„Charité intensiv: Station 43“Bewegende Bilder, die nur schwer zu ertragen sind

Psychologin Laurence Erdur arbeitet in der Station 43 der Charité und kümmert sich um eine Patientin, die nach langer Zeit wieder mit ihrer Tochter sprechen kann.
Copyright: rbb/DOCDAYS/Carl Gierstorfer
Berlin – Irgendwann öffnet ein Pfleger das Fenster des Zimmers auf der Intensivstation 43 der Berliner Charité: „Damit die Seele gehen kann.“ Gerade hat wieder ein Mensch den Kampf gegen Covid-19 verloren, konnten das Pflegeteam und die Ärztinnen und Ärzte nichts mehr tun. Es ist einer von vielen berührenden Momenten, mit denen die vierteilige Doku-Serie „Charité intensiv: Station 43“ Zuschauerinnen und Zuschauer konfrontiert.
Und es ist nicht der einzige Tod, bei dem Filmemacher Carl Gierstorfer dabei war. In einer Szene sieht man eine Frau, die sich von ihrer Mutter verabschiedet, kurz bevor die Maschinen abgestellt werden. In einer anderen singt eine Frau am Bett ihres gerade verstorbenen Mannes. Und hat noch die Größe, als erstes dem Personal zu danken.
Ganz nah an den Menschen
Dem Filmemacher, der alles ganz allein gedreht hat, ist das große Kunststück gelungen, ganz nah an die Geschichten der Menschen, die auf der Station arbeiten, und derjenigen, die dort um ihr Leben kämpfen, heranzukommen. Das gelingt ihm ohne jeden Voyeurismus. Gedreht wurde nur mit der Einwilligung der Beteiligten.
„Was ich machen wollte, ist, die Arbeit und den Alltag auf der Station zu dokumentieren“, sagte Gierstorfer dem „Deutschlandfunk“. Zeigen, was ist. Darum geht es in Dokumentarfilmen. Und genau das macht der studierte Biologe, der für seinen berührenden Film über die Ebola-Epidemie in Westafrika vor einigen Jahren einen Grimme-Preis gewann. Drei Monate lang, von Weihnachten bis Mitte März begleitete er das Krankenhauspersonal, die Erkrankten und Angehörigen.
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Auf der Station 43 landen besonders schwere Fälle, denen anderswo nicht mehr geholfen werden kann. Bei diesen kommt häufig die sogenannte ECMO, die Lungenersatzmaschine, zum Einsatz. Das sind mitunter schwer zu ertragende Bilder, wenn die Maschine mit ihren dicken Schläuchen in kürzester Zeit angeschlossen werden muss.
Ein einsamer Kampf
Die Dokuserie zeigt Personal, das am Ende seiner Kräfte ist, und dennoch weiterkämpft. Auch darum, die Würde der Menschen nicht aus den Augen zu verlieren. „Zu unserem Job gehört nicht nur, das Leben zu begleiten, sondern auch das Sterben“, sagt die Intensivmedizinerin Sarah Kamel. Niemand solle allein sterben müssen.
Es gibt aber auch Erfolgsgeschichten, wie die eines Familienvaters, der sich Schritt für Schritt zurück ins Leben kämpft. Und dem es irgendwann mit heiserer Stimme und unter größter Anstrengung gelingt, seinen Namen auszusprechen.
Ein aus der Mode gekommenes Wort sei ihm auf der Station immer wieder begegnet, so Gierstorfer: Demut. Demut vor der Pandemie, vor dem Leben, vor dem Tod. Ihm ist eine berührende, intensive, aber immer auch ruhig und zurückhaltend begleitende Serie gelungen, die, wie es SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bei Twitter formulierte, jeder anschauen solle, der die Gefahren von Covid-19 verstehen will.
Am Ende der vier Teile entspannt sich die Lage auf der Station 43 ein wenig, das Personal kann durchatmen und hoffen, das Schlimmste überstanden zu haben. Man möchte sich nicht ausmalen, wie es heute dort aussieht.
Alle Folgen von „Charité intensiv: Station 43“ sind in der ARD-Mediathek abrufbar.