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AC/DC in DüsseldorfDie stoische Präzision der Rock 'n' Roll-Arbeiter

4 min
Das Bild zeigt Brian Johnson (links) und Angus Young (rechts) der Band AC/DC bei ihrem Auftritt in Düsseldorf.

Brian Johnson und Angus Young bei dem Konzert ihrer Band AC/DC in Düsseldorf

AC/DC spielen in Düsseldorf und machen alles wie immer. Ihre Verlässlichkeit macht die Band unverwüstbar.

Es gibt Bands, die scheinen schon immer dagewesen zu sein und nie mehr zu gehen. AC/DC sind eine solche. Als um kurz vor elf Uhr am Dienstagabend ein letztes Mal die Kanonenschläge zu „For those about to Rock“ durch die Düsseldorfer Arena donnern und sich die australischen Hardrock-Veteranen standesgemäß salutierend verabschieden, als sich die knapp 40.000 Zuschauer aufmachen Richtung Ausgang, Bahnhaltestelle oder Parkplatz und in ihre Autos steigen, deren Kennzeichen einen Radius abdecken, der weit über die Landesgrenze hinaus reicht, liegt nicht etwa die Aufregung in der Luft, gerade Zeuge eines Spektakels geworden zu sein, über dass die Pop-Welt noch in Jahren sprechen wird.

Auf der Videoleinwand glänzt die Haut schweißnass, jedes Detail des Gesichts ist für Tausende zu sehen, das Hemd aufgeknöpft, Sakko, Hut und Krawatte haben die Zeit nicht überdauert. Der Blick ist konzentriert. Angus Young hat gerade den Höhepunkt des Konzertes seiner Band AC/DC bestritten, jetzt blickt er fordernd ins Publikum. Angus Young ist seine Band, Angus Young ist AC/DC.

Arbeiter des Rock 'n' Roll

Hinter ihm liegt ein epochal-ausuferndes Gitarrensoli, mit dem er den Song „Let There Be Rock“ ausklingen lassen hat, hinter ihm liegen mehr als zwei Stunden körperliche Höchstleistungen. Young ist seit 1973 dabei, er ist seit dem Ausstieg seines 2017 verstorbenen Bruders Malcolm Young, einzig verbliebenes Gründungsmitglied der Gruppe.

Der 70-Jährige tut, was er immer schon getan hat, er läuft, er springt, er bewegt sich in seinem unnachahmlichen Duckwalk über die Bühne, er wirft sich auf die Bühne und dreht sich liegend im Kreis.Immer noch in der britischen Schuluniform, die seit Jahrzehnten sein Markenzeichen ist, nur das Haar ist mittlerweile schneeweiß. Young macht das alles, wie auch der Rest der Band, mit einer unglaublichen Präzision – und mit Leuchten in den Augen.

Er ist ein Arbeiter, genauso wie Brian Johnson, seit 1980 Sänger der Band, ein Arbeiter ist, ein Arbeiter am Gesang. Johnson ist nicht der beste Sänger und an diesem Abend in Düsseldorf zeigt sich das ein oder andere Mal der Verschleiß, aber der Mann ist 77, da darf man auch mal nachsichtig sein. Vor allem aber: Johnson gibt alles, schindet sich und steht zu sich. Das ist rau, ehrlich, das ist Rock ’n’ Roll.

Auf dem Bild sind Angus Young (links, im Hintergrund) und Sänger Brian Johnson (vorne) der Band AC/DC zu sehen. Foto: Marcus Flesch.

Brian Johnson (im Vordergrund) lässt sich beim Auftritt seiner Band AC/DC in Düsseldorf feiern.

Liebgewonnene Verlässlichkeit

Man hat sie liebgewonnen, die Vertrautheit und Verlässlichkeit, die seit eh und je mit AC/DC einhergehen, auch wenn sie eigentlich dem Rock 'n' Roll-Gedanken widerstreben. Dafür sorgt auch die Rhythmusfraktion, die mit stoischer Präzision ihren Part herunterspielt. Rhythmus-Gitarrist Stevie Young, der Neffe Angus Youngs, der seit 2014 dabei ist, Schlagzeuger Matt Laug und Bassist Chris Chaney kommen gerade einmal auf höchstens zwei Jahre Bandmitgliedschaft und doch wirken die drei, als hätten sie nie etwas anderes gemacht, als zusammengespielt. Auf der Bühne hält sich das Trio im Hintergrund. AC/DC, das ist vor allem Angus Young.

Ein paar Feuerbälle bei „Highway to Hell“, eine überdimensionale Deko-Glocke während „Hells Bells“ und natürlich die Kanonen beim abschließenden „For those about to rock“ – vielmehr braucht es nicht an Show-Elementen. Die Show ist die Band selbst. Young und Johnson, das sind vor allem auch Hits. Hits, die jeder kennt, auch die, die keine Fans sind. „Back in Black“, „Thunderstruck“, „You Shock Me All Night Long“, „TNT“ aus dem Zugabenblock, Songs, die, die meisten schon einmal gehört haben dürften.

Das Publikum ist folglich auch überraschend bunt durchmischt, die bierbäuchigen Ü50-Jährigen, an deren Kutten die Stoffpatches favorisierter Bands wie Auszeichnungen haften, sind nicht in der Mehrzahl. Viele der Besucher sind halb so alt, wie die Bandgeschichte lang, manche noch jünger – Kinder mit überdimensionalen Ohrschützern sind mehr als einmal zu sehen.

Auf AC/DC können sich alle einigen. Und sie teilen die Gewissheit, dass diese gemeinsame Momente mit der Band noch lange nicht die letzten sein werden. Diese Gewissheit fühlt sich gut an.