Kommentar zu EventimDie Kopplung von Eintritt und Impfung ist alternativlos

Lesezeit 2 Minuten
AMK 3

Ein Bild aus simpleren Tagen: AnnenMayKantereit und Peter Brings bei einem Konzert am Fühlinger See im Jahr 2019

Am Mittwoch hat Tickethändler Eventim angekündigt, den Verkauf künftig an Impfnachweise koppeln zu wollen. Ein System dafür gebe es bereits. Andere Veranstalter spielen mit ähnlichen Gedanken. Ist das nun die Impfpflicht durchs Hintertürchen?

Bereits im Frühjahr 2020 hatte Gesundheitsminister Jens Spahn deutlich gemacht: Eine Impfpflicht durch die Regierung wird es nicht geben. Doch schon in dieser frühen Phase der Pandemie war klar: Wie die Privatwirtschaft mit diesem Thema umgehen wird, hat die Regierung nicht in der Hand.

Nun prescht also Eventim vor. Ein deutliches Zeichen von einem der größten Ticketanbieter Europas. Und ein ebenso wichtiges. Gerade die Kulturbranche leidet enorm unter der Pandemie und den Lockdownphasen. Theater und Konzertsäle sind seit Monaten geschlossen, Arenen wurden seit fast einem Jahr nicht mehr gefüllt. Daran wird sich nach aktuellem Stand auch in der Zeit nach dem strengen Lockdown erst einmal nichts ändern. Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen werden inkraft bleiben, bis das Coronavirus unter Kontrolle ist. Das heißt: Selbst im besten Fall wird die Branche noch lange auf gewohnte Umsätze verzichten müssen.

Alles zum Thema Konzerte in Köln

Zugang nur mit Impfung darf keine Dauerlösung sein

Eventims Plan könnte die Lage deutlich schneller bessern, sofern andere Anbieter nachziehen. Arenen und Konzertsäle, in denen niemand mehr Gefahr läuft, schwer zu erkranken? Nicht nur wäre es unter dieser Voraussetzung rechtlich schwierig, Veranstaltungen weiter zu unterbinden. Besuchern würde auch das mulmige Gefühl genommen werden, wenn sie sich zum ersten Mal nach Monaten der Abschottung wieder in Menschenansammlungen wagen – auch, wenn es keine Garantie gibt, dass sie sich nicht weiter anstecken oder das Virus weitertragen können.

Die Kopplung von Tickets und Impfungen ist keine Entscheidung, die einer breiten Masse den Zugang zu Kulturveranstaltungen versperrt, sondern eine, die eben diesen schneller wieder für mehr Menschen ermöglichen kann – sofern das Impfstoffangebot mitspielt. Um der Branche bereits 2021 wieder auf die Beine zu helfen, ist sie nahezu alternativlos. Auch andere Sektoren könnten von diesem Weg profitieren. Dass dieser nur eine Übergangslösung und eben keine Impfflicht durch die Hintertür sein darf, muss klar sein. Sobald die Gesellschaft es sich wieder leisten kann, darf Teilhabe niemandem mehr verwehrt bleiben. Daran dürften jedoch gerade Veranstalter, die auf Schlangen an den Kassen hoffen, langfristig wenig Interesse haben.

KStA abonnieren