Der kanadische Superstar Drake hat das erste von drei Konzerten in Köln gespielt. Es war ein Spektakel, das noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Drake in KölnEine andere Welt

Der Rapper Drake bei einem Konzert in seiner Heimatstadt Toronto im Jahr 2016
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„Es ist für mich das erste Mal in Köln. Das ist extrem wichtig für mich“, lässt der erfolgreichste Künstler der Gegenwart die Arena wissen. Fünfzehn Jahre nach seinem Debütalbum „Thank Me Later“, mehrere Welttourneen und einen abgesagten Gig in der Domstadt 2017 später, steigt eben jener erfolgreichste Künstler der Gegenwart die Treppen der Lanxess-Arena herunter und klatscht mit den Fans ab.
Aubrey Drake Graham hat die Pop-Kultur der 2010er-Jahre wie kein Zweiter geprägt, sein Einfluss findet sich in der Musik, der Mode und vor allem der Internetkultur des vergangenen Jahrzehnts. Und er ist so erfolgreich wie niemand zuvor. 120 Milliarden mal wurden seine Songs bisher auf Spotify gestreamt. Es ist nur einer der vielen Rekorde, die der 38-Jährige hält.
Für die laufende Europatournee hat sich Drake eine spektakuläre Bühne designen lassen: Ein riesiger durchsichtiger Laufsteg auf Stelzen umschloss auch in Köln den gesamten Innenraum ringförmig, an dessen Enden jeweils eine Plattform. Es gibt keinen Graben, keine Securitys. Drake ist ein Popstar zum Anfassen – und steht doch über allen.
Sein spezieller, emotionaler Gesangstil steht bei den ersten Stücken im Zentrum. Bei „Marvin's Room“ etwa, einem Song aus dem Jahr 2011. Drake wird ein paar Minuten brauchen, um warm zu werden, aber er weiß natürlich, dass es ihm gelingen wird, denn er weiß, wie man ein Publikum umschmeichelt. Und so entschuldigt er sich, dass die Kölner Fans so lange auf ein Konzert von ihm haben warten müssen und das Publikum lässt sich nur allzu gerne umschmeicheln. Spätestens bei „What Did I Miss?“, dem neuesten Stück, auf dem er seine Fehde mit Kendrick Lamar, dem anderen Rap-Superstar der Gegenwart, thematisiert, ist das Publikum nicht mehr zu halten und auch die anfangs etwas hölzernen Schritte des Künstlers sind in fließenden Rhythmus übergegangen.
Die Hit-Maschine
Drakes Stilmix aus Hiphop, R 'n' B und Pop und sein Gespür für Hits ist einmalig. Wie kein Zweiter schafft er es sowohl ein Mainstream-, als auch Nischenpublikum anzusprechen. Dem Vorwurf der kulturellen Aneignung sieht er sich seit Anbeginn seiner Karriere ausgesetzt. Er würde sich geschickt vor allem afroamerikanischer und karibischer Sounds bedienen, sie in Pop-Hits verwandeln und von der kreativen Leistung anderer profitieren, ohne diese daran zu beteiligen. Etwa von Trap, Grime, Drill, Dancehall oder Southern Rap. Befürworter halten entgegen, dass er den der breiten Masse unbekannteren Genres mehr Aufmerksamkeit einbringe. Manchen ist seine Herkunft zu bürgerlich, anderen seine Haut zu hell.
„God’s Plan“, „One Dance“, „Toosie Slide“, „Hotline Bling“ – 81 Singles des Rappers und Sängers landeten bisher in den US-Top-10, im September 2021 befanden sich unter den ersten zehn Songs neun des Ausnahmekünstlers, 13 schafften es an die Spitze der Charts. Selbst die Beatles, Madonna oder Beyoncé können da nicht mithalten.Viele seiner Songs werden zu globalen Hits. Die werden in Köln meist nur angespielt, das macht aber nichts. 40 sind es insgesamt und selbst diejenigen, die Drake nicht aktiv hören, dürften viele seiner Songs wiedererkannt haben.
Weiche Schale, weicher Kern
Mit fortschreitender Spieldauer fängt Drake immer mehr an zu reden, seine Wortbeiträge wirkte zuweilen wie Motivationsansprachen. Etwa dann, wenn er mahnt, sich an das Gute im Leben zu erinnern, denn wir alle hätten „shit that's going on in lifes“, Vorgesetzte, die einen schlecht behandeln, Freunde, die uns Geld schulden, oder die Freundin, die an unser Handy geht und herausfindet, dass es da noch eine andere Frau gibt.
Er referiert über die Liebe, von der es zwei Arten gebe. Die Liebe einer Mutter, eines Vaters oder von Geschwistern, die Liebe von Geburt an also. Und die einer Partnerin oder eines Partners, und nun sollen alle den Namen ihrer schlimmsten Ex-Partnerschaft schreien und ihr den Mittelfinger zeigen.
Generation Drake
Das Publikum in der Arena ist jung, sehr jung, in weiten Teilen dürfte es nicht einmal volljährig gewesen sein. Oder eben gerade so. Und dieses Publikum ist internetaffin, internetaffiner, als es jede Generation vor ihr war.Und so wird der Auftritt von Drake abgefilmt. Nicht ein Clip von einem besonderen Moment angefertigt oder zwei, weil der erste Versuch nicht so verlief, wie erhofft, sondern das ganze Konzert über das Handy draufgehalten. Für Instagram, für Tiktok, zum Herumzeigen unter Freunden und Freundinnen. Mit tausenden Telefonen. Denn die ganze Show ist ein besonderer Moment. Es ist der Moment ihres Lebens. Wenigstens ein bisschen. Drake ist ihr Superstar, ein Must-See, das Konzert ist das Event des Jahres für diese Generation, wie für Ü40-Jährige die Comebacktour von Oasis.
Und dann steht er plötzlich da, ihr Star, an der Kanzel seines DJs im Unterrang in Block 216, mitten im Publikum und spielt ein paar Minuten Musik, trinkt, klatscht mit dem Publikum ab. Das war wohl der überraschendste und doch kalkulierteste Moment dieser Show, der Show ihres Lebens.
Drake in Köln: Konzert zum Nachwirkung
Dieses Konzert wird noch lange nachwirken. An diesem Abend in Köln gab es nicht nur eine gute Show zu sehen, wie es sie nicht immer, aber oft zu sehen gibt. An diesem Abend in Köln gab es ein Ereignis zu feiern, und wer dabei gewesen ist, der wird davon noch lange erzählen. Zu Recht.