55. Art CologneImmerhin kein Grund zu schimpfen

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Eine Besucherin der Art Cologne geht im grünen Blumenkleid durch eine Sicherheitskontrolle mit Körperscannern.

Eine Besucherin der Art Cologne im Körperscanner

Am Sonntag ging die 55. Art Cologne zu Ende. Ein Reinfall war die Kölner Kunstmesse nicht. Aber sie sorgte bei den allerwenigsten Händlern für Euphorie. Einem erschien sie dafür gleich als „Hort der Glückseligkeit“.

Beinahe schien es, als hätte sich die Kunst in den Kölner Messebunker zurückgezogen. In besseren Zeiten winkten am Eingang zur Art Cologne schon mal große Skulpturen das Publikum herein und in der zugigen Empfangshalle gab es ehrgeizige Sonderschauen. Die 55. Ausgabe der Kölner Kunstmesse bot dagegen nur Baustellenflair vor der Tür und dahinter eine Sicherheitsschleusen-Installation mit Taschenkontrolle und Körper-Scanner.

Bei Ropac vermisst man die großen Drei

Allzu sehr wurde die Kauflaune dadurch offenbar nicht gekitzelt. Das Geschäft sei „etwas zäh“, hieß es am Stand von Thaddaeus Ropac, Aeneas Bastian war „ganz zufrieden“ und Christian Nagel wollte immerhin „nicht schimpfen“. Andere Galeristen äußerten sich ähnlich. Man habe verkauft, aber es könnte besser sein. Euphorie klingt anders.

Im letzten Art-Cologne-Jahr hatten zahlreiche Händler bei den Sammlern noch einen coronabedingten Nachholbedarf verspürt und waren entsprechend gut gelaunt abgereist. Am Samstagabend war die Stimmung merklich gedämpfter. Bei Bastian hatten sich zwar viele Besucher für Emil Noldes Seestücke interessiert, und der Berliner Galerist konnte seinen Beuys-Flügel mit Holzkreisel auf Porzellanteller für ein Museum reservieren. Aber insgesamt hätte ihm nach dem „sehr guten“ Mittwoch das Fachpublikum gefehlt, so Bastian.

Momentan sitzt das Geld vielleicht etwas tiefer in den Taschen
Christian Nagel, Galerist

Bei der Frage nach möglichen Gründen gingen die Antworten auseinander. Arne Ehmann von Ropac vermisste die großen Drei (Zwirner, Gagosian, Hauser & Wirth) in Köln und mutmaßte, dass es einfach zu viele Messen gebe. Allerdings muss sich Art-Cologne-Chef Daniel Hug offenbar keine Sorgen darüber machen, dass ihm mit Ropac eine weitere Megagalerie von der Fahne geht. „Wir werden immer hier sein“, versicherte Ehmann, dazu habe man einfach zu viele deutsche Kunden.

Christian Nagel (Berlin/Köln) rätselte darüber, ob den Sammlern das Geld angesichts der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten derzeit „etwas tiefer in der Tasche sitzt“. Auch der Umzug aus dem Frühling in den Herbst könnte für Nagel eine Rolle spielen. Den großen Auftrieb belgischer und niederländischer Sammler, den Hug durch den neuen Termin prophezeit hatte, will Nagel nicht bemerkt haben. Auch bei Ropac hieß es am Samstag nüchtern: „Ein paar Belgier waren da.“

Die luftige Hallenplanung wurde überall gelobt

Allgemein gelobt wurde die neue, luftigere und übersichtliche Hallenplanung der Art Cologne – von Thomas Zander (Köln) mit dem Zusatz versehen, genau dies hätten die Händler seit Jahren gefordert. Dem Kunst- und Antiquitätenhändler Thomas Schmitz-Avila erschien die Art Cologne rein optisch sogar als „Hort der Glückseligkeit“, während es bei den Verkäufen noch etwas zwicke. Allerdings hatte sich Schmitz-Avila auch keinen Illusionen darüber hingegeben, dass ausgerechnet das neu geschaffene Inselprogramm „Art & Object“ die Flaute am Antiquitätenmarkt beleben würde.

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