Ausstellung über Mode in BonnJedes Outfit ist ein Statement

Blick in die Ausstellung „Dress Code“
Copyright: Bundeskunsthalle / Laurin Schmid
Bonn – Ein klassischer, grauer Herrenanzug steht für Seriosität. Er ist eine Art Uniform, der seinen Träger einer bestimmten Gruppe zuordnet, ihn darin aufgehen lässt. Ein grauer Herrenanzug, bei dem die Hose durch einen Rock ersetzt wird, wie es das japanische Label Comme des Garçons in seiner Herbst-/Winterkollektion 2009 tat, ist hingegen ein Bruch mit Erwartungen und wird so zum Statement. Aus Konformität wird Individualität.
Es gibt viele solcher kleinen und großen Brüche, Verschiebungen und Neuinterpretationen in der Ausstellung „Dress Code – Das Spiel mit der Mode“, die die Bundeskunsthalle in Bonn nun zeigt. Die Schau des National Museum of Modern Art, Kyoto und des Kyoto Costume Institute war in Japan ein großer Erfolg und ist nun erstmals in Deutschland zu sehen – mit einigen Ergänzungen.
Viele Aspekte, die eng mit Mode verknüpft sind – etwa die Auswirkungen der Fast Fashion – thematisiert die Schau nur in Schlaglichtern, ihr geht es vornehmlich um die Frage, mit welchen Dress Codes, also Kleidervorschriften, wir uns alle jeden Tag konfrontiert sehen. Auch wenn wir sie ablehnen, müssen wir uns zu ihnen verhalten. Folgen wir ihnen? Begehren wir dagegen auf? Wann sind wir authentisch und wann nur verkleidet? Mode ist immer Kommunikation, auch ein schlichtes, weißes T-Shirt sagt etwas aus.
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Die Ausstellung zeigt anschaulich und ansprechend anhand konkreter Beispiele und Fragestellungen (Müssen wir uns an Kleidervorschriften halten? Wie werde ich von anderen (an-)gesehen?), welche Antworten Modedesigner auf diese Fragen gefunden haben und fordert die Besucher auf, selbst Stellung zu beziehen.
Wenn Uniformen zu Protest werden
Camouflage-Muster wurden einst für Soldaten im Krieg entwickelt, doch als sie unterschiedliche Subkulturen der 60er bis 80er Jahre für sich entdeckten, wurde aus dem Uniformstoff plötzlich Protest. Und was sagt es dann aus, wenn Dior 2001 ein Abendkleid aus Camouflage schneidert?
Jeanshosen waren mal Arbeitsbekleidung, dann Protest, heute sind sie Mainstream. Das in den 1950er Jahren entworfene Chanel-Kostüm wurde zur Ikone, bis heute wird es von berühmten Designern zitiert – oder kopiert?Auch die Beziehungen von Kunst und Mode beleuchtet die Ausstellung. Jeff Koons lässt für Louis Vuitton die Mona Lisa auf Rucksäcken lächeln.
Die japanische Designerin Rei Kawakubo arbeitete mehrmals mit Makato Takahashi, einem führenden Manga-Künstler zusammen, und bedruckte etwa Kleider mit seinen Illustrationen.
Mode von 60 Designerinnen und Designern gibt es in Bonn zu entdecken – darunter Giorgio Armani, Chanel, Issey Miyake und Burberry. Es ist – zumal nach den trostlosen Monaten im Lockdown – ein wahrer Rausch an Farben, Formen und Stoffen.
Auch zeitgenössische Kunst
Zeitgenössische Kunst, unter anderem von Tom Sachs, Cindy Sherman oder Juergen Teller treten darüber hinaus in einen Dialog mit der gezeigten Mode und vertiefen so den Eindruck. Ein großer Spaß ist etwa die Reihe „Photo Notes 1992 - 2019“ von Hans Eijkelboom, für die er in Fußgängerzonen Passanten fotografierte und nach ähnlichen Motiven sortierte.
Ergänzend zu der Ausstellung konzipierte die Bundeskunsthalle zudem ein „Fashion Lab“, das zum einen die hiesige Modeszene in den Fokus rückt – darunter Ayzit Bostan, Herr von Eden, Julia Heuer und Tra My Nyguyen. Zahlreiche partizipative Elemente laden darüber hinaus zur Selbstinszenierung ein. Vor einem Smart Mirror kann man zum Beispiel virtuell Designer-Outfits anprobieren.
„Dress Code – Das Spiel mit der Mode“ ist bis 12. September in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen. Ein Besuch ist nur mit einem gültigen Zeitfenster-Ticket möglich. Die Vorlage eines negativen Coronatests ist nicht notwendig.www.bonnticket.de