#allesdichtmachen„Man darf das sagen“ – Laschet stärkt Liefers den Rücken

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Laschet und Liefers 3 nach 9

Armin Laschet (r.) und der zugeschaltete Jan-Josef Liefers am Freitagabend bei 3nach9

Bremen – Seit Donnerstagabend sorgt die Aktion #allesdichtmachen, bei der mehr als 50 Schauspieler auf Instagram die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung mit satirischen Videos kritisieren, für Aufregung in den deutschen Feuilletons, im TV und vor allem auf den Social-Media-Plattformen. Inzwischen haben sich mehrere Akteure von ihrer Teilnahme distanziert, sich teilweise entschuldigt und ihre Videos entfernen lassen.

Zu den Prominenten gehört auch „Tatort“-Schauspieler Jan Josef Liefers, dessen ironischer Beitrag zum Thema Medien noch immer online ist. Liefers rechtfertigte sich im Verlauf des Freitags auf mehreren Kanälen für sein viel kritisiertes Video, unter anderem im WDR. Auch in der Radio Bremen-Talkshow 3nach9 war Liefers abends zugeschaltet. Zu den anderen Gästen gehörte hier auch der frisch gekürte Unions-Kanzlerkandidat und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.

Laschet stärkte Liefers und den weiteren #allesdichtmachen-Aktivisten den Rücken. „Man darf das sagen in einem freien Land“, betonte er. Es sei „ganz schlimm“, dass gegenüber Andersdenkenden zu leichtfertig der Vorwurf einer rechten Gesinnung erhoben werde. „Von diesen 50 ist keiner AfD, ist keiner rechts“, zeigte sich Laschet überzeugt: „Sie haben eine andere Meinung als die Mehrheit“.  „In Krisensituationen ist auch die Minderheitsmeinung gerade von Künstlern und Intellektuellen wichtig“, betonte der CDU/CSU-Kanzlerkandidat. Laschet betonte allerdings auch, er teile diese Meinung nicht.

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Liefers, der per Videoschalte an der Sendung teilnahm, bekräftigte wie schon zuvor auf Facebook und Twitter, dass es keineswegs das Ziel der Aktion gewesen sei, „rechte Schwurbler und Wirrköpfe zu munitionieren“. Es sei ihm aber ein wichtiges Anliegen, sich zu diesem Thema zu Wort zu melden. „Bei allen liegen die Nerven blank inzwischen, und ich gebe zu: auch bei mir“, betonte er. Der Schauspieler räumte ein, dass Ironie womöglich ein ungeeignetes Mittel gewesen sei. „Mir fehlt im Moment die Transparenz“, erklärte Liefers. Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Bundesregierung immer wieder neue Formen des Lockdowns verhänge. 

Kritik an Moderatoren di Lorenzo und Rakers 

Auch in diesem Punkt pflichtete ihm Laschet bei. „Ich glaube, dass es berechtigt ist, auch die anderen Opfer der Pandemie einmal zu nennen“, so der Politiker. Dabei denke er etwa an Kinder, die beim Lernen auf Distanz ins Hintertreffen gerieten, an Suizidgefährdete und an Altenheimbewohner, die einsam sterben mussten.

Nach der Ausstrahlung der Sendung meldeten sich bei Twitter viele User zu Wort, die sowohl Laschet als auch die Moderatoren Judith Rakers und Giovanni di Lorenzo kritisierten. „Laschet gibt noch Schützenhilfe für Liefers", heißt es da beispielweise. 

Die Moderatoren wiederum hätten nicht intensiv genug bei Liefers nachgehakt:

Kritik von Matthes an den Kollegen von #allesdichtmachen

Die Internetaktion ist nach Ansicht von vielen Kritikern mit Blick auf die öffentliche Meinungsbildung problematisch. Der Präsident der Deutschen Filmakademie, Schauspieler Ulrich Matthes, sagte am Samstag, er habe sich sehr gewundert über die Unterstellung in den meisten der Videos, es gäbe keinen Diskurs darüber, ob die Maßnahmen in der Pandemie berechtigt seien.

„Dieser Diskurs wird seit einem Jahr medial geführt. Der wird im Bundestag geführt, den führen die Stammtische, den führen wir permanent alle“, sagte Matthes. „Und die Kolleginnen und Kollegen beklagen mittels dieser vermeintlichen Satire, dass dieser Diskurs nicht stattfände und geben damit - und das ist meine Hauptkritik - indirekt Schützenhilfe für die Querdenkerszene und die AfD.“ (red, dpa)

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