Bennifer 2.0Was wir über Jennifer Lopez und Ben Affleck vergessen haben

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Bennifer anno 2003

Los Angeles – Heute wollen wir über Jennifer Lopez und Ben Affleck reden und dazu muss ich erst einmal Karl Marx bemühen. Der hatte Hegels Bemerkung, dass sich alle großen weltgeschichtlichen Ereignisse und Personen zweimal ereignen, mit dem oft zitierten Zusatz versehen: „Das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“

Nun verhält es sich im Falle des erfolgreichen Filmemachers und übellaunigen Batmans Ben Affleck und der Sängerin, Schauspielerin und Rundum-Diva Jennifer Lopez aber genau andersherum. Als die beiden das erste Mal am Set eines Filmes zusammenfanden - das war 2002, also, schluck!, vor fast 20 Jahren - behandelten die Medien ihrer Beziehung, als wäre sie eine bloße Farce.

Das war natürlich höchst unfair. Versuchen Sie mal einen romantischen Abend im Sperrfeuer der Paparazzi-Kameras zu verbringen. Im Wissen, dass die so entstandenen Bilder Artikel schmücken werden, die sich über ihre gegenseitige Partnerwahl lustig machen.

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Der schlechteste Film der Welt

Das Problem war ebenjener Film, der sie zusammengebracht hatte: „Gigli“, eine romantische Komödie im Gangster-Milieu, in der die beiden Hauptdarsteller zum ersten Mal Sex haben, nachdem ihre Ex-Freundin einen Suizidversuch unternimmt und er einem unbekannten Toten im Leichenschauhaus einen Daumen abschneidet, um das von ihnen gemeinsam entführte, geistig zurückgebliebene Erpressungsopfer zu schonen. Und Sie dachten, mit einem Strauß Blumen wäre es getan!

„Gigli“ war nicht einfach einer unter vielen Kassenflops. Kritiker verhöhnten ihn als einen der schlechtesten Filme aller Zeiten. Man könne sein Popcorn unmöglich so schnell essen, wie man den leeren Eimer benötigte, schrieb der Rezensent der distinguierten „Times“. Andere waren weniger freundlich. Der Regisseur Martin Brest, der immerhin Erfolge wie „Beverly Hills Cop“, „Midnight Run“ und „Der Duft der Frauen“ zu verbuchen hatte, hat nie wieder einen Film gedreht.

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Affleck und Lopez dagegen brachten mit „Jersey Girl“ gleich den nächsten Flop in die Kinos, Lopez spielt darin Afflecks tote Frau. Jenseits der Leinwand aber schienen sie unzertrennlich, er schenkte ihr einen 2,5-Millionen-Dollar-Verlobungsring mit einem pinken Diamanten. Und wirkten doch wie schlecht zusammengenäht, ein fehlgeschlagenes Frankenstein-Experiment zur Sättigung der Klatschspalten.

Das Experiment hatte einen Namen - Bennifer - der einen Trend zum Promi-Paar-Portmanteau ins Leben rief. Im Deutschen nennt man das auch Kofferwort und wer von der Presse zu einem solchen zwangsvereint wurde, konnte gleich mit dem Kofferpacken beginnen, denn es funktionierte wie ein Ablaufdatumsstempel für solche Beziehungen: Tomkat, Brangelina, Kimye. Ach, und mein Lieblings-Portmanteau: Hiddleswift. Tom, Taylor, überlegt es euch doch noch einmal. Wir wollen Hiddleswift zurück!

Als Fotografen in Hubschraubern kreisten

Stattdessen haben wir nun also Bennifer 2.0 bekommen. Bennifer reloaded, Bennifer - Jetzt erst recht. Nur dass diesmal keiner lacht. Sondern zufrieden seufzt: Ach, Bennifer, weißt du noch? Damals, als Menschen gedruckte Hochglanzmagazine kauften, und Fotografen in Hubschraubern über Beverly-Hills-Villen kreisten, nicht ahnend, dass bald die Promis selbst zur (iPhone-)Kamera greifen und sie einfach wegrationalisieren würden?

Bennifer, das ist der Sieg der Nostalgie, der Triumph der falschen Erinnerung. Die Farce, die als weltgeschichtliches Ereignis wiederkehrt. Vielleicht auch die Bereinigung unseres kollektiven schlechten Gewissens. Hätten wir diese Liebe nicht schon damals verteidigen müssen?

Am 24. Juli, an J. Lo's 52. Geburtstag, soll Affleck ihr einen (erneuten) Heiratsantrag machen. Weiß die Klatschzeitschrift „Closer“. Hoffentlich weiß es Affleck auch. Sonst gibt es noch eine Tragödie. 

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