In der Serie „Ziemlich beste Leute“ stellen wir Menschen vor, die zusammenhalten, was die Politik nicht mehr zusammenhalten kann. Diesmal: Elke Ullrich und ihr Engagement beim Kölner Kreidekreis.
„Ziemlich beste Leute“Elke Ullrich steht einem Heimkind als Patin zur Seite

Elke Ullrich steht einem Heimkind als Patin zur Seite
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Kinder, die in Heimen aufwachsen, besuchen im Durchschnitt häufiger die Hauptschule, machen seltener Abitur und verlassen die Schule überdurchschnittlich oft ohne Abschluss – das belegen zahlreiche Studien seit Jahren. Für Elke Ullrich war dies ein Beweggrund, sich beim Verein Kölner Kreidekreis ehrenamtlich zu engagieren und eine Patenschaft für ein Heimkind zu übernehmen. Doch es war nicht der einzige.
„Ich bin überzeugt davon, dass jedes Kind – egal wo auf der Welt – die Chance auf ein normales und glückliches Leben verdient“, sagt Ullrich über ihr Engagement. „Was man als Erwachsener daraus macht, liegt in der eigenen Verantwortung. Aber als Kind kann man nicht beeinflussen, in welche Verhältnisse man hineingeboren wird.“
Wer sie ist: Elke Ullrich, 51 Jahre alt, hat Chemie studiert und später promoviert. Nach Auslandsaufenthalten in den USA und in den Niederlanden kehrte sie 2006 nach Köln zurück und arbeitet nun bei einem Lanxess-Tochterunternehmen als Projektleiterin.
Das macht sie: Unter dem Motto „Kein Kind allein“ engagiert sich der Verein „Kölner Kreidekreis“ seit 2006 für Kinder und Jugendliche rund um Köln, die in Heimen leben. Kinder, die teils kaum Kontakt zu ihrer Herkunftsfamilie haben, werden vom Verein Patenschaften vermittelt, Wegbegleiterinnen, die den Kindern und Jugendlichen als Bezugsperson mit Aufmerksamkeit, Rat und gemeinsam verbrachter Zeit zur Seite stehen. Dieses Jahr hat der Kölner Kreidekreis für seine Arbeit auch den Ehrenamtspreis „Köln Engagiert“ gewonnen.
Ullrich ist seit 2020 beim Verein dabei. Eine Freundin habe sie auf das Konzept aufmerksam gemacht. „Da habe ich mich schlau gemacht und schnell gemerkt, dass das etwas für mich sein könnte.“ Nach ersten Vorgesprächen und einem Vorbereitungskurs lernte Ullrich im April 2021 ihr Patenkind Jenny kennen, die damals 14 Jahre alt war. „Am Anfang haben wir uns alle zwei Wochen gesehen. Weil wegen der Pandemie nicht viel möglich war, sind wir viel spazieren gegangen und Fahrrad gefahren“, erzählt Ullrich. „So sind wir immerhin schnell ins Gespräch gekommen.“
Ungefähr alle zwei Wochen sehen sich die beiden seitdem. „Wir gehen ins Kino oder Minigolf spielen, ganz normale Sachen also“, sagt Ullrich. „Und natürlich stehe ich mit Rat und Tat zur Seite, wenn Jenny irgendetwas braucht.“ Wichtig sei in erste Linie, als konstante Begleiterin ansprechbar zu sein. „Dadurch, dass Betreuer und Lehrkräfte immer wieder wechseln, haben Heimkinder kaum Konstanten in ihrem Umfeld“, erklärt Ullrich. „Eine solche Konstante bin im besten Falle ich. Jemand, auf die Jenny sich verlassen kann. Und von der sie weiß, dass sie auch da ist, wenn man sich mal doof verhält oder sich streitet.“
In diesem Jahr ist Jenny 18 geworden, hat ihr Abitur bestanden. „Das ist also gerade eine sehr spannende Phase, in der sie sich überlegen muss, wie es weitergehen soll im Leben“, sagt Ullrich. „Da zahlt es sich schon aus, dass wir in den vergangenen Jahren ein Vertrauensverhältnis aufgebaut haben und Jenny weiß, dass sie sich auf mich verlassen kann.“
Doch nicht nur Jenny profitiere von der Patenschaft, so Ullrich. „Auch ich lerne immer wieder neues im Umgang mit ihr. Jenny ist beispielsweise sehr politisch. Die Gespräche über ihre Anischten empfinde ich als sehr bereichernd und spannend.“
Das würde sie als Erstes tun, wenn sie Oberbürgermeisterin wäre: „Ich finde die Frage schwierig zu beantworten, deswegen habe ich Jenny gefragt“, sagt Ullrich. „Sie würde mehr Fahrradwege bauen, beziehungsweise die alten ausbessern. Und mehr Mülleimer aufstellen.“
Ihr persönliches Grundgesetz: „Behandele andere Menschen so, wie du auch selbst behandelt werden möchtest. Ich finde, das ist eine einfache, aber sehr gute Regel“, sagt Elke Ullrich. „In ihr steckt im Grunde alles, was wichtig ist – sie deckt eigentlich jedes Gesetz des menschlichen Miteinanders ab.“