in ihren Bildern die Gesichter von Menschen, mit denen sie in Konflikt geraten ist. Außerdem übt sie Kritik an überzogenen Formen des Feminismus und will ihm mit Bildern von muskelbepackten, animalisch wirkenden Frauen den Spiegel vorhalten. „Ich finde ein gesundes Maß an Feminismus gut, keine Frage“, so die Künstlerin. „Aber wenn Frauen aufhören, mit Männern zu sprechen, nur weil sie Männer sind, ist für mich eine Grenze erreicht. Da ist die Gleichberechtigung wieder verloren.“

Mit der Resonanz des Publikums ist Organisatorin Thakuri zufrieden: „Wir hatten heute knapp 300 Gäste – der Aufwand hat sich also vollkommen gelohnt.“ Ab 2020 möchte die studierte Künstlerin die „Stand.art“ weiter ausbauen. „Wir planen, den Kunstmarkt künftig mehr als drei Mal pro Jahr anzubieten – vielleicht neben dem Baui auch in Ehrenfeld.“

Manfred Heitzer, Aussteller

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