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WohnkulturErfüllung an der Kreissäge

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Chefin im eigenen Laden. Agnes Morguet entwirft Möbel wie diesen Schaukelstuhl und die Stehleuchte Roundabout.

Chefin im eigenen Laden. Agnes Morguet entwirft Möbel wie diesen Schaukelstuhl und die Stehleuchte Roundabout.

Köln – „Ich bin ein ganz normaler Dienstleister“, sagt Agnes Morguet. Am 29. Dezember 2012 hat sie die Schlüssel für ihren ersten eigenen Laden bekommen, seit Anfang Januar hat sie Geschäft und Büro an der Zeughausstraße 10. Pünktlich zu den Passagen ist ihr erstes Produkt auf den Markt gekommen, das in Serie produziert wird, die Stehleuchte „Roundabout“. Morguet ist Designerin, Tischlerin, Innenarchitektin und Diplom-Ingenieurin.

Im Schaufenster steht ein Schaukelstuhl, eine Schale aus gekreuzten Hölzern, die Polsterung nimmt diese Idee auf. Die Verstrebungen an den Beinen sind mit Tesakrepp umwickelt, „man soll sehen, dass ich noch daran arbeite“. Ihre Entwürfe macht sie auf Papier, nicht am Computer. Modelle baut sie aus Pappe. Wenn es dann an das Material Holz geht, mietet sie sich tageweise in einer Tischlerei ein, eine gängige Vorgehensweise, erzählt sie.

Fertigung beim Schreiner

Der Kontakt zu Handwerkern ist ihr wichtig, nach der Ausbildung denke man oft zu konstruktiv, Leute aus der Praxis seien da hilfreich. Ihr Regal „Steady“, das wie gefaltet aussieht, hat sie bei einem Schreiner in Neuss fertigen lassen. Ihre Leuchte „Roundabout“ ist das erste Teil ihrer Kollektion, das sie in Serie fertigen lässt. Zur Premiere ist sie auch ihre eigene Produzentin: 50 Stück hat sie bei RSL Lichttechnik in Sankt Augustin in Auftrag gegeben. In der Regel verkaufen Designer ihre Entwürfe an einen Hersteller.

Produktion ist das eine, Beratung das andere. Es sei längst nicht mehr so, dass sich nur gut betuchte Leute eine Innenarchitektin leisten könnten. Sie hat einer Familie Tipps zum Umbau gegeben, weil die Großeltern mit ins Haus ziehen wollten und es barrierefrei werden sollte. Einer verwitweten Frau hat sie geholfen, „das Haus aufzuräumen“, manchmal reiche es, einen voluminösen Raumteiler weiß zu lackieren und anderswo zu platzieren. Wichtig sei ein gewisser Mix, „es tut einem Raum gut, wenn er verschiedene Geschichten erzählt“.

Bibliothek im Computer

Natürlich sei es toll, wenn der Kunde sich Möbel nach ihrem Entwurf fertigen lasse, „in seiner Wohnung steht dann ein Sideboard, das sonst niemand hat“. Im Computer kann sie auf eine (selbst zusammengestellte) Bibliothek mit Produkten verschiedener Hersteller zugreifen. Ihre eigene Wohnung? „Bis auf einen Teppich und zwei Kommoden vom schwedischen Möbelhaus alles selbst gebaut.“

Sie brauche die praktische Arbeit: „Ich werde depressiv, wenn ich lange nicht an der Kreissäge stehe.“ Angst vor der Selbstständigkeit hatte sie nie, schon während der Ausbildung habe sie immer gearbeitet, „mit 30 wollte ich meinen eigenen Laden haben“. Sonntag hat sie Geburtstag.

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