Im Zentrum der Aktionswoche zum „Buch für die Stadt“ steht dieses Jahr Volker Kutschers Kriminalroman „Der nasse Fisch“. Auch der Tabakkonzern JTI, der die Aktion sponsert, veranstaltete eine Lesung.
„Ein Buch für die Stadt“ mit Volker KutscherDer Krimi zeigt ein Stück Polizeigeschichte

Schriftsteller Volker Kutscher im Klettenbergpark.
Copyright: Dirk Borm
Schon in seinem ersten Auftritt im Buch „Der nasse Fisch“ raucht der Polizist Gereon Rath eine Zigarette der Kölner Marke Overstolz. 15 Jahre nach Erscheinen des Krimis liest sein Schöpfer Volker Kutscher die Szene im Pausenraum von Japan Tobacco International in Köln, also dem Tabakkonzern, der die Marke Overstolz zwischenzeitlich vertrieb.
Ein Buch für die Stadt mit Krimi „Der nasse Fisch“
Anlass der Lesung ist die Aktionswoche „Ein Buch für die Stadt“, die seit 2005 Sponsoring von JTI erhält. Wie diese Allianz zusammenkam? Das Literaturhaus, das zusammen mit dem Kölner Stadt-Anzeiger die Aktionswoche organisiert, befand sich damals in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Büros von JTI im Mediapark, und auch das damals ausgesuchte Buch für die Stadt kam wie der Konzern aus Japan: „Gefährliche Geliebte“ von Haruki Murakami.
Volker Kutscher und sein Lektor Olaf Petersenn erzählen bei der Veranstaltung einiges zum Entstehungsprozess des Romans. Dass es eine Reihe werden sollte, war dem Autor schon beim ersten Buch klar. Es sei immer traurig, sich von seinen Figuren zu verabschieden, und bei einer Reihe könne man sich damit etwas mehr Zeit lassen. Zudem ermöglicht die Romanreihe Volker Kutscher, eine langfristige historische Entwicklung zu zeigen, nämlich wie es sein konnte, dass die Deutschen sich aus einer Demokratie heraus auf die NS-Zeit zubewegen konnten. In dieser Hinsicht sei die Reihe mehr als ein Krimi, so Olaf Petersenn.
Volker Kutschers Roman wurde mit „Babylon Berlin“ zur Serie
Auch ein Stück Polizeigeschichte wird anhand des Buches deutlich. Es kommt etwa der reale Kriminalrat Ernst Gennat vor, der als Gereon Raths Vorgesetzter agiert. Gennat durchlebte sowohl die Kaiserzeit, die Weimarer Republik als auch die ersten Jahre des NS-Regimes und steht so stellvertretend für einen Polizeiapparat, der sich in die verschiedenen Regierungsformen integrierte. Zudem sei Gennat mit seiner „Kuchensucht“ so faszinierend gewesen, dass der Krimi-Autor ihm ein „literarisches Denkmal“ setzen wollte.
Seitdem Volker Kutscher 2008 den ersten Band seiner Krimireihe veröffentlichte, sind acht weitere Romane und zwei Ableger („Moabit“, 2017; „Mitte“, 2021) erschienen. Darüber hinaus gebe es einen „ganzen Kosmos an Darstellungsformen“, so Petersenn, etwa die Verfilmung bei Babylon Berlin, illustrierte Bände und Hörspiele. Mit dem zehnten Band der Gereon-Rath-Reihe soll aber Schluss sein. Der Abschied von Gereon Rath – und damit wohl sein letzter Zug an einer Overstolz – ist also nah.
Zur Veranstaltung
„Ein Buch für die Stadt“ ist eine gemeinsame Aktion von Literaturhaus Köln und „Kölner Stadt-Anzeiger“. Unterstützt wird die Initiative vom Unternehmen JTI. Das diesjährige Buch für die Stadt ist Volker Kutschers „Der nasse Fisch“, zu dem einige Veranstaltungen stattfinden. Im NS-Dokumentationszentrum findet etwa am 26. November um 15 Uhr eine thematische Führung mit dem Titel „Babylon Cologne 1929“ statt.
Informationen zu allen Veranstaltungen der Aktionswoche bis zum 26. November, zu Anmeldungen und zum Kauf von Tickets finden Sie unter: bfds.ksta.de