„Wir spielen auf Sieg“Kölner Grüne starten die Suche nach der Reker-Nachfolge – Hinweis auf mögliche Kandidatin

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Spielen eine wichtige Rolle bei der Suche, werden selbst aber nicht kandidieren: Lino Hammer und Christiane Martin (v.l.).

Spielen eine wichtige Rolle bei der Suche, werden selbst aber nicht kandidieren: Lino Hammer und Christiane Martin (v.l.).

Die Kölner Grünen haben sich offiziell auf die Suche nach der Reker-Nachfolge gemacht. Eine mögliche Kandidatin fällt dabei auf.

Die Kölner Grünen haben ihre Suche nach einem eigenen OB-Kandidaten oder einer OB-Kandidatin für die Kommunalwahl im Herbst 2025 offiziell begonnen. Bei einer Mitgliederversammlung am Montag im Ehrenfelder Bürgerzentrum hat die Partei einer Kommission den Auftrag erteilt, einen Vorschlag für die Kandidatur vorzulegen. Die Kommission besteht aus den Parteichefs Stefan Wolters und Katja Trompeter, der Fraktionsspitze mit Christian Martin und Lino Hammer, der Landtagsabgeordneten Eileen Woestmann und der Vorsitzenden der Bundestagsfraktion, Katharina Dröge. Mit Firat Yakşan ist zudem ein Mitglied des Landesvorstands vertreten. Annika Hilleke, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin in Mülheim, und Grüne-Jungend-Sprecher Jurek Schülke sind auch Teil des Gremiums.

„Wir spielen auf Sieg“, sagte Trompeter in ihrer Rede am Montagabend. „Die absolute Vertraulichkeit, mit der dieses Gremium arbeiten soll, ist schwierig für uns Grüne. Es wird einen Vorschlag machen, von dem wir euch dann überzeugen wollen.“ Schon im Vorfeld deutete sich an, dass in dem Prozess auf die ansonsten bei den Grünen an vielen Stellen üblichen basisdemokratischen Elemente verzichtet wird.

Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass die neun Mitglieder der Kommission nun also intern entscheiden, wer für die Grünen als Kandidat für die Nachfolge von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) kandidiert. Sowohl 2015 als auch 2020 hatten Grüne und CDU Reker unterstützt, beide Parteien bilden ein Mehrheitsbündnis im Stadtrat, seit 2021 unterstützt von Volt. Dass die Basis dem Vorschlag nicht zustimmen wird, ist kaum denkbar. Die Intransparenz des Verfahrens kritisierten die Mitglieder am Montag nicht, sie beschlossen das Verfahren ohne Gegenstimmen.

Kölner Grünen-Chefin erklärt Verfahren: „Wir spielen auf Sieg“

Die Nominierung von Hilleke und Schülke für die Kommission stand vor Montagabend noch nicht fest. Hilleke hatte sich als einzige für den freien Platz eines weiteren, auf dem Parteitag zu wählenden Mitglied beworben. 

Zusätzlich haben die Grünen einem Antrag der Grünen-Jugend zugestimmt, demzufolge auch die Jugendorganisation mit einem Platz in der Kommission vertreten ist. Diesen besetzt nun Jurek Schülke. Das neunköpfige Gremium hat den Auftrag, in den kommenden Monaten möglichst diskret nach einer geeigneten Kandidatin oder einem geeigneten Kandidaten zu suchen. Die Parteichefs hoffen anschließend auf eine breite Zustimmung der Basis. Einen parteiinternen Wahlkampf wollen die Grünen verhindern: So laufe die Partei Gefahr, die Kandidatur im Vorfeld zu schwächen.

Über die Zusammenstellung der Kommission sagte Trompeter: „Es sollen Menschen sein, die Menschen kennen, die gut vernetzt sind. Sie repräsentieren nicht ihr jeweiliges Gremium und berichten dort auch nicht. Es wird keine Zwischenberichte geben.“ Auch Landtagsvizepräsidentin Berivan Aymaz, die am Montagabend vor Ort war, gilt als sehr gut vernetzt – vermutlich kennt sie innerhalb der grünen Partei wesentlich mehr Personen als etwa Newcomerin Eileen Woestmann, die seit 2022 erstmals im Landtag sitzt und nun Teil der Kommission ist.

Ist Aymaz nicht aufgenommen worden, weil sie als eine der Kandidatinnen für die Kandidatur gilt? Klar ist jedenfalls, dass Mitglieder der Kommission für eine Kandidatur selbst nicht infrage kommen. „Es sind viele kompetente Menschen drin“, sagte Aymaz am Rande der Mitgliederversammlung und begrüßte, dass auch die Grüne Jugend vertreten ist. Eine mögliche eigene Kandidatur kommentierte sie nicht. Neben ihr gelten bislang vor allem Klimadezernent William Wolfgramm, der inzwischen in die Partei eingetreten ist, und Kämmerin Dörte Diemert als Optionen für die Reker-Nachfolge.

Am Abend der Versammlung selbst wählten die Grünen-Mitglieder Annika Hilleke als ein weiteres Mitglied der Kommission, das sich als einziges für einen zuvor freien Platz in der Kommission beworben hatte. Hilleke ist stellvertretende Bezirksbürgermeisterin in Mülheim.

Kölner Grüne: Mitgliedschaft keine Voraussetzung für OB-Kandidatur

Parteichefin Trompeter erläuterte, welche Kriterien bei der Suche für die Kommission entscheidend seien: Politikerfahrung, eine grüne Mitgliedschaft oder ein „sehr starkes grün-verbundenes Profil“, Kommunikationsstärke, Kampagnen- und Wahlkampferfahrung, Mehrheitsfähigkeit, Bezug zu Köln, Vernetzung innerhalb der Stadtgesellschaft, Führungserfahrung und Verwaltungskenntnis. „Es sind keine ausschließenden Kriterien“, betonte Trompeter. Es muss also nicht jedes Kriterium erfüllt sein.

In den grünen Führungskreisen würde man zudem lieber eine Frau als einen Mann nominieren, doch auch das Geschlechtskriterium soll nicht kategorisch gelten. Klar ist, dass Aymaz, Wolfgramm und Diemert jeweils einen Großteil der Kriterien erfüllt. Dadurch, dass Dröge im Gremium selbst vertreten ist, gilt ihre Kandidatur nun auch formal als ausgeschlossen – obwohl sich manch ein Grüner Dröge als Kandidatin wünscht. Auch Sven Lehmann, der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, signalisierte zuletzt, dass er nicht zur Verfügung stehe. Der Kandidat oder die Kandidatin soll im kommenden Jahr präsentiert werden, die Kommission nimmt bis zum 30. April 2024 Vorschläge entgegen.

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