Arthur und Lucas JussenKlavierduo begeistert in der Kölner Philharmonie

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Lucas und Arthus Jussen sitzen beide ganz in schwarz gekleidet auf einer weißen Bank.

Lucas (li.) und Arthus Jussen

Die Brüder Lucas und Arthur Jussen aus Hilversum sind das aktuell vielleicht angesagteste Klavier-Duo. In der Kölner Philharmonie stand  Mendelssohns frühes E-Dur-Konzert für zwei Klaviere auf der Agenda.

Raumfüllend stürmen sie die Philharmonie, mit ihren gestylten blonden Mähnen Kreuzungen aus Lohengrins und Youtube-Helden. Tatsächlich sind sie für Wagner-Helden pur zu heiter, zu sympathisch nahbar, zu unbefangen in ihrer sportlich-grazilen Energie.

Erneut also absolvierten die Klavierbrüder Lucas und Arthur Jussen aus Hilversum, das aktuell vielleicht angesagteste Duo im einschlägigen Metier, einen gefeierten Auftritt im WDR-Abokonzert in der Kölner Philharmonie. Diesmal stand Mendelssohns frühes E-Dur-Konzert für zwei Klaviere auf der Agenda, ein noch klassizistisches Werk, das Mendelssohns späteren Personalstil nur in Ansätzen erkennen lässt.

Erfreulicherweise versuchten die Jussens nicht, mehr daraus zu machen, als drin steckt. Selbstbewusste Virtuosität, Glanz und gute Laune sind hier gefragt, und Lyrisches mit Neigung zum Salon braucht auch nicht zu fehlen. Klar schaut da immer wieder Mozart um die Ecke – was die beiden auch keineswegs verleugneten. Nicht nur Technik und Anschlag sind superb, die Dramaturgie des Zusammenspiels ist es ebenso.

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Die Dramaturgie des Zusammenspiels ist superb

Gleich der Solo-Einstieg im ersten Satz: Das erste Klavier öffnet die Phrase zur Dominanten hin, das zweite schließt sie symmetrisch zur Tonika. Das kann man nüchtern referieren, aber man kann es eben auch – wie die niederländischen Gäste – als ein vitales, inspiriertes Frage-Antwort-Spiel inszenieren.

Bei Igor Romas als Zugabe servierter und vom Publikum zu Recht bejubelter „Fledermaus“-Paraphrase (mit Swing-Attitüden) schlugen sie dann kontrolliert über die Stränge. Keine Frage: Da muss niemand zum Jagen getragen werden, die Jussens wollen nur spielen, spielen, spielen – und wenn sie das können, sind sie glücklich.

Losgegangen war es ebenfalls mit Mendelssohn: mit der genialen „Sommernachtstraum“-Ouvertüre. Das WDR Sinfonieorchester unter seinem bewährten, weil äußerst genau und mit präzisester Klangvorstellung agierenden Gastdirigenten Krzysztof Urbanski exekutierte das Stück quirrlig, temperamentvoll, mit feinster Zeichnung in den leise-heiklen Streicherthemen. Freilich: Richtig romantisch klang das noch nicht, dafür war die Trennung der Instrumentalregister eine Spur zu stark.

Großartig hingegen der Zusammenschnitt aus Prokofjews „Romeo und Julia“-Ballettsuiten nach der Pause. Da klang es mal nach Mahlers Trauermärschen, dann wieder wie Rachmaninow und auch willkommen nach Filmmusik, hier perkussiv, dort sentimental in hochgespanntem Espressivo – und auf jeden Fall von Satz zu Satz fantasievoll anders. Fest und Katastrophe ereigneten sich mit szenischer Gewalt, eine ganze klingende Welt der Gefühle und Charaktere erstand auf dem Podium. Viel besser kann man das eigentlich kaum machen.

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