Wegen ÜberfüllungKölner Tierheim verhängt Aufnahmestopp

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Das Kölner Tierheim hat für Katzen einen Aufnahmestopp. 

  • In der Urlaubszeit werden viele Tiere ausgesetzt, in diesem Sommer ist es besonders schlimm.
  • Unüberlegt angeschaffte Corona-Haustiere werden wieder abgegeben, weil sie zu teuer oder zu zeitintensiv geworden sind.
  • Der Deutsche Tierschutzbund schlägt Alarm, weil viele Tierheime komplett überfüllt sind.

Köln – Die schwarze Katze mit den weißen Pfoten wurde vor einigen Tagen in einem Korb am Dünnwalder Baggerloch ausgesetzt. Das Geschlecht des Neuzugangs im Dellbrücker Tierheim ist noch unbekannt: „Da sie ziemlich aggressiv ist, haben wir uns noch nicht getraut zu gucken“, schreibt das Tierheim auf seiner Facebook-Seite. Katzenkind Maja wurde vorige Woche in einer Tüte am Straßenrand gefunden, kotverschmiert.

Die Urlaubszeit war schon immer eine herausfordernde Zeit für Tierheime. Wenn Frauchen oder Herrchen nicht wussten, wo sie ihren Hund oder ihre Katze während einer Reise lassen sollten, wurden diese manchmal ausgesetzt oder landeten im Tierheim. In diesem Sommer hat sich die Situation aber verschärft: Der Deutsche Tierschutzbund schlägt Alarm, weil viele Tierheime komplett überfüllt sind und Aufnahmestopps verhängen müssen – so auch in Köln-Zollstock.

Tierheim Köln-Zollstock: Mehr Tiere als sonst abgegeben

„Bei den Katzen und Kaninchen haben wir schon längere Zeit einen Aufnahmestopp, weil wir überfüllt sind“, sagt Elke Sans. „Auch bei den Hunden kommt es immer mal wieder vor, dass wir nicht alle Tiere aufnehmen können und sie ablehnen müssen.“ Manchmal gebe es auch nur für einige Tage einen Aufnahmestopp, bis wieder Tiere vermittelt und Plätze für Nachrücker frei geworden seien. „Wir weigern uns nicht, Tiere aufzunehmen, weil wir nicht wollen, sondern weil wir erst Platz schaffen müssen.“ Aktuell versorgen die Pfleger in Zollstock 60 Katzen, 55 Hunde, 121 Kleintiere, 39 Reptilien sowie fünf Nutztiere.

Es sei auffällig, dass momentan mehr Tiere abgegeben würden als sonst. Die Tierpflegerin begründet diesen Anstieg mit einem Dreiklang aus Corona, Ferienzeit und gestiegenen Kosten. In der Pandemie hätten sich viele Menschen unüberlegt ein Haustier angeschafft, darunter viele Welpen. Mit zunehmendem Alter stellten dann einige Neu-Besitzer fest, dass sie doch nicht genug Zeit für das Tier und dessen Erziehung hätten. „Überforderung ist ein häufiger Grund, warum Hunde zu uns gebracht werden. Oft sind diese verhaltensauffällig und brauchen entsprechend viel Zuwendung und Betreuung“, berichtet die Tierpflegerin.

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Verhaltensauffällige oder aggressive Hunde landen oft im Tierheim.

Viele Hunde und Katzen im Tierheim sind krank

Ein weiteres Problem seien die vielen ansteckend kranken Tiere, die abgegeben würden, darunter auch viele Katzen. „Viele bedenken bei der Anschaffung nicht, dass zur Haltung mehr als Futter und Wasser gehört und vergessen, dass auch bei einer Katze sehr hohe Tierarztkosten entstehen können“, sagt Sans. Es gebe immer mehr Tiere mit Futtermittelallergien, die bräuchten dann ein teures Spezialfutter. „Wenn wir kranke Tiere bekommen, die sich blutig kratzen, müssen wir erstmal herausfinden, ob sie Milben, einen Pilz oder eine Allergie haben.“ Häufig müssen Tiere in eine Einzelbox zur Quarantäne, was dazu führt, dass die Einrichtung weniger Vierbeiner aufnehmen kann.

Das Zollstocker Tierheim ist erst seit Mittwoch wieder für Besucher geöffnet. Einen knappen Monat lang war es geschlossen, wegen krankheitsbedingter Personalnot. „Wir hatten das Haus voll mit Tieren, aber nicht genug Mitarbeitende, um die Tiere zu versorgen und nebenbei noch Vermittlungsgespräche zu führen“, sagt Sans. Die Pflege der Tiere habe da Vorrang gehabt.

Kölner Tierheim bekommt Folgen der Krise zu spüren

Mit den gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten kommen viele Besitzer an ihre finanziellen Grenzen. Und auch das Futter ist teurer geworden. „Haustiere sind nicht billig zu halten, das sollte man sich vor der Anschaffung bewusst machen“, mahnt die Tierpflegerin. Die Folgen der Krise bekommt auch das Zollstocker Tierheim deutlich zu spüren: „Die Spendenbereitschaft ist deutlich gesunken.“

Der Deutsche Tierschutzbund warnt gar vor einem „Kollaps“ des karitativen Tierschutzes und fordert einen Rettungsplan für Tierheime. Steigende Energiepreise, höhere Kosten für Futter und Tierärzte durch die geplante Anpassung der Gebührenordnung und sinkende Einnahmen durch Spenden werde laut Tierschutzbund dazu führen, dass sich die Situation in den Tierheimen im Herbst noch verschärfe. 

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