Der Sonntag könnte für die Regenwürmer im Stadionrasen unruhig werden, sollte dem 1. FC Köln die Rückkehr in die Bundesliga gelingen.
WochenrückblickDer siebte Aufstiegsrasen des 1. FC Köln


FC-Fans feiern im April 2014 die Rückkehr in die Bundesliga mit einem Platzsturm nach dem Spiel gegen den VfL Bochum. Foto: Imago/mika
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Eingedenk der Tatsache, dass die Woche in Deutschland nach der internationalen Norm ISO 8601, die Empfehlungen über numerische Datumsformate und Zeitangaben enthält, am Montag beginnt, steht uns das wichtigste Ereignis der 20. Kalenderwoche noch bevor.
Zumindest denjenigen unter den 150.000 Mitgliedern und Millionen Fans des 1. FC Köln, die am Sonntag gegen 17.20 Uhr im Stadion der schönsten Stadt Deutschlands unbedingt mit Bier duschen, den Platz stürmen, die Tore abreißen, den Rasen ausgraben und später auf dem Betonauto am Hohenzollernring herumspringen und „Nie mehr Zweite Liga“ grölen wollen. Zum siebten Mal in der Vereinsgeschichte. Und das alles nur, weil es die Spielklasse, in die der Klub eigentlich gehört, gar nicht gibt.
Was ich mich an solch großen Fußballtagen immer frage: Bin ich womöglich der einzige FC-Fan, der nach dem Aufstiegsendspiel gegen Kaiserslautern die Südtribüne mit einer gewissen Gelassenheit verlassen wird, obwohl uns ein Elverszwerg gerade den Aufstieg vor der Nase weggeschnappt hat? Bin ich verrückt, weil mich nach dem Aufstieg der siebte Aufguss eines Platzsturms einfach nicht antörnen will?
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Latenter Erstligist, gefühlter Zweitligist
Wird man mir meine Dauerkarte entziehen, weil es Spieltage gibt, an denen mir der FC als latenter Erstligist in der Zweiten Liga lieber ist als ein gefühlter Zweitligist in der Bundesliga, der von den Bayern aus dem Stadion geschossen wird und nach sieben Spielen ein mickriges Pünktchen sein Eigen nennt? Mit seinen Fans, die alles schon so oft gewonnen haben, dass ihnen der Meisterrasen wumpe ist, weil der in einer Saison sowieso mehrfach ausgetauscht wird und sie ihre Meistertitel nur noch als „Schalen-Party“ feiern. Schale Party eben. Nach dem verpassten Champions League Finale.
Ich mag die FC-Zwischenwelt mit ihren sympathischen Elverszwergen oder den Münsteraner Preußen, für die das Rhein-Energie-Stadion keine Schießbude, sondern noch ein richtiger Fußballtempel ist, aus dem sie sich trotz knapper Niederlagen zufrieden verabschieden, während die Erstliga-Elite den Platz in Müngersdorf seit Jahren als bloßen Pflichtaufgaben-Rasen empfindet, auf dem die Punkte wie Gänseblümchen im Vorbeigehen gepflückt werden.
Und noch etwas beschäftigt mich vor dem Endspiel. Gibt es irgendwo im großen FC-Universum einen Fan, der alle sechs Aufstiegs-Rasenstücke aus den Jahren 2000, 2003, 2005, 2008, 2014 und 2019 ausgegraben und aufbewahrt, in Plexiglas gegossen oder gar in irgendeinem Kleingarten nebeneinander eingepflanzt hat? Und warum verschmähen die Fans den Abstiegsrasen, obwohl der doch von Spielertränen durchtränkt ist?
Darüber werde ich am Sonntag nachdenken. Nach dem Aufstieg. Wenn ich in aller Ruhe mit dem Fahrrad nach Hause radle, während die anderen feiern. Mit dem Gefühl, dass es schon bald ein Wiedersehen geben wird. Mit Münster, Ulm und den Elverszwergen.