2. Kölner LiteraturnachtWarum nur wenige vom Leseboom profitieren

So sah es auf der 1. Literaturnacht aus
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Köln – Die Literatur, könnte man meinen, ist von allen Kunstgattungen noch am besten durch die Pandemie gekommen. Viele haben den Lockdown zum Lesen genutzt, dabei noch ihre Lieblingsbuchhandlung unterstützt.
Ganz so positiv fällt die Bilanz dann doch nicht aus: Vor allem die großen Namen hätten profitiert, Verlage mit Bestseller-Programm, schätzt die Literaturvermittlerin und PR-Agentin Paula Döring. „Die kleinen Namen sind dagegen hinten runtergefallen.“
Auftrittshonorare weggefallen
Uwe Kalkowski vom Eichborn Verlag ergänzt: „Für viele Autorinnen und Autoren sind sämtliche Auftrittshonorare weggefallen. Plus die Erlöse von den Büchertischen auf den Lesungen.“ Denn die allermeisten Autoren, weiß Bettina Fischer vom Kölner Literaturhaus, finanzieren sich nicht über reine Bücherverkäufe. Ohne Öffentlichkeit funktioniert das Geschäft nicht.
Um hiesigen Schreibenden mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, haben Döring, Kalkowski und Fischer vor drei Jahren zusammen mit 19 anderen Akteurinnen und Akteuren der Literaturszene einen Verein gegründet, mit dem nahe liegenden Namen Kölner Literaturszene e.V. Vor zwei Jahren organisierte der Verein die 1. Kölner Literaturnacht mit fast 140 Veranstaltungen, zwischen denen der Bücherfreund im Stadtgebiet flanieren konnte.
Junge, lebendige Szene
Ein voller Erfolg. Doch die Nachfolgeveranstaltung fiel 2020 dem zweiten Lockdown zum Opfer. „Das war besonders schade“, sagt Bettina Fischer, „weil die Literatur in Köln vor Corona so stark im Aufwind war. Es gibt hier eine sehr aktive Szene. Es sind profilierte Leute hier und eine lebendige, junge Szene.“
Die sich jetzt endlich wieder zeigen kann: Am 18. September wird nun die 2. Kölner Literaturnacht stattfinden. Man habe versucht, so viel wie möglich vom abgesagten Programm - in angepasster und aktualisierter Form - zu übernehmen. „Wir hatten den Leuten ja eine Zusage gegeben", sagt Fischer. Und das absichtslose Sich-treiben-lassen von Lesung zu Lesung? „Das wird jetzt eher zu einem geplanten Flanieren“, schlägt Kalkowski vor. Man müsse, erläutert Döring, mit Saalplänen arbeiten. Die Nachtschwärmer können sich immer noch ihr eigenes Programm zusammenstellen, nur müssen sie ihre Plätze vorher kaufen.
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Auch mussten die Veranstaltungsorte von 42 auf 19 reduziert werden, gerade viele Buchhandlungen sind zu klein, um die erforderlichen Hygieneregeln umzusetzen. Sie werden ihre ausgewählten Autoren nun eben in geräumigeren Hallen präsentieren. Was definitiv nicht verloren geht, ist der eigentliche Sinn der Literaturnacht. „Wir wollen an einem Abend zeigen“, sagt Kalkwoski, „was sich in Köln an Schreibaktivitäten tut, welche Schreibenden es gibt, in der ganzen Bandbreite: Von Menschen, die übersetzen, bis hin zu Newcomern und etablierten Namen."
Von „Rock'n'Read, die satirische Lesebühne" bis zu „Flucht, Vertreibung, Heimatsuche". Vom Beethovenkrimi bis zum Underground-Comic. Von Anja Rützels „Take That“-Schwärmereien bis zu Heinrich Breloers Brecht-Spurensuche. Es ist, den pandemischen Einschränkungen zum Trotz, fast alles dabei.
Kinderprogramm ausbauen
Das Budget der Literaturnacht liegt bei rund 80 000 Euro. „Vor allem hat die Stadt sich nicht nur dazu entschieden, das Projekt wieder mit einem wesentlichen Beitrag zu fördern“, sagt Fischer, „sondern dem Verein auch ermöglicht, den Autoren die von der letztjährigen Absage betroffen waren, Ausfallhonorare zu zahlen“.
Was man demnächst ausbauen wolle, sagt Döring, sei das Kinderprogramm. In Zukunft soll die Literaturnacht biennal stattfinden und sich mit einem Kinderliteraturtag abwechseln.
Das ganze Programm, sowie die Tickets gibt es unter www.koelner-literaturnacht.de