Altarbilder aus St. KunibertSo verschlug es den hl. Cyriakus aus Köln nach Darmstadt

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Ein Papst weiht einen vor ihm knienden Mann.

Meister des Cyriakus-Altars: Papst Marcellus weiht den Heiligen Cyriakus zum Diakon

Das Hessische Landesmuseum hat drei Altarbilder gekauft, die eigentlich nach Köln gehören. Ein falscher Baron half auch dabei. 

Wenn sich ein hessisches Museum rühmt, drei Hauptwerke der mittelalterlichen Kölner Malerei gekauft zu haben, darf man einerseits gratulieren. Andererseits darf man fragen, auf welchen Wegen die Gemälde eigentlich an den falschen Ort gelangten. Im konkreten Fall geht es um drei Tafeln aus dem 1540 in Köln geschaffenen Cyriakus-Altar, die das Landesmuseum Darmstadt bereits letztes Jahr für rund 254 000 Euro bei einer Auktion erwerben konnte und nun feierlich präsentierte.

Bis ins Jahr 1802 gehörten die drei Tafeln zum mutmaßlich 18-teiligen Altar der Kölner Stiftskirche St. Kunibert. Während der napoleonischen Säkularisierung erlitt die Bildergeschichte des heiligen Cyriakus, Schutzpatron der Winzer und Wunderwaffe gegen teuflische Versuchungen, offenbar das Schicksal so vieler Kölner Altäre: Er wurde in einzelne Teile zersägt und in alle Himmelsrichtungen verkauft. Die mittelalterliche Kunstgeschichte Kölns ist seitdem durch Puzzlearbeit geprägt. An dieser beteiligt sich auch das Hessische Landesmuseum, das mit seinen Neuerwerbungen nun acht der 18 Altarbilder aus St. Kunibert besitzt. Sechs weitere Tafeln befinden sich nach Angaben des Museums in der Sammlung der Alten Pinakothek in München, die übrigen vier wohl in „unbekanntem Privatbesitz“.

Die ersten Teile des Cyriakus-Altars gelangten bereits 1805 nach Darmstadt

Die ersten Teile des Cyriakus-Altars gelangten bereits 1805 nach Darmstadt, und zwar durch das Vermächtnis eines besonders schillernden Kölner Sammlerexemplars: Baron Adolf von Hüpsch, geboren 1730, gestorben 1805 in seiner Kölner Wahlheimat. Hüpsch hieß eigentlich Jean Guillaume Fiacre und verlieh sich den Adelstitel, nachdem er in Köln nach dem Medizinstudium in den Rentnerberuf gewechselt war. Seine Einnahmen investierte der umtriebige Naturforscher und Universalgelehrte, der Korrespondenzen mit zahlreichen Wissenschaftlern und Fürsten pflegte, in seine riesige Sammlung, die vor allem aus Manuskripten, Mineralien, Kostümen und Waffen, später aber auch aus Gemälden von Stefan Lochner oder eben dem Meister des Cyriakus-Altars bestand.

Gerne hätte Hüpsch der Stadt Köln seine Sammlung vermacht, sofern ihm diese dafür zu Lebzeiten ein schönes großes Haus überlassen hätte. Aber die Stadt wollte nicht oder nicht so wie der falsche, aber umso standesbewusstere Baron. Stattdessen fand er einen adligen Abnehmer im Landgrafen von Hessen-Darmstadt und setzte die verwandte Sammlerseele als Erben ein. Nach Hübschs Tod im Jahr 1805 wollte die Stadt Köln die Sammlung dann doch nicht ohne weiteres ziehen lassen. Sie erbettelte etliche urkölnische Exponate, zeigte an den Altarbildern aber angeblich kein gesteigertes Interesse. So darf man sich heute in Darmstadt freuen und in Köln zähneknirschend gratulieren.

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