Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Supermarkt-ModeWarum die Lockdown-Jugend für „Aldi-Letten“ Schlange steht

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt (9)

Knallig, billig, geil: die Aldi-Letten 

Essen – Schon vor vier Jahren galten Adiletten – Badeschlappen, die man am besten über weiße Tennissocken trägt – plötzlich als schick. Französische Hip-Hopper hatten sie als Accessoire der Stunde adoptiert. Vor rund 50 Jahren hatte Adidas-Gründer Adi Dassler die Gummilatschen für die deutsche Nationalelf zur WM in Mexiko entworfen, so konnten die Fußballer ihre wichtigsten Körperteile auch unter der Dusche schützen.

Die erzwungene Stubenhockerei in der Pandemie verlieh der einst fragwürdigen Fußbekleidung zusätzliches modisches Gewicht. Gefragt war nun alles, aus dem man ohne weiteren Aufwand rein- und wieder herausschlüpfen konnte. Jetzt ist es Aldi Nord gelungen, den Schluffi-Schick mit einer eigenen Kollektion von bewusst einfach und knallig gehaltenen Teilen noch zu unterbieten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Herzstück von „Aldi Original“ sind die umgetauften „Aldi-Letten“: Gummi-Sandalen in den firmeneigenen Farben  – Blau wie ein Müllbeutel oder Orange wie einst die Creme 21-Flasche  – zu 5,99 Euro das Paar. Und die Aldi-Letten sind ein Verkaufsschlager: Wo immer der Discounter in den vergangenen Tagen sein  silbernes Pop-Up-Store-Zelt  aufschlug, bildeten sich lange Schlangen vorwiegend junger Kunden. Die Lockdown-Jugend trägt Aldi.

Das ist nur recht und billig. Das französische Modelabel Balenciaga übt sich bereits seit einiger Zeit in der kulturellen Aneignung  proletarischer Ikonografie, verkauft formlose Jogginghosen und nachgebaute Ikea-Tragetaschen für Tausende von Euro. Lars Eidinger sprang 2020 auf diesen Zug auf, als er mit einer 550-Euro-Designer-Tasche posierte, die  der guten alten Aldi-Tüte nachempfunden war. Jetzt kauft die Jugend – die ist ja nicht blöd – ihren Trash-Schick also direkt und kostengünstig beim Original-Erzeuger. Und Aldi weiß seinen Hipness-Faktor optimal zu nutzen.