DC Open 2023Das bieten die Kölner und Düsseldorfer Galerien

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Ein Gemälde mit bunten Blumen und Flächen von Blau, Rosa und Grün.

Arne Quinzes Wildblumenfeld ist im Rahmen der DC Open in der Kölner Galerie Martina Kaiser zu sehen.

56 Galerien aus Köln und Düsseldorf starten im Rahmen der DC Open gemeinsam in die Herbstsaison. Ein Rundblick auf Schmeißfliegen, rosige Muttergotteswangen und wunderbar überdüngte Blumenbilder. 

Soll man es ein Jubiläum nennen? Eine stattliche Leistung ist es aber in jedem Fall: Zum 15. Mal starten Kölner und Düsseldorfer Galerien gemeinsam in die Herbstsaison, vom 1. bis zum 3. September zeigen 56 Kunsthändler (darunter 31 aus Köln) ihre neuen Ausstellungen. Wir stellen einige Höhepunkte der DC Open vor.

Pierre Soulages: Klassiker und Bettelmönch der Avantgarde

Der große französische Maler war der Bettelmönch der Avantgarde. Pierre Soulages griff zu dicken, klobigen Pinseln und tunkte sie in Schwarz, um mit möglichst geringen Mitteln die größtmögliche malerische Wirkung zu erzielen. Mit wenigen Strichen verlieh er seinen Bildern räumliche Tiefe und kaum wahrnehmbare Strukturen, die sich auf Abbildungen verlieren – so behauptete er die Eigenheit der Malerei im Zeitalter der technischen Reproduktion. Für die druckgrafischen Arbeiten des im Alter von 102 Jahren verstorbenen Klassikers gilt dies nicht weniger als für seine Gemälde. Sie erinnern an kalligraphische Zeichen oder abstrakte Strukturen und unterscheiden sich vom schwarzen Spätwerk durch ein leichtes Farbabweichlertum. Die Kölner Galerie Boisserée zeigt rund 50 Arbeiten von Soulages, mehr als ein Drittel seines gesamten druckgrafischen Werks.

Arne Quinze: Gartenbilder und abstrakter Impressionismus

Beim belgischen Maler leuchten Blumen und Farben, wie man es seit den Impressionisten selten gesehen hat. Seine Stillleben wirken etwas überdüngt, schlagen ins Abstrakte aus und doch glaubt man sofort, dass Arne Quinze im eigenen Garten Blumenknollen mischt wie Farben auf der Palette. In der Galerie Martina Kaiser sind neue Arbeiten zu sehen, darunter Wildblumen, die sich im künstlichen Rosa verlieren. So treibt Quinze die Natur über sich hinaus. Sein abstrakter Impressionismus führt in eine vor der Tür liegende und zugleich mythisch überhöhte Gartenwelt.

Georg Herold: ein Millionärsspiel namens Kunst

Eigentlich ist der Kölner Klassiker der rotzigen Kunstgeste für seine aus Holzlatten gefertigten Gemälde und Skulpturen bekannt. Für seine erste Ausstellung bei Thomas Zander huldigt Georg Herold dagegen dem Luxus exklusiver Materialien: Eine kantige Schönheit räkelt sich in Bronze, als hätte ein Bond-Bösewicht seine Goldfinger im Spiel gehabt, und an den Wänden hängen einige Kaviarbilder, für die Herold in Schellack konservierte Fischeier über die Leinwand schmiert. Beides sind natürlich ironische Kommentare zum Millionärsspiel, das sich der Kunstmarkt nennt.

Ein junges Mädchen hat riesige Lockenwickler im Haar.

Rosalind Fox Solomons Aufnahme „Getting Ready for the Dance (First Mondays), Scottsboro, Alabama“ wird bei Julian Sander gezeigt

Rosalind Fox Solomon: die kuriose Seite des Lebens

Die US-amerikanische Fotografin gehörte zu den ersten ihrer Zunft, die sich für das Leben der Kranken, Stigmatisierten und Unterdrückten interessierten. Sie porträtierte Aids-Patienten, fing die Überlebensstrategien indigener Gemeinschaften ein und zeigte den Alltag der schwarzen Bevölkerung in den Südstaaten der USA. Für die Galerie Julian Sander öffnete die 83-Jährige ihr privates Archiv und schickte Bildern von der kuriosen Seite des Lebens nach Köln: eine Festtafel mit Fuchsmasken etwa oder ein Mädchen mit überdimensionierten Lockenwicklern. Was einem eben auffällt, wenn man mit wachen Augen und geöffneter Blende durchs Leben geht.

Claire Morgan: Schmeißfliegen und Wachsfiguren

Neben den hauchzarten Arbeiten aus Samen und Bindfäden, die Claire Morgans Markenzeichen sind, nehmen sie die neuen Arbeiten in der Galerie Karsten Greve geradezu rustikal aus. Morgan erkundet eine dunkel grundierte Körperlichkeit mit Wachspuppen, denen menschliche Haare sprießen, Schmeißfliegen und der großformatigen Kohlezeichnung einer entblößten Frau als Opferlamm.

Düsseldorf: Karin Kneffel malt der Jungfrau Maria rosa Wangen

Zu den Höhepunkten in der Nachbarstadt zählen die Gruppenschau zum Jubiläum der Düsseldorfer Kunstakademie (mit Arbeiten von Beuys, Richter, Gursky usw. bei Ute Parduhn), die großformatigen, Menschen in Geometrie übersetzenden Gemälde von Heidi Hahn (bei Kadel Wilborn) und die Porträts, die Karin Kneffel von mittelalterlichen Skulpturen geschaffen hat (Galerie Schönewald). Selten sieht die Jungfrau Maria so rosig aus, wie nach einem Schminkkurs des neuen Kolorismus'.


Sämtliche teilnehmenden Galerien eröffnen am Freitag, den 1. September, ab 18 bis 21 Uhr. Am Samstag haben die Galerien von 13 bis 19 Uhr geöffnet, Sonntag von 13 bis 17 Uhr. Geführte Rundgänge finden während des gesamten Wochenendes in beiden Städten statt. Nähere Informationen unter dc-open.de.

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