Zeitgemäß?Ungefragte Lieferung von Telefonbüchern entfacht Debatte in Köln

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Telefonbücher vor einer Haustür in Köln

Telefonbücher vor einer Haustür in Köln

  • Marie-Theres Erz ärgern die Stapel vor der Haustür. Die Angestellte eines Carsharing-Unternehmens hat keine Verwendung für die gedruckte Form. „Ich frage mich, wer das noch braucht. Für mich ist das Geld- und Rohstoffverschwendung“, sagt die Kölnerin.
  • Sie ärgert, dass sie keine Möglichkeit hat, das Telefonbuch abzubestellen. Sie schlägt vor, dass es nur derjenige zugestellt bekommt, der es ausdrücklich anfordert.
  • Ist das eine realistische Variante? Ist die ungefragte Lieferung überhaupt noch zeitgemäß?

Köln – Im Hauseingang, vor der Tür oder im Treppenhaus – oft stapelweise liegen derzeit dicke, in Plastikfolie verpackte Bücher überall in Köln. Die aktuellen Telefonbücher werden gerade verteilt. Nun fragen sich viele: Sind die Wälzer im Internetzeitalter überhaupt noch nötig? So auch Marie-Theres Erz aus dem Belgischen Viertel „Das Telefonbuch landet von der Haustür direkt in der Altpapiertonne. Warum wird es überhaupt noch geliefert?“, wundert sie sich gegenüber dem „Express“.

Marie-Theres Erz ärgern die Stapel vor der Haustür. Die Angestellte eines Carsharing-Unternehmens hat keine Verwendung für die gedruckte Form. „Ich frage mich, wer das noch braucht. Für mich ist das Geld- und Rohstoffverschwendung“, sagt die Kölnerin. Auch, wenn sie das Telefonbuch seit 15 Jahren nicht nutze, habe sie es „über Jahre hinweg brav mit in die Wohnung genommen“, erzählt sie. Und weiter: „Heute google ich eine Nummer oder E-Mail-Adresse. Ich fühle mich durch die unaufgeforderte Lieferung genötigt.“ Sie ärgert, dass sie keine Möglichkeit hat, das Telefonbuch abzubestellen. Sie schlägt vor, dass es nur derjenige zugestellt bekommt, der es ausdrücklich anfordert.

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Beim Verlag Deutsche Tele Medien, der das Telefonbuch, Gelbe Seiten und das Örtliche verteilt, sagt eine Sprecherin: „Für die Lieferung der Verzeichnisse gibt es eine rechtliche Grundlage.“ Nämlich Paragraf 78 des Telekommunikationsgesetzes, Stichwort: Universaldienstleistungen. Die Verordnung sieht vor, dass die gedruckte Ausgabe alle Bürger erreichen muss. Denn: Laut Digitalindex sind 19 Prozent der Menschen in Deutschland offline (Stand Januar 2018).

Ist das Telefonbuch noch zeitgemäß?

Die Deutsche Tele Medien GmbH, die den Verzeichnisverlag der Telekom abgekauft hatte, bringt das Telefonbuch mit 21,8 Millionen privaten und gewerblichen Einträgen gemeinsam mit 41 Verlagen heraus. In Köln ist das der Greven Verlag. Allein aus Köln gibt es 179.943 Einträge. Die Verzeichnisse sind auch im Internet und in einer Smartphone-App verfügbar. Ist also die analoge Form mit den vielen Seiten noch zeitgemäß?

Einer Studie des Marktforschungsinstituts Gesellschaft für Konsumforschung wird das Telefonbuch mit 38,2 Prozent der Befragten am häufigsten in seiner gedruckten Form genutzt. 22,6 Prozent greifen online darauf zurück, die Smartphone-App konsultieren zwölf Prozent. In Köln liegt die Auflage aktuell bei 250.000 Exemplaren. Die App wurde nach Angaben des Herausgebers 4,8 Millionen Mal heruntergeladen. Die Website besuchen 19,8 Millionen Nutzer pro Monat.

Übrigens: Der häufigste Kölner Nachname im Telefonbuch ist Müller, der dort 1746 Mal aufgelistet ist, gefolgt von Schmitz mit 1115. Einträgen. Nummern von 673 Menschen mit dem Namen Schäfer oder Schaefer sind verzeichnet und 646 Mal der Name Klein. (red)

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