KrebsKabarettist Heinrich Pachl ist tot

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Heinrich Pachl ist gestorben. (Bild: Worring)

Heinrich Pachl ist gestorben. (Bild: Worring)

Die Nachricht vom Tod des Kölner Kabarettisten Heinrich Pachl in der Nacht zum Sonntag in seinem Haus in Nippes spricht sich wie ein Lauffeuer im Freundes- und Bekanntenkreis herum: Obwohl bekannt war, dass er vor rund zehn Jahren an Krebs erkrankt war, will man kaum glauben, dass es den „Agenten für vertrauensstörende Maßnahmen“ nicht mehr geben soll. „Nicht zu fassen“ hieß 1994 sein erstes Soloprogramm, das letzte, mit dem er im März 2011 Premiere feierte, „Das überleben wir!“

Der 1943 im baden-württembergischen Nordach geborene Kabarettist gehörte zu jenen Zeitgenossen, die sich immer und überall dort einmischten, wo der „Fisch vom Kopf her stinkt“, also da, wo die Mächtigen in Politik und Gesellschaft über die Köpfe der Bevölkerung hinweg agieren. Pachl wusste als einer der Ersten, was in seiner Wahlheimatstadt schiefläuft und wie man den Verantwortlichen ein Bein stellt – und zwar mit seiner frappierenden Fähigkeit, Heuchler und Hochstapler mit Sätzen und Pointen zu attackieren.

Bekannt geworden ist er Ende der 1970er Jahre als „Der wahre Anton“: Zusammen mit Richard Rogler bildete er ein Duo, das zunächst in Hörsälen, Schulen und auf der Straße für „Otto Moralnormalverbraucher“ spielte. Für ihr Programm „Absahnierung“, mit dem Pachl/Rogler im Kölner Schauspielhaus auftraten, erhielten sie 1982 den Deutschen Kleinkunstpreis. Später tourte Pachl mit dem Kollegen Matthias Beltz über Deutschlands Kleinkunstbühnen, gefolgt von den legendären „Reichspolterabend“-Auftritten – fünf scharfzüngige Weltverbesserer, die die Chronik des laufenden Schwachsinns fortschrieben.

Dabei war Pachl nicht „nur“ ein Polit-Kabarettist reinsten Wassers, er arbeitete außerdem als Filmemacher, erhielt 1986 für „homo blech“ den Adolf-Grimme-Preis, stand als Schauspieler vor der Kamera – etwa 2007 in dem Zweiteiler „Teufelsbraten“ –, schrieb Bücher, Kolumnen, Features und erfolgreiche Theaterstücke wie „Köln ist Kasse“, eine Realsatire, in deren Verlauf der Kölner Klüngel in all seinen Facetten ins Scheinwerferlicht getaucht wurde.

Er profilierte sich außerdem als hinterhältiger Teilnehmer von Aktionärsversammlungen. Keine Frage, dass Köln ohne einen kritischen Geist wie ihn ärmer geworden ist. Spaß und Spott waren für Pachl keine Gegensätze, verloren gegangene Utopien dazu da, dafür Schadenersatz zu fordern. Einen Ersatz für ihn wird es nicht geben. Pachl war mit Li Daerr verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.

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