Architekt Erwin H. Zander gestorbenGebäude aus einem beweglichen Geist

Lesezeit 2 Minuten
Die Musikhochschule Köln ist vor den Domspitzen zu sehen.

Die Kölner Musikhochschule (1973-1977), entworfen unter anderem von Erwin H. Zander

Er baute ikonische Häuser in Köln und prägte den Kölnischen Kunstverein. Zum Tod des Kölner Architekten Erwin H. Zander

Sein terrassenförmiges Silberhaus ist einer der wenigen Lichtblicke am Kölner Barbarossaplatz. Mit versetzten Stufen und viel Glas verlieh der Kölner Architekt Erwin H. Zander dem wuchtigen Wohn- und Geschäftshaus eine erstaunliche Leichtigkeit. Auch die gestapelte Musikhochschule im Kunibertsviertel, entstanden 1973 bis 1977 als kollektive Leistung mehrerer Architekturbüros, ist mit ihren roten, den Sichtbeton zum Tanzen bringenden Verkleidungen immer noch ein Schmuckstück der modernen Nachkriegsarchitektur.

Zander leitete den Kölnischen Kunstverein in dessen großer Zeit

Am bekanntesten war allerdings Zanders eigenes Wohnhaus. In Hahnwald verband er die naturverbundene Kuppelarchitektur von Nomadenvölkern mit den modernen Zeltkonstruktionen Frei Ottos zu einem einzigartigen, von Efeu und Wein bewachsenen Holzbauensemble. Aus der Ferne erinnerte es an Maulwurfshügel oder auch an den Zuckerwattefuturismus der Kinderbuchserie Barbapapa. Leider wurde das Haus abgebrochen, nachdem Zander seine Geburtsstadt Köln in Richtung Berlin verlassen hatte.

Erwin H. Zander wurde 1929 in Köln geboren, erstes Aufsehen erregte sein Wohn- und Atelierhaus für den Künstler Ernst Wilhelm Nay in Lindenthal. Die Neigung des Architekten zur Kunst führte ihn dann auch an die Spitze des Kölnischen Kunstvereins. Zwischen 1974 und 2002 leitete er dessen Geschicke als Vorstandsvorsitzender, also ziemlich genau in den legendären Jahren, die das Haus in ganz Deutschland und über dessen Grenzen hinaus zu einer ersten Adresse für junge Kunst machte. Allein mit Wulf Herzogenrath arbeitete Zander 15 Jahre zusammen, nach dessen Abgang holte er Marianne Stockebrand als Direktorin und nach dieser Udo Kittelmann als Direktor.

In einem Interview mit dieser Zeitung blickte Zander 1999 auf 25 Jahre am Kunstverein zurück. „Ich kann mir schon vorstellen“, so der damals 70-Jährige, „dass das Leben mit junger Kunst, überhaupt mit Kunst, und die dazugehörigen Auseinandersetzungen einen beweglich hält. Da ich das Experiment liebe, drückt sich das auch in geistiger Beweglichkeit aus.“ Ganz nebenbei beschrieb Zander damit seine Arbeit als Architekt: Seine Gebäude bleiben jung, weil sie einem beweglichen Geist entstammen. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Erwin H. Zander am 29. Dezember in Berlin verstorben. Er wurde 93 Jahre alt.

KStA abonnieren