So wird der Tatort am 1. JanuarDas Krimijahr beginnt mit einem Abschied

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Franziska Weisz steht an einem Mikrofon und lächelt. Hinter ihr spielt ein Mann Schlagzeug und ein anderer Gitarre. Die Szene spielt in einer Bar, die zu Falkes Jubiläum mit Wimpeln dekoriert ist.

Julia Grosz (Franziska Weisz) gibt ein Ständchen zum Dienstjubiläum von Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring)

„Was bleibt“ ist der letzte Tatort mit Franziska Weisz als Oberkommissarin Julia Grosz. Es ist kein großartiger Abschied.

Der erste Tatort des Jahres 2024 ist ein Abschied. Der Krimi mit dem Titel „Was bleibt“ ist der letzte Fall mit Franziska Weisz als Oberkommissarin Julia Grosz, die seit 2016 für den Hamburger Tatort neben Wotan Wilke Möhring (Thorsten Falke) ermittelt. Die Folge wird feiertagsbedingt erst am Montag, 1. Januar, um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt.

Doch es ist gar nicht Julia Grosz, die in diesem Fall im Vordergrund steht, sondern ihr Kollege. Der feiert sogar sein 25. Dienstjubiläum. Eine kleine Polizeiband mit Julia Grosz als Sängerin spielt Lieder, die ganz auf Falkes Geschmack zugeschnitten sind, zum Beispiel „Seven Nation Army“ von den „White Stripes“ oder „Where is my Mind?“ von den „Pixies“.

Inmitten der Feierlichkeiten bekommt der Kommissar aber einen Anruf. Jemand braucht seine Hilfe, will sich mit ihm in einem Skatepark treffen, sagt aber nicht warum. Die Zuschauer haben zuvor gesehen, wie der junge Anrufer (Malik Blumenthal) bei einer Razzia gegen eine kriminelle Organisation flüchtete.

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In „Was bleibt“ muss Thorsten Falke ein Versprechen einlösen, an dass er sich nicht erinnert

Falke bricht zum Skatepark auf. Der Fremde scheint Falke wirklich zu kennen, erinnert sich etwa an eines seiner alten Fahrräder. Er spricht von einem Versprechen, dass Falke ihm vor langer Zeit gegeben haben soll. Der Kommissar erinnert sich nicht daran, will erstmal wissen, wer der junge Mann ist, wie soll er ihm sonst helfen? Doch der will ihm diesen Vertrauensvorschuss nicht geben, bleibt stattdessen bei Anschuldigungen, und kratzt dann die Kurve.

Erstes Deutsches Fernsehen (ARD)

Was bleibt | Tatort

Der Fremde sucht sich also woanders Hilfe: Erst bei Björn Timmig (Gerhard Garbers), der sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagiert, dann beim Tischler Oliver Timmig (Hanno Koffler). Diese Hilfe fordert er  vehement und unter Drohungen ein. Nur kurz danach ist er tot. Thorsten Falke versucht mit Hilfe von Julia Grosz die Identität des Unbekannten herauszufinden, um den Mord an ihm aufzuklären, und reist damit in eine Vergangenheit, an der er auch selbst teilhatte.

So wird der letzte Tatort mit Franziska Weisz

Man würde annehmen, dass Julia Grosz in ihrem letzten Fall nochmal im Vordergrund steht. Das ist bei „Was bleibt“ nicht so, es ist ganz klar Thorsten Falkes Fall. Gleichzeitig gibt sich der Krimi alle Mühe, dem angedrohten Abschied der Figur zum BKA emotionales Gewicht zu geben. Falke nagt sichtlich daran, und auch Grosz scheint nicht so recht fortgehen zu wollen. Die beiden sind sich nahe gekommen.

Rein visuell gehört die Folge sicher zu den besseren Tatorten. Schon die Einstiegsszene legt mit einer viereinhalb-minütigen Szene ohne Schnitte die Messlatte nach oben. Immer wieder spielt der Krimi mit Noir-Elementen, die durch die starken Kontraste zwischen Dunkelheit und Licht viel Stimmung schaffen. Die mündet dann aber in einer recht blassen Handlung.

Die Nebenfiguren sind durch die Bank weg so unterbeleuchtet, dass man sie schon unmittelbar nach dem Abschalten vergessen haben dürfte. Sie haben keine starken Szenen, mit der man sie als Individuen hervorhoben könnte. Für eine Folge, die mit dem Konzept Identität spielt und die Frage in den Raum wirft, wer wir eigentlich sind und wie groß die Rolle der Herkunft dabei ist, hätte man da etwas mehr erwarten können. Vielleicht hätte man auf die eine oder andere Gesangsszene verzichten können, um den Figuren etwas mehr Zeit geben zu können. Das Ende verbucht man dann wohl oder übel unter Arbeitsunfall.

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